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Die Unzufriedenheit der Refs mit der Führung war in der letzten Saison gross. Es ging dabei nicht um die fachliche Kompetenz der beiden Chefs Beat Kaufmann und Brent Reiber. Vielmehr fühlten sich unsere Refs durch ihre Chefs zu oft im Stich gelassen. Reiber und Kaufmann wird nicht zu Unrecht hasenfüssiger Opportunismus vorgeworfen. Sie wagten es unter anderem nicht, etwas gegen die billigen Polemiken des Boulevards zu unternehmen.
Eine Absetzung von Beat Kaufmann und Brent Reiber kommt schon aus politischen Gründen nicht in Frage. Was also tun? Verbandsgeneral Florian Kohler hat eine kluge Lösung gefunden. Die beiden Chefs bekommen Hilfe. Andreas Fischer (50), einer unserer fähigsten Refs, hängt die Schlittschuhe an den Nagel und rückt neben Beat Kaufmann und Brent Reiber als dritter Chef in die Führung auf.
Unsere Schiedsrichter werden ab dieser Saison also von einer «Troika» geführt. Ein hoher Verbandsfunktionär sagt: «Die Aufgabenteilung wird so sein, dass Beat Kaufmann weiterhin das Management der Schiedsrichterabteilung verantwortet und sich Brent Reiber vor allem um das Coaching der Refs kümmert. Andreas Fischer wird vor allem mit den Schiedsrichtern arbeiten, sich aber auch um besondere Projekte kümmern.»
Andreas Fischer, wie es sich für eine Verbands-Führungsposition gehört, ein Berner, bestätigt auf Anfrage: «Ja, es stimmt, ich werde nicht mehr auf dem Eis arbeiten.» Gibt sich aber zugeknöpft: «Alles andere wird zu einem späteren Zeitpunkt kommuniziert.»
Der Cousin von Nationaltrainer Patrick Fischer hat eine Nationalliga-Vergangenheit als Stürmer beim SCB, Gottéron, Ambri, Zug, Olten und Chur (1983 bis 1999). Er brachte es einst bis ins B-Nationalteam (11 Länderspiele) und wurde 1998/99 in seiner letzten Saison mit Chur NLB-Meister. Als Ref war der Sonnyboy ein sicherer Wert.
Hinter seiner Beförderung steht aber noch ein weiteres Projekt, das im November der Liga zur Bewilligung vorgelegt und an dem auch Andreas Fischer arbeiten wird: ab übernächster Saison (2018/19) soll die NLA einen sogenannter «War-Room» bekommen. Die Begründung eines hochgestellten Verbandsfunktionärs: «Durch die immer besseren TV-Bilder werden unsere Schiedsrichter sozusagen gläsern. Also müssen wir für noch bessere Qualität sorgen.»
Der sogenannte «War-Room» (oder «Situation Room») ist eine Erfindung der NHL. Die Schiedsrichter konsultieren nicht mehr «an der Front» (im Stadion) das Video. Alle Video-Entscheidungen werden in einer Zentrale, fern der Hektik mit kühlem Kopf und aus allen Winkeln betrachtet von einem Team gefällt und den Refs im Stadion mitgeteilt. Mit der weiter ausgebauten TV-Qualität durch den neuen Partner «MySports» wird es möglich sein, die entsprechende Infrastruktur aufzubauen.
Bereits weilten Verbandsfunktionäre zum Studium dieses Verfahrens in Nordamerika. Ein hoher Verbandsfunktionär sagt: «Wir werden das Konzept im November der Liga präsentieren. Die Klubs müssen dann entscheiden, ob sie diese Verbesserung wollen. Dabei geht es nicht nur um die Kosten für die Infrastruktur. Wir brauchen auch die entsprechenden Leute für den ‹War Room›.»
Es wartet also viel Arbeit auf Beat Kaufmann und Brent Reiber. Die beiden bisherigen Chefs werden froh sein, dass sie nun mit Andreas Fischer einen dritten Mann bekommen.
So oder so kommt es zu einer Wachablösung. Mit Danny Kurmann, Nadir Mandioni, Andreas Fischer und Karol Popovic verlassen vier Titanen das Eis und eine neue Epoche beginnt. Kein Problem. Auch die Erben der Grossen gehören zu den Besten Schiedsrichtern der Welt und waren in den WM-Finals im Einsatz.
Zum dritten Mal in Serie kamen unsere Schiedsrichter im WM-Final zum Zuge. Was die Spieler erst einmal schafften (2013) ist für unsere Schiedsrichter längst Routine. 2015 und 2016 leitete Tobias Wehrli den WM-Final, 2017 war die Reihe in Köln an Daniel Stricker. Die beiden sind als Nachfolger von Danny Kurmann und Brent Reiber die Titanen einer neuen Epoche in unserer Schiedsrichter-Kultur.
Danny Kurmann wird Schiedsrichterchef beim Eishockey-Weltverband (IIHF) mit Sitz in Zürich. Also der höchste Schiedsrichter der Welt. Es gehört zu den Kuriositäten unserer Hockey-Kultur, dass sich unsere Schiedsrichter seit Jahren weltweit höchster Anerkennung erfreuen, im eigenen Land aber immer wieder billige Polemiken der Boulevard-Medien und frustrierter ehemaliger Spieler ausgesetzt sind.