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Wenn es Davos bloss nicht ergeht wie «Wetten, dass..?»

ARCHIVBILD ZUM RUECKTRITT VON DAVOS-TRAINER ARNO DEL CURTO --- Davos' head coach Arno del Curto talks to his team during time out during the game between Team Suisse and HC Davos at the 91th Spen ...
«Ewiger» Trainer: Arno Del Curto wird in der Altjahreswoche fehlen.Bild: SPENGLER CUP
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Wenn es dem HC Davos bloss nicht ergeht wie «Wetten, dass..?»

Der HC Davos hat 2011 zum 15. und bisher letzten Mal den Spengler Cup gewonnen. Nun dürften die Davoser erstmals in diesem Jahrhundert chancenlos sein – und doch mehr denn je im Mittelpunkt des Spektakels stehen.
24.12.2018, 13:1324.12.2018, 13:50
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Natürlich hat uns zu interessieren, wer den 92. Spengler Cup gewinnt. Wir haben dem Final am 31. Dezember entgegenzufiebern. Aber eigentlich interessieren uns andere, geradezu ketzerische Fragen, die in diesem Jahrhundert bei diesem Hockeyspektakel noch gar nie gestellt worden sind. Nämlich: Ist der HCD überhaupt noch gut genug, um beim Spengler Cup eine wichtige Rolle zu spielen? Wie wird sich Davos im Abstiegskampf bewähren? Kann Harijs Witolinsch in Arno Del Curtos Schuhen stehen?

Das waren noch Zeiten: Arno Del Curto als Moderator von «Wetten, dass..?».
Das waren noch Zeiten: Arno Del Curto als Moderator von «Wetten, dass..?».bild: keystone/watson

Der HCD liegt auf dem zweitletzten Tabellenplatz. Schon bei «Halbzeit» der Qualifikation ohne jede Aussicht, die Playoffs noch zu erreichen. Der HCD tritt also sozusagen als «Lotterteam» der heimischen Meisterschaft gegen die Titanen aus Tschechien, Russland, Finnland, Deutschland und die kanadische Nationalmannschaft (Team Canada) an. Wenigstens eilen drei Spieler herbei, um dem HCD zu helfen: Der amerikanische Verteidiger Bobby Sanguinetti, der schwedische Schillerfalter Linus Klasen (Lugano) und der Zuger Dario Simion.

Wie die Rolling Stones ohne Mick Jagger

Da Spengler-Cup-Eishockey auch Menschen vor den Bildschirm lockt, die sich sonst nicht für Eishockey interessieren, kann es sein, dass sich jemand fragt: «Moment mal, habe ich den richtigen Kanal eingeschaltet?» Arno Del Curto (62) wird nämlich nicht ins Bild kommen und eine TV-Übertragung eines HCD-Spiels ohne den Engadiner im Schwenkbereich der Kameras ist wie ein Konzert der Rolling Stones ohne Frontmann Mick Jagger. Ein scheinbar ewiges Spengler-Cup-Gesetz – «ich sehe Arno Del Curto, also ist es der HCD» – gilt nicht mehr.

Natürlich wird er trotzdem präsent sein. Wenn irgendwo Experten schnattern, wird auch Arno Del Curto ein Thema sein. Deshalb hier gleich noch eine Präzisierung. Er ist in seiner 22. Saison nicht entlassen, gefeuert oder des Amtes enthoben worden. Er hat am Dienstag, 27. November am Vormittag gegen 9 Uhr sein Amt niedergelegt. Obwohl er am Sonntag zuvor seine Mannschaft zu einem 5:1 im Zürcher Hallenstadion gegen den Meister ZSC Lions geführt hat. HCD-Präsident Gaudenz Domenig, ein international hoch geachteter Wirtschaftsanwalt mit Sinn für juristische Präzision, sagt zu diesem Ereignis: «Arno Del Curto hat seinen Vertrag von sich auf den nächstmöglichen Termin per 30. April 2019 gekündigt. Wir akzeptieren diese Kündigung.»

Domenig zeigt dafür Verständnis, dass sein Trainer den Arbeitsplatz sofort verlassen hat und nicht bis zum Ende der Kündigungsfrist seines Amtes waltet. «Wir bezahlen ihm selbstverständlich den Lohn trotzdem bis zum Ende der Saison.» Im April 2019 wird der ehemalige Kulttrainer also seinen letzten HCD-Zahltag erhalten und dann ist seine HCD-Zeit per Saldo aller Ansprüche abgelaufen. Gaudenz Domenig geht übrigens davon aus, dass Arno Del Curto diese Saison keinen anderen Klub übernimmt. Auch keinen unter Palmen. Und Arno Del Curto sagt auf Anfrage, er werde beim Spengler Cup auch nicht als Zuschauer dabei, ja nicht einmal in Davos oben sein. «Ich spanne jetzt erst einmal aus. So um Mitte Januar bin ich zurück und dann können wir in aller Ruhe Kaffee trinken und über alles reden …»

Witolinsch wie einst Lanz?

