Seit Wochen ist der Deal gemacht. Denis Hollenstein, der «Lohn-Leitwolf» des EHC Kloten, wechselt per Ende Saison ins Hallenstadion. Aber es gibt bis heute keine offizielle Bestätigung. Nicht vom EHC Kloten, nicht von den ZSC Lions, nicht von Denis Hollenstein, nicht von einem Mitglied der Klotener Transferkommission, bestehend aus Peter Lüthi, Beat Equilino, Felix Hollenstein und Kevin Schläpfer.
Wenn es diese Situation nicht gäbe, man müsste sie erfinden. Klotens Präsident und Besitzer Hans-Ulrich Lehmann verdient einen Medien-Förderpreis. Mit seiner Hockey-Niederdorfoper («Dä Lehmä het dr Denis verchauft, dä Lehmä wott, das öppis lauft») liefert er nun schon wochenlang Stoff. Alle paar Tage kann sich profilieren, wer vermeldet, der Deal sei «fix».
Vorläufiger Höhepunkt ist die Aussage von Denis Hollenstein, er gedenke den Vertrag mit Kloten zu erfüllen. Dieser Vertrag läuft bis zum Ende der Saison 2019/20. Bleibt er am Ende doch in Kloten?
Nein, wird er nicht. Aber jene, die Klotens «Operetten-Leitwolf» der Lüge bezichtigt haben, sollten sich schämen und sich entschuldigen. Denis Hollenstein erfüllt tatsächlich den Vertrag Buchstaben getreu. Teil des Transferdeals mit den ZSC Lions ist nämlich, dass es vor Saisonende keine offizielle Bestätigung geben darf. Hans-Ulrich Lehmann hat sozusagen eine Geheimhaltungsklausel durchgesetzt. Wenn also Denis Hollenstein sagt, er erfülle den Vertrag, dann sagt er die Wahrheit.
Das ist typisch für einen Präsidenten, dem als Neuling in diesem Geschäft die Gänge und Läufe der Hockey-Kultur nicht vertraut sind. Auf den ersten Blick scheint es logisch, dass es für eine Mannschaft in einer kritischen Situation besser ist, wenn offen bleibt, ob der teuerste Spieler bleibt oder geht
In Tat und Wahrheit wird auf diese Art und Weise eine Mannschaft auf gefährliche Weise von innen heraus geschwächt: jeder weiss ja doch, wie es ist und weil es keine offizielle Bestätigung gibt, hängt die ganze Geschichte ständig wie Schwefelgeruch in der Luft und sorgt für Unruhe. Diese Geheimhaltungs-Klausel kann Kloten noch teuer zu stehen kommen.
Längst hat sich gezeigt, dass es besser ist, klar und wahr zu transferieren. Ist ein Deal gemacht, wird er bestätigt. Es folgt ein kurzes Schnattern in den Medien – und dann ist das Thema vergessen. Bestes Beispiel dafür ist die vorzeitige Vertragsunterschrift von Leonardo Genoni beim SC Bern im Herbst 2015 für einen Transfer im Frühjahr 2016. Gleich nach nachdem die Tinte unter dem Kontrakt trocken war, bestätigte der SC Bern den Deal. Und Leonardo Genoni war für den HC Davos ungleich wichtiger als Denis Hollenstein für Kloten.
Immer mehr gilt: der EHC Kloten ist näher dran, in der Swiss League das Farmteam der Rapperswil-Jona Lakers zu werden, als die Playoffs zu erreichen.