Sport
Eismeister Zaugg

Geht es beim HC Davos im Falle eines Falles ohne Sündenbock?

Davos' Headcoach Christian Wohlwend in Spiel 2 des Playoff 1/4 Final Eishockeyspiels der National League zwischen dem HC Davos und den Rapperswil-Jona Lakers, am Sonntag, 27. Maerz 2022, im Eisst ...
HCD-Trainer Christian Wohlwend sass in Davos schon fester im Sattel.Bild: keystone
Eismeister Zaugg

Geht es beim HC Davos im Falle eines Falles ohne Sündenbock?

Die finanzielle Herausforderung ist grösser als die sportliche: Der HCD liegt im Viertelfinal gegen die Rapperswil-Jona Lakers mit 0:2 zurück und benötigt eine Erhöhung des Aktienkapitals.
29.03.2022, 17:1729.03.2022, 18:14
Folge mir
Mehr «Sport»

Ein grosser Name verpflichtet. Hockeytechnisch wäre ein Ausscheiden im Playoff-Viertelfinal gegen die SC Rapperswil-Jona Lakers logisch und für den HC Davos ehrenvoll. Das sagt die Statistik: Die Lakers haben im letzten Frühjahr den Halbfinal erreicht. Der HCD ist in den Pre-Playoffs gescheitert. Und nun haben sich die Lakers (4.) in der Qualifikation vor dem HCD (5.) klassiert.

Aber die Bündner haben schon 31 Meistertitel geholt und die Lakers noch keinen. Gefühlt wäre ein Scheitern eine Schmach. «Natürlich möchten wir gerne einen 32. Titel holen», sagt Geschäftsführer Marc Gianola. «Aber die Lakers verdienen für ihre sportliche Entwicklung grössten Respekt. Wir haben im Cup unsere Erfahrungen gemacht ...» Die Lakers fegten den HCD vor vier Jahren im Cupfinal mit 7:2 vom Eis. Es war der Anfang vom Ende der «Ära Del Curto». Der Faktor «Unterschätzen» spielt also in diesem Viertelfinal keine Rolle.

Der HCD liegt 0:2 zurück. Auch ohne jede Boshaftigkeit können wir also die Frage stellen: Wenn nach dem Viertelfinal Lichterlöschen sein sollte – wer muss dann der Sündenbock sein? Vor einem Jahr war es Torhüter Robert Mayer. Er musste trotz Vertrag bis 2025 gehen und steht nach einem Zwischenhalt in Langnau künftig bei Servette unter Vertrag.

Marc Gianola sieht es so: «Bei uns gibt es keinen Sündenbock. Höchstens Sündenböcke: Wir tragen in unserer Organisation alle Verantwortung.» Aber vor einem Jahr gab es eben doch einen Sündenbock. «Ja, aber da sind wir in den Pre-Playoffs gescheitert. Jetzt stehen wir im Viertelfinal.» Dann wird Trainer Christian Wohlwend im Falle eines Falles also nicht in die Kritik geraten? «Nein. Er hat einen weiterlaufenden Vertrag.» Ja, aber auch Robert Mayer hatte einen Vertrag. Marc Gianola lässt sich nicht provozieren. Es stehe erst 0:2 und noch sei alles möglich. Am Ende der Saison erfolge die Analyse. Der Vertrag von Christian Wohlwend läuft noch bis zum Ende der nächsten Saison.

ARCHIVBILD ZUM PREMIUM-INTERVIEW MIT MARC GIANOLA --- OC president Marc Gianola poses prior the game between HC Ambri-Piotta and Salavat Yulaev Ufa, at the 93th Spengler Cup ice hockey tournament in D ...
Marc Gianola lässt sich vom Eismeister nicht profitieren.Bild: keystone

Wirtschaftlich könnte der HCD ein Ausscheiden im Viertelfinal verkraften. Das Budget ist auf dem Minimum von zwei Heimspielen im Viertelfinal ausgelegt. Und trotzdem ist die HCD-Führung neben dem Eis eher noch mehr gefordert als auf dem Eis. Zum zweiten Mal hintereinander ist mit dem Spengler Cup die Haupteinnahme-Quelle ausgefallen. Die bereits getätigten Aufwendungen für das Turnier sind zwar weitgehend durch Beiträge von Bund und Kanton abgedeckt. Aber der Einnahmeausfall wiegt schwer.

Kapitalspritze ist nötig

Nach einem offiziell ausgewiesenen Verlust von 3,8 Millionen Franken im letzten Jahr erwartet Marc Gianola auch nach dieser Saison ein Minus in ähnlicher Höhe. Das bedeutet, dass der HCD eine Kapitalspritze braucht. Marc Gianola bestätigt auf Anfrage, dass eine Kapitalerhöhung der Hockey Club Davos AG in Planung ist. Die dafür erforderlichen Schritte dürften nur Formsache sein.