Der neue Trainer heisst Harijs Witolinsch (50). Sein Vertrag läuft bis Ende Saison. Präsident Domenig sagt: «Es gibt keinerlei vertragliche Optionen. Der Vertrag endet mit Saisonschluss, unabhängig davon, welche Klassierung wir erreichen.» Der Lette mahnt an einem guten Abend mit seinem Temperament und der Art und Weise, wie er Eishockey lebt, durchaus an Del Curto. Er ist, mit seiner ruhmreichen Trainererfahrung in Russland, sozusagen der «Arno aus dem wilden Osten».

Aber es ist ein wenig wie bei «Wetten dass..?». Kult-Moderator Thomas Gottschalk, sozusagen der Arno Del Curto des Showgeschäfts, gab 2012 nach insgesamt 25 Jahren die Moderation der Sendung an einen gewissen Markus Lanz ab. Zwei Jahre später wurde eine der erfolgreichsten Sendungen der TV-Geschichte nach 215 Folgen eingestellt.

Nun hoffen wir natürlich nicht, dass es dem HCD unter Harijs Witolinsch ergeht wie «Wetten, dass..?».

92. Spengler Cup
Die Teilnehmer:
Gruppe Torriani: Ocelari Trinec (CZE), Metallurg Magnitogorsk (RUS), KalPa Kuopio (FIN).
Gruppe Cattini: Davos, Team Canada, Nürnberg Ice Tigers.

Die ersten Spiele:
Mittwoch, 26. Dezember:
Ocelari Trinec – Metallurg Magnitogorsk (Spiel 1/15.10 Uhr).
Davos – Team Canada (Spiel 2/20.15 Uhr).
Donnerstag, 27. Dezember:
KalPa Kuopio – Verlierer Spiel 1 (15.10 Uhr).
Nürnberg Ice Tigers – Verlierer Spiel 2 (20.15 Uhr).
Diese «Schweizer» spielen im Team Canada
Jacob Micflikier (Fribourg), Dion Knelsen (Lakers), Aaron Gagnon, Chris DiDomenico (beide Langnau), Daniel Vukovic, Daniel Winnik (beide Servette), Matt D'Agostini (Ambri), Maxim Lapierre (Lugano), Torrey Mitchell, Cory Emmerton (beide Lausanne), Zach Boychuk, Andrew Ebbett (beide Bern), Maxim Noreau (ZSC Lions).

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Video: srf

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sisco
24.12.2018 13:49registriert März 2015
Wieso immer Vergleiche? Wieso haben in solchen Artikeln die "Individuen" nicht einfach das Recht darauf "sich selber zu sein" ohne als Ersatzfiguren (wie der, der damals...) zu enden, die bereits mit einem Omen dastehen, obwohl sie noch nicht mal richtig mit arbeiten begonnen haben.
Witolinsch ist Witolinsch! Fertig!

Einfach neue Fussabdrücke setzen lassen.

Weshalb nicht einfach einem Neuanfang entgegensehen ohne Brücke in die Vergangenheit - ohne schwarzgesehene Vergleiche?!?
Das passt sehr gut zu einem kommenden neuen Jahr!

wünsche allen frohe Festtage!
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Sergei Makarov #24
24.12.2018 13:52registriert Dezember 2018
Was soll die Anspielung "auch nicht unter Palmen" die Kläusu in jedem Artikel mit AdC Bezug einarbeitet? Weiss er mehr?
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Couleur
24.12.2018 13:56registriert Januar 2018
Bei allem Respekt vor seinen Leistungen: Er hat mit fadenscheinigen Entscheidungen den HCD diese Saison an die Wand gefahren. Professionelle Strukturen durch seine Alleinherrschaft über Jahrzehnte verhindert, mit der Panikaktion kurz vor Saisonstart sämtliche Torhüter verunsichert. Ambühl und die Verteidiger aufgrund der Umfunktionierung des Nationalspielers ebenso. Dazu nicht erst diese Saison höchst fragwürdige Ausländertransfers. Zum Schluss wirkte er ausgebrannt und hisste die weisse Flagge: Keine Timeouts und Torhüterwechsel mehr. Davos hat zu lange gewartet bis der PO Zug abgefahren war.
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