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In der 13. Minute erwischt Langnaus sanfter Riese Anton Gustafsson Biels Verteidiger Nicholas Steiner in der neutralen Zone auf offenem Eis mit einem Check. Die Schiedsrichter schicken ihn in die Kabine: Fünf Minuten plus Restausschluss wegen Ellenbogenchecks. Ergibt statistisch mit einer einzigen Aktion 25 Minuten. Der Bub von Oltens Trainer Bengt-Ake Gustafsson hat es bis dahin in der NLA noch nie auf mehr als 20 Minuten pro Saison gebracht.
Der Check wird auf dem Videowürfel mehrmals gezeigt. Die Bilder sind spektakulär und erschreckend zugleich. Nicholas Steiner fliegt weg und bleibt zusammengekrümmt auf dem Eis liegen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind aufgebracht.
Auf den ersten Blick ein brutales Foul. Aber das Video-Studium zeigt, dass es nicht einmal ein Foulspiel war. Die wichtigsten vier Punkte.
Nicholas Steiner war unmittelbar vorher im Puckbesitz.
Der Check erfolgte nicht gegen den Kopf, sondern gegen die Schulter.
Der Check erfolgte mit der Schulter. Nicht mit dem Ellenbogen.
Nicholas Steiner wurde vom Check nicht «blind» überrascht (kein Blind-Side Hit).
Alles in allem ein unglücklicher, unkonventioneller, aber kein irrregulärer Check durch einen Spieler, der in der Regel beinahe körperlos spielt. Und nicht vergleichbar mit den irregulären Checks, die in den letzten Tagen zu reden gegeben haben.
Noch eine polemische These: Derselbe Check von einem Heimteam-Spieler, ohne "Heeeeeey!!!!" aus dem Publikum = Chance gross, dass es ohne Strafe weitergeht.
— Kristian Kapp (@K_Krisztian_) 23. Januar 2018
Aber das alles ist erst nach mehrmaligem Video-Studium mit Bildern aus mehreren Perspektiven und in verlangsamtem Tempo zu erkennen. Im Normaltempo sieht alles wie ein Brutalo-Foul aus.
Die guten Schiedsrichter haben die Szene nur einmal und nicht in Zeitlupe gesehen. Der Entscheid (5 Minuten plus Restausschluss) ist verständlich und Kritik ist fehl am Platz. Aber zusätzliche Spielsperren sind nicht angebracht.
Die ganze Situation schätzt Nicholas Steiner selber auch so ein. Er sagt: «Ich bin nicht am Kopf getroffen worden und ich habe auch keine Gehirnerschütterung.» Trotzdem trottete er nach dem Spiel noch etwas unsicher durch den Kabinengang und sagte, er habe eine Verletzung in der «unteren Körperhälfte» erlitten.
Was lernen wir daraus? Härte, krachende Checks gehören ebenso zur Faszination des Eishockeys wie Tempo und Technik. Kanadas Dichterfürst Al Purdy hat deshalb Eishockey einmal als Mischung zwischen «Mord und Ballett» bezeichnet.
Weil diese Härte dazu gehört, weil ein Spieler so in Checks laufen können wie Nicholas Steiner – am gefährlichsten sind diese Zusammenstösse auf offenem Eis in der neutralen Zone – ist es wichtig, zwischen regulären und irregulären Checks klar zu unterscheiden. Die Schafe von den Böcken zu scheiden, wie es im Buch der Bücher steht. Es geht darum, mit harten Strafen für irreguläre Checks die Spieler zu disziplinieren und das Eishockey sicherer zu machen. Und nicht die Spieler durch Sanktionen von regulären Checks zu verunsichern.
➡️Für diesen Check gegen Klasen wird der neue Tigers-Defender Cam Barker für 2 Spiele gesperrt. Bei Stalder vom @FrGotteron bleibts bei einer Sperre. #NationalLeague #Sperre pic.twitter.com/hLbpwZryDK
— MySportsCH (@MySports_CH) 18. Januar 2018
Dass beispielsweise Langnaus Cam Barker (gegen Luganos Linus Klasen) und Berns Mark Arcobello (gegen Langnaus Antti Erkinjuntti) für klar und unbestritten irreguläre Checks mit Verletzungsfolge bloss für zwei Partien gesperrt worden sind, gehört zu den Skandalurteilen, die unsere Hockeyjustiz in den letzten Tagen gefällt hat.
Auch Langnaus Topskorer, Leitwolf und Energiespieler kann nach wie vor nicht spielen und wird vor der Olympiapause nicht mehr hundertprozentig fit sein. Er hat einen Bänderriss in der Schulter erlitten.
Sein Ausfall kann den Kampf um die Playoffs mitentscheiden.
Inzwischen laufen bei der Ligaführung endlich erste Bestrebungen, um den Strafenkatalog der Wirklichkeit anzupassen. Spät. Aber nicht zu spät.