Es sind gerade einmal acht Wörter. Sie sind in die Weltgeschichte eingegangen und entzogen im Herbst 1989 dem maroden Regime der DDR das Fundament: «Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.» Ein Satz, der in die Geschichtsbücher eingegangen ist.
Diese Worte werden Michail Gorbatschow, dem letzten Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion zugeschrieben. Er soll sie am Rande der Festlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR-Staatsgründung am 6. und 7. Oktober 1989 in Ost-Berlin gesagt haben.
Der letzte Staatschef der Sowjetunion und Friedensnobelpreisträger von 1990 meinte damit: Wer zu spät die richtigen Massnahmen einleitet, der wird durch das Leben bestraft. Es ging damals um den dringenden Reformbedarf des Kommunismus.
Dieser Satz gilt auch für die SCL Tigers. Weil sie Trainer Scott Beattie zu spät entlassen haben, werden sie vom Hockey-Leben durch den Entzug bestraft.
Der statistische Beweis für diese Behauptung ist die «Gorbatschow-Tabelle». Wenn wir nur die Partien seit dem Amtsantritt von Trainer Heinz Ehlers (am 4. Oktober) berücksichtigen, dann sieht die Tabelle so aus:
1. SC Bern 75 Punkte.
2. Zug 71 Punkte.
3. ZSC Lions 65 Punkte.
4. Lausanne 54. Punkte.
5. Davos und SCL Tigers je 45 Punkte.
7. Lugano 44 Punkte.
8. Biel und Genf je 42 Punkte.
10. Fribourg-Gottéron 35 Punkte.
11. Kloten 32 Punkte.
12. Ambri 31 Punkte.
Langnau hat neun der ersten zehn Partien unter Scott Beattie verloren. Kein Schelm, wer behauptet, dass die SCL Tigers in diesen zehn Partien unter Heinz Ehlers acht bis gar zwölf Punkte mehr geholt hätten – vor allem dann, wenn der Däne die Mannschaft bereits in der Vorbereitung auf die Saison hätte taktisch schulen können. Und dann wären sie jetzt in der Tabelle auf einem Playoff-Platz und könnten den Vorverkauf für die Playoffs eröffnen.
Wer will, kann sagen, Scott Beattie habe die Mannschaft hervorragend vorbereitet und seinem Nachfolger Heinz Ehlers eine bestens eingeschulte Mannschaft überlassen.
In Tat und Wahrheit ist es so, dass die falsche Trainerwahl den Emmentalern die zweite Playoff-Qualifikation der Geschichte gekostet hat. Heinz Ehlers wäre schon im Frühjahr zur Verfügung gestanden und hätte seine Arbeit sofort nach dem Ende der letzten Saison aufnehmen können.
Immerhin hat Sportchef Jörg Reber seinen Irrtum erkannt und den Trainer gewechselt – zu spät im Sinne von Michail Gorbatschow. Aber der Irrtum gehört zu den Menschenrechten für Sportchefs.
So ärgerlich diese «Gorbatschow- Tabelle» für die Langnauer auch sein mag – am Ende des Tages ist sie ein gutes Geschäft. In den Playoffs wären die SCL Tigers wahrscheinlich mit nur zwei Heimspielen im Viertelfinale ausgeschieden. Nun haben sie in der Abstiegsrunde drei garantierte Heimspiele – und die werden mit ziemlicher Sicherheit ausverkauft sein. Zudem müssen durch das Verpassen der Playoffs auch keine Prämien bezahlt werden.
10 der 17 Heimspiele mit Heinz Ehlers waren ausverkauft, davon die letzten fünf. Der Unterhaltungswert der Spiele ist auch bei beschränktem Talent vorzüglich. Seit dem Trainerwechsel haben die Langnauer acht Spiele mit nur einem Tor Differenz oder nach Verlängerung/Penaltys gewonnen und fünf nur mit einem Treffer Unterschied bzw. nach Verlängerung/Penaltys verloren. Spannung ist garantiert.
Nach diesen Ausführungen ist auch klar: Die SCL Tigers werden in den restlichen sieben Partien gegen Kloten (zweimal, h/a), den SCB (h), Fribourg (a), ZSC (a), Zug (h) und Davos (a) den Rückstand auf Lugano (7 Punkte) und Servette (8 Punkte) nicht mehr aufholen. Aber sie werden den Vorsprung auf 11. Platz (10 Punkte) nicht mehr preisgeben und den rettenden 10. Rang erreichen. Die Playouts (11. gegen 12.) werden den Emmentalern im Gegensatz zum Vorjahr erspart bleiben.
Die Playoffs können die SCL Tigers nur erreichen, wenn es in einer Analyse die Wörter hätte, wäre, könnte nicht mehr vorkommen. Sie haben zu wenig Talent und schaffen die Playoffs nur, wenn sie alles richtig machen.