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Der Herbst ist die Zeit der alljährlichen Hockey-Operette «Deutschland Cup». Keine grosse «Hockey-Oper» wie die WM oder das Olympia-Turnier.
Niemand reist mit der bestmöglichen Mannschaft an. Also unbedeutend. Eigentlich. Aber für die Schweizer hat dieser «Deutschland Cup» seit der Gründung im Jahr 1987 eine ganz besondere politische und sportliche Bedeutung. Jahrelang suchten wir hier die Bestätigung dafür, international vielleicht doch tauglich zu sein. Die Resultate hatten also eine ganz besondere Bedeutung.
Mit dem Ende der Ära Krueger (ab 2010) wurde der Deutschland Cup vor allem für die Nationaltrainer wichtig. Ralph Kruegers Nachfolger standen unter besonderer Beobachtung. Erst recht seit dem Beginn des «neuen Eidgenössischen Zeitalters» (ab 2015), der Übergabe der Nationalmannschaft an einen einheimischen Trainer. Die Resultate waren nicht mehr die alleinige Wahrheit. Es ging immer auch um die Frage: Hat der jeweils neue Nationaltrainer (Sean Simpson, Glen Hanlon, Patrick Fischer) alles im Griff? Wohin geht die Reise mit diesem Nationaltrainer?
Diese Fragen stellen sich seit der Silber-WM 2018 nicht mehr. Die internationale sportliche Tauglichkeit steht längst nicht mehr zur Debatte. Die Position von Patrick Fischer auch nicht.
2001 und 2007 hat die Schweiz den Deutschland Cup gewonnen. Nun haben wir zum neunten Mal den zweiten Platz erreicht. Nach echtem WM-Silber nun wieder mal «Operetten-Silber». Ein Deutschland Cup wie so viele andere also? Nicht ganz.
Die Ausgabe 2018 hat eine besondere Bedeutung. Im Rückblick könnte sie als Beginn einer «neuen Ära» stehen.
Die «Silber-Dividende» zahlt sich aus. Die Schweizer sind hier in Krefeld mit dem Selbstvertrauen, der Ruhe, Gelassenheit und Professionalität einer grossen Hockeynation aufgetreten. Die Aufgeregtheit der vergangenen Jahre hat sich gelegt. Niemand geht mehr der Frage nach, ob Patrick Fischer alles im Griff hat. Verbandsportdirektor Raeto Raffainer ist im Amt gewachsen und inzwischen ein engagierter, allseits respektierter Anwalt der sportlichen Interessen geworden.
Der Deutschland Cup 2018 hat so eindrücklich wie die WM 2018 gezeigt: Die Schweiz ist eine grosse Hockeynation. Ohne die Titanen aus Bern und Lugano, ohne die besten Feldspieler aus Zürich und Zug, ohne die WM-Torhüter Nummer 1 und 2 und mit bloss fünf WM-Silberhelden – also im eigentlichen Sinne ein «Operetten-Aufgebot» – war die Schweiz (27'000 lizenzierte Spieler) dazu in der Lage, die Slowakei (3:2) und das halbe deutsche Olympia-Silberteam (4:3 n. P.) zu besiegen und Russland (Potenzial: 110'000 lizenzierte Spieler) im Kampf um den Turniersieg im letzten Spiel herauszufordern (2:4).
Die Schweizer sind als «Winner-Team» aufgetreten und haben in diesen drei Partien das beste «Herbst-Hockey» unserer Geschichte gezeigt. Immer auf den Zehenspitzen, nie auf den Fersen stehend. Selbstsicher, bissig, mutig, offensiv und schnell. Das einstige «Pausenplatz-Hockey» ist wahrlich international salonfähig und ein Qualitätsmerkmal geworden.
Der überzeugende Auftritt beim Deutschland Cup hat auch eine politische Botschaft. Am Mittwoch stimmen die Klubs darüber ab, ob künftig sechs statt nur vier Ausländer zugelassen werden. Hätten wir jetzt schon sechs Ausländer, wären Andrea Glauser, Samuel Kreis, Marco Miranda, Roger Karrer und Jérôme Bachofner nicht für den Deutschland Cup aufgeboten worden. Weil sie bei ihren Klubs gar nie eine wichtige Rolle bekommen hätten oder gar nicht zum Zuge gekommen wären.
