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Endlich ist Gottéron wieder eine Traumfabrik. Ohne sportliche Not hat Sportchef Christian Dubé seinen Trainer Gerd Zenhäusern des Amtes enthoben. Die zwei nächsten Spiele muss der entmachtete Trainer aber noch bleiben. Der neue Chef wird erst am Montag erwartet. Gottéron, wie es singt und lacht.
Nun beteuert Christian Dubé, er habe diesen neuen Chef noch nicht gefunden. Er rede mit zwei oder drei, aber noch sei nichts unter Dach und Fach. «Das schwöre ich, es ist noch nichts unterschrieben.» Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ist Christian Dubé ein Lügner oder ein Abenteurer. Den Trainer ohne Notwendigkeit absetzen und nicht wissen, wer der Nachfolger werden soll – das ist abenteuerliches Management.
Nun ist es so, dass allenthalben erwartet wird, dass Larry Huras den Job übernimmt. Also wenden wir uns der Frage zu: Wäre Larry Huras eine gute Lösung? Darauf gibt es zwei Antworten. Ja und Nein.
Ja, weil Gottéron an der Bande nicht nur einen Hockey-Taktiker – Christian Dubé will, dass seine Jungs defensiv sorgfältiger spielen – braucht. Gottéron benötigt als Traumfabrik und wichtiges Unternehmen der welschen Unterhaltungs-Industrie auch einen sprachgewandten Entertainer. Einen Trainer, der Französisch und Deutsch spricht.
Einen Trainer, der Eishockey in blumigen Worten den Chronistinnen und Chronisten und damit der Öffentlichkeit verkauft. Und darin ist Larry Huras ein wahrer Meister. Und der Kanadier ist immer noch ein grosser Bandengeneral, der mehr über Hockey vergessen hat, als die meisten seiner Berufskollegen wissen.
Nein, weil Huras nicht mehr ein ganz so grosser Bandengeneral ist wie zu seinen besten Zeiten. Er hat inzwischen fast ein wenig zu viel Selbstironie – eine Folge einer gewissen «Altersmilde». Aber auch ein «Larry Huras light» ist noch immer ein sehr guter Coach. Er wird die Mannschaft taktisch straffer strukturieren, er ist ein guter Motivator und mindestens bis Ende dieser Saison wird er mit seiner Botschaft den Verstand und die Herzen der Spieler erreichen.
Erst in einem Jahr wird Huras in Schwierigkeiten geraten, weil seine Sprüche und Methoden dann zu durchschaubar geworden sind. Wir dürfen uns bereits im Laufe der nächsten Saison auf ein unterhaltsames Amtsenthebungsverfahren freuen.
Larry Huras hat in den letzten vier Jahren vier verschiedene Teams gecoacht: Lugano, München, Ingolstadt und Modo in Schweden. Das zeigt uns, dass sein Charisma nicht mehr ganz so wirkungsvoll ist wie zu den Zeiten, als er sich vier Jahre in Ambri und vier Jahre in Lugano im Amt gehalten hat. Mit Ambri erreichte er 1999 das Playoff-Finale, mit den ZSC Lions holte er 2001, mit Lugano 2003 und mit dem SCB 2010 den Titel – und er ist anschliessend bei den ZSC Lions, bei Lugano und in Bern gefeuert worden.
Aus der Sicht eines Chronisten, der Stoff für Storys braucht, ist Larry Huras eine gute Lösung. Verständlich, dass in Fribourg die Angst umgeht, der Kanadier bekomme den Job.
Bleibt noch die Frage: Hat Gerd Zenhäusern freiwillig auf sein Amt verzichtet? Auch hier ist die Antwort: Ja und Nein. Nein, weil kein Trainer gerne sein Amt freiwillig aufgibt. Das ist auch eine Frage des Berufsstolzes. Ja, weil er tief im Herzen und in der Seele froh ist, sich dieser Extrembelastung nicht mehr länger aussetzen zu müssen.
So wäre mit der Lösung Larry Huras allen geholfen. Gerd Zenhäusern hat nun eine bessere Lebensqualität, Larry Huras käme wieder zu einem Job und Christian Dubé hätte einen lieben Freund in seiner Nähe. Schliesslich hat er ja unter Trainer Larry Huras 2010 als Spieler beim SC Bern den zweiten seiner beiden Meistertitel gefeiert.
Es gibt nur ein Problem: Die Harmonie jeder Idylle steht und fällt am Ende des Tages mit den auf dem Eis erzielten Resultaten. Aber auch das ist ja kein Problem mehr. Wenn Christian Dubé dereinst seinen neuen Trainer absetzen muss, hat er bereits einen temporären Ersatz in Lohn und Brot: Ausbildungschef Gerd Zenhäusern.