Um wie viel das Aktienkapital aufgestockt werden muss, sei noch offen? «Das werden wir erst wissen, wenn wir alle Zahlen kennen.» Es wird Herbst, bis die HCD-Anhänger gebeten werden, das Portemonnaie zu zücken. Angedacht ist eine Einladung des Publikums zur Aktienzeichnung. Also nicht bloss ein diskreter Einschuss ins Aktienkapital im Rahmen eines Geschäftsessens durch den Freundeskreis von Präsident Gaudenz Domenig.

Die Trophae des Cups, aufgenommen am Samstag, 25. Dezember 2021, vor dem Eisstadion in Davos. Der 94. Spengler Cup wurde wegen Coronafaellen beim gastgebenden HC Davos einen Tag vor Beginn des Traditi ...
Ob es im nächsten Jahr wieder einen Spengler Cup gibt, steht noch in den Corona-Sternen.Bild: keystone

Immerhin wird der HCD nicht in politische Turbulenzen hineingezogen. Auch für die nächste Ausgabe des Spengler Cups sind keine Teams aus der russischen KHL eingeladen. Die Teilnehmer kommen aus Schweden, Finnland und Tschechien. Fix ist neben dem HC Davos und Team Canada auch Ambri als zweiter Schweizer Vertreter. Wegen Corona-Infektionen musste der letzte Spengler Cup buchstäblich in letzter Minute abgesagt werden.

Die spontane Hilfsbereitschaft der drei Berner Klubs Langnau, Bern und Biel, mit einem gemeinsamen Team das wegen Corona schon vorher verhinderte Ambri zu ersetzen, soll honoriert werden. Marc Gianola schliesst nicht aus, dass die Berner Klubs mit Einladungen für die Turniere ab 2023 rechnen dürfen. Der Herzenswunsch der SCL Tigers ist eine Spengler-Cup-Teilnahme. Bleibt die Mannschaft einigermassen konkurrenzfähig, so dürfte dieser Wunsch 2023 in Erfüllung gehen.

Vorerst aber gilt es, das Ausscheiden gegen die Lakers zu verhindern. Die Analyse ist nicht so schwierig. Marc Gianola bringt es auf den Punkt: «Wir waren in der Qualifikation defensiv das zweitbeste Team. Nun geht es darum, die Anzahl Gegentore zu verringern.» So einfach ist das manchmal. Und doch so schwierig.

watson Eishockey auf Instagram
Selfies an den schönsten Stränden von Lombok bis Honolulu, Fotos von Quinoa-Avocado-Salaten und vegane Randen-Lauch-Smoothies – das alles findest du bei uns garantiert nicht. Dafür haben wir die besten Videos, spannendsten News und witzigsten Sprüche rund ums Eishockey.

Folge uns hier auf Instagram.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
1 / 13
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das Büro steht Kopf, wir sind im Playoff-Fieber
Das könnte dich auch noch interessieren:
26 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Liebu
29.03.2022 17:47registriert Oktober 2020
Dann wird Trainer Christian Wohlwend im Falle eines Falles also nicht in die Kritik geraten? «Nein. Er hat einen weiterlaufenden Vertrag.»

Darf man jemanden mit weiterlaufenden Vertrag denn nicht kritisieren? Konstruktive Kritik hat noch niemandem geschadet. Vor allem nicht, wenn der angesprochene andere selber nicht sehr konstruktiv in den Medien kritisiert. 🤷‍♂️
431
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ludibald von Elfensenf
29.03.2022 17:53registriert Februar 2022
Herr Wohlwend ist überfordert, und damit steckt er die Mannschaft an. Jedoch spielt Rapperswil auch sehr kompakt und gut, wirkt organisierter als der HCD. Und das fällt nicht leicht zu sagen mit blaugelbem Herz💙💛
300
Melden
Zum Kommentar
avatar
stanislav.petrov
29.03.2022 17:22registriert März 2019
wenn man das srf-interview mit wohlwend am sonntag nach dem spiel gesehen hat, muss man eigentlich zum schluss kommen, dass je eher der schnorri weg ist, desto besser es für den hcd sein dürfte.
272
Melden
Zum Kommentar
26
«Wir dürfen weder naiv noch leichtfertig sein» – Olympia im Fadenkreuz von Terroristen
In 100 Tagen werden die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris eröffnet. Vorfreude ist angesichts der unsicheren Weltlage nicht vorhanden.

Sommer, Sonne, Seine. Eigentlich wäre es als Schweizer Sport-Fan so grossartig, für einen kurzen Olympia-Trip nach Paris zu düsen. In nur vier Stunden befördert einen der TGV von Zürich in die Weltmetropole.

Zur Story