1 Spiel (Deutschland 4:3 n. P.), 32 Torschüsse, 90,62 Prozent Fangquote.
Der erstaunlich flinke Riese ist ein Blocker von internationalem Niveau. Rettete im Penaltyschiessen (liess sich nicht bezwingen) den Sieg gegen Deutschland.
1 Spiel (Slowakei 3:2), 25 Torschüsse, 92,00 Prozent Fangquote.
Der flinke Reflexgoalie mit gutem Stellungsspiel ist viel besser als sein Ruf und hat das Potenzial zum WM-Goalie.
1 Spiel (Russland 2:4), 39 Torschüsse, 89,74 Prozent Fangquote.
Einige sehr gute Paraden deuten auf ein enormes Potenzial. Aber die Verunsicherung hat er aus Davos mitgebracht und ihm fehlt die Ausstrahlung. Hielt einen Penalty (15. Min.).
3 Spiele, 0 Tore, 1 Assist, 2 Strafminuten, Bilanz ausgeglichen, 21:22 Minuten Eiszeit.
Enorme Fortschritte im Vergleich zum Herbst 2017. Zusammen mit Andrea Glauser der kompletteste und kreativste Verteidiger. Ein Abwehrpaar Glauser/Kreis bei einer WM ist vorstellbar.
3 Spiele, 0 Tore, 2 Assists, 4 Strafminuten, Bilanz ausgegl. 18:07 Minuten Eiszeit.
Als Neuling mit enormem Selbstvertrauen. Liess sich nie einschüchtern, gab sofort zurück, sicher an der Scheibe und erstaunlich konstruktiv. Einsätze im Powerplay. Ein Abwehrpaar Glauser/Kreis bei einer WM ist vorstellbar.
2 Spiele, 1 Tor, 0 Assists, keine Strafe, ausgegl. Bilanz, 18:22 Minuten Eiszeit.
Offensiv verdient er die Note 5,5 (Pässe, Auslösen der Angriffe), defensiv die Note 4,5 (Mängel im Zweikampfverhalten).
3 Spiele, kein Skorerpunkt, 4 Strafminuten, Bilanz ausgeglichen, 19:10 Minuten Eiszeit.
Auffällig unauffällig. Tiefe Fehlerquote und hin und wieder (warum nicht öfter?) ein blitzgescheiter Pass in die Tiefe des Raumes.
2 Spiele, 0 Tore, 1 Assist, keine Strafe, Bilanz +1, 19:14 Minuten Eiszeit.
Nicht mit der Ausstrahlung, die er an der WM hatte. Mutig und tiefe Fehlerquote. Aber noch hat er nicht das Selbstvertrauen des letzten Frühjahres. Wegen einer Leistenverletzung ist der Einsatz am Dienstag fraglich.
2 Spiele, kein Skorerpunkt, keine Strafe, Bilanz ausgeglichen, 18:57 Minuten Eiszeit.
Vom Laufen, Denken und Handeln auf dem Eis am Limit. Gut genug für internationales «Herbsthockey», aber nicht für die WM.
2 Spiele, kein Skorerpunkt, 2 Strafminuten, Bilanz ausgeglichen, 12:23 Minuten Eiszeit.
Robuster, harter Riese, physisch der beste Schweizer. Aber er gerät immer wieder mal an die Tempo- und Beweglichkeits-Limite. Einsatz am Dienstag fraglich (angeschlagen).
3 Spiele, kein Skorerpunkt, 25 Strafminuten, Bilanz +1, 12:16 Minuten Eiszeit.
Furchtlos, hart, aber auf diesem Niveau kann er nicht konstruktiv sein. Wurde im Spiel gegen Russland für einen sauberen Check auf offenem Eis zu Unrecht in die Kabine geschickt.
3 Spiele, 1 Tor, 4 Assists, 2 Strafminuten, Bilanz +5, 18:14 Minuten Eiszeit.
Der beste Einzelspieler der Schweizer. Ein kompletter Stürmer, der alles kann und in allen Situationen zu dominieren vermag. Spielmacher, Vollstrecker und robust im Zweikampf. So kommt er erstmals ins WM-Team.
