Das Wort «Krieg» gehört eigentlich nicht in die Eishockey-Berichterstattung. Aber in diesem Falle dürfen wir das hässliche Wort mit Anführungszeichen doch verwenden. Weil es hilft zu verstehen, was passiert.
Am 30. März 2013 geht es für die Lakers ums Überleben. Verlieren sie die 6. Partie im Playoutfinale in Langnau, dann müssen sie erstmals in der Liga-Qualifikation um den Klassen-Erhalt spielen. In diesem Spiel verletzen die Lakers mit rüden Attacken Langnaus Playoff-Topskorer Claudio Moggi, Verteidiger Joel Genazzi und den ausländischen Verteidiger Bryce Lampman. Sie gewinnen 4:3 n.V. und retten sich anschliessend im 7. Spiel. Bei den Lakers steht Anders Eldebrink an der Bande.
Am letzten Donnerstag standen die Lakers erstmals seit 2013 wieder eine Niederlage vor dem Sturz in die Liga-Qualifikation. Eine Niederlage in Ambri hätte dieses Schicksal besiegelt. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit checkt Topskorer Nicklas Danielsson den gegnerischen Topskorer Alexandre Giroux gegen den Kopf. Der Kanadier rächt sich mit einem Stockhieb in die Kniekehlen des Schweden. Nun hat Einzelrichter Reto Steinmann beide Streithähne vorerst für ein Spiel gesperrt. Der Ausfall von Giroux trifft Ambri stärker als die Absenz von Danielsson die Lakers. Bei den Lakers steht Anders Eldebrink an der Bande.
Die Behauptung, die Lakers würden beim Kampf ums Überleben unter Trainer Anders Eldebrink «Krieg» auf dem Eis führen, ist eine böse Unterstellung. Aber ein Kern Wahrheit ist schon drin. Wenn es um die Existenz geht, ist jedes Mittel recht. 2013 wären die Lakers in der Liga-Qualifikation gegen Lausanne abgestiegen. Jetzt droht eine Liga-Qualifikation gegen die Langnauer oder Oltner. Kein Vergleich zu den Operetten-Ligaqualifikationen, die Ambri 2011 bzw. 2012 gegen Langenthal und Visp oder Biel vor einem Jahr gegen Visp durchzustehen hatte.
Das Frustrations- und Aggressionspotenzial ist bei negativer Zielsetzung ohnehin grösser. Eine Niederlage im Halbfinale oder im Finale ist zwar auch enttäuschend. Aber die Existenz eines Hockey-Unternehmens oder die Fortsetzung einer Spielerkarriere ist deswegen nicht in Frage gestellt. Wenn es hingegen um den Abstieg geht, verändert sich alles. Es geht um die Zukunft des Clubs und letztlich auch um den Arbeitsplatz der Spieler. Daraus kann sehr wohl eine giftige Aggressivität entstehen. Die mentale Belastung dieser Playout-Dramen für Trainer und Spieler wird nach wie vor unterschätzt. Die Lakers sind inzwischen diesem «Abstiegsstress» seit sieben Jahren ausgesetzt. So gesehen ist es ein kleines Hockey-Wunder, dass dieses Hockeyunternehmen nach wie vor besteht.
Oder könnte es auch sein, dass Anders Eldebrink seine Jungs in so kritischen Situationen nicht mehr im Griff hat? Am letzten Mittwoch hat Gaudenz Domenig, der Präsident des HC Davos, im Rahmen einer TV-Sendung («The Hockey Week») eine höchst brisante und interessante Aussage gemacht. Er sagte, bei den Lakers würden die schwedischen Spieler machen, was sie wollen. Das sei eines der Probleme. Der grosse HCD-Vorsitzende ist kein «Plauderi», sondern ein hoch angesehener, international tätiger Wirtschaftsanwalt. Er weiss sehr wohl, was er sagt. Da er beim HCD auch zwei Schweden beschäftigt (Marcus Paulsson, Dick Axelsson) wird er wohl zuverlässige Informationsquellen haben.
Eine verzwickte Situation. Mit etwas Boshaftigkeit können wir sagen: Entweder führt Anders Eldebrink «Krieg auf dem Eis» oder er hat seine wichtigsten Spieler nicht mehr im Griff. Das ist in der Tat höchst boshaft. Aber es ist, wie es ist: Die Abstiegsgefahr bei den Lakers ist so gross wie noch nie seit dem Aufstieg im Frühjahr 1994.