3 Spiele, 3 Tore, 0 Assists, 6 Strafminuten, Bilanz +3, 14:39 Minuten Eiszeit.
Charismatischer Leader, Captain bei Servette und bei diesem Turnier. Gute Kombination aus Härte und Technik, dominant als Center in allen drei Zonen. Lässt sich nicht einschüchtern und übernimmt in jeder Situation die Initiative.
3 Spiele, 1 Tor, 0 Assists (ein Penalty verwertet), keine Strafe, Bilanz −2 , 15:30 Minuten Eiszeit.
Trickreich, schnell, am besten bei seinen Tempovorstössen, bei denen er den Puck gut kontrolliert. Kaltblütig im Abschluss. Versenkte einen Penalty gegen Deutschland.
2 Spiele, 0 Tore, 1 Assist (1 Penalty verwertet), 2 Strafminuten, Bilanz −2, 14:04 Minuten Eiszeit.
Wendig, schnell und mit erstaunlicher Schusskraft. Er kann ein «Game Breaker» sein und war es im Penalty-Schiessen gegen Deutschland: Er versenkte zum 1:0.
2 Spiele, kein Skorerpunkt, keine Strafe, Bilanz +1, 14:25 Minuten Eiszeit.
Kein Mann für die erste und zweite Linie, aber als Defensivcenter so solide, dass er gute Chancen auf einen Platz im WM-Team hat. Der Einsatz am Dienstag ist wegen einer Handverletzung fraglich.
2 Spiele, 1 Tor, 0 Assists, keine Strafe, Bilanz ausgeglichen, 12:25 Minuten Eiszeit.
Das Potenzial für noch mehr. Ein kaltblütiger Vollstrecker mit guter Schusstechnik und deshalb gut im Powerplay.
3 Spiele, 0 Tore, 1 Assist, 2 Strafminuten, Bilanz ausgeglichen, 17:47 Minuten Eiszeit.
Flink und trickreich und immer wieder in guter Abschlussposition. Er hat keine Angst vor den Zweikämpfen, aber für internationales Niveau muss er noch etwas robuster werden.
3 Spiele, kein Skorerpunkt, keine Strafe, Bilanz ausgeglichen, 14:22 Minuten Eiszeit.
Das Tempospektakel, das er so oft bei Gottéron aufführt, haben wir in Krefeld nicht gesehen. Auf diesem Niveau ein Schönwetterstürmer.
2 Spiele, 1 Tor, 0 Assists, keine Strafe, Bilanz −1, 13:46 Minuten Eiszeit.
Ein flinker Opportunist, der im Abschluss teuflisch schlau und gefährlich ist. Aber auf diesem Niveau kann er keine Torchancen durch eigene Vorstösse kreieren.
2 Spiele, kein Skorerpunkt, keine Strafe, Bilanz +1, 13:09 Min. Eiszeit.
Im ersten Spiel gegen die Slowakei Center der 4. Linie, im Spiel gegen Russland zusammen mit Mirco Miranda Stürmer Nummer 10 und 11. Defensiv verlässlich. Aber offensiv zu wenig wirkungsvoll.
3 Spiele, 0 Tore, 1 Assist, 6 Strafminuten, Bilanz −1, 16:30 Minuten Eiszeit.
Eine bessere Note gibt es bei ihm nur bei höherem Offensiv-Ertrag. Er hat sein Potenzial im Abschluss nicht ausgeschöpft. So reicht es nicht für die nächste WM.
2 Spiele, kein Skorerpunkt, keine Strafe, Bilanz ausgeglichen, 14:54 Minuten Eiszeit.
Er kam auch auf diesem Niveau zu ein paar Torchancen – das Tempo war nicht zu hoch, aber die Aufregung war wohl ein bisschen zu gross.
3 Spiele, kein Skorerpunkt, keine Strafe, Bilanz −2, 16:53 Minuten Eiszeit.
Wir haben nicht den wahren Tanner Richard gesehen. Offensiv gemessen an seinem Potenzial zu wenig Wirkung. Tendenz, die Scheibe zu lange zu halten.
3 Spiele, kein Skorerpunkt, keine Strafe, Bilanz +2, 9:59 Minuten Eiszeit.
Der «Schnupperlehrling» hatte von allen Spielern am wenigsten Eiszeit. Eine Beurteilung ist nicht möglich.