Luganos Sportchef Hnat Domenichelli ist heute nach Lugano zurückgekehrt. Von Helsinki nach Mailand und von dort heim ins Tessin.
Er wirkte heute beim Frühstück im «Scandic Grand Central» entspannt. Wie ein Mann, der seine Arbeit getan hat und mit dem Resultat seiner Bemühungen zufrieden sein darf.
«Ja, wir suchen für nächste Saison einen europäischen Torhüter», sagte Luganos tüchtiger Sportchef gut gelaunt. Aber natürlich dürfe und könne er den Namen noch nicht verraten. «In drei Wochen vielleicht.»
Aber wer mag schon drei Wochen warten? Da bleiben nur Erkundigungen bei den finnischen Gewährsleuten. Nicht im Strassencafé. Heute weht ein kalter Wind. Aber drinnen im Café ist das kein Problem. Diesmal braucht es exakt zwei Anrufe mit dem Hosentelefon und schon gibt es eine Antwort: Es könne sich nur um Mikko Koskinen handeln. Der habe schon in Lugano unterschrieben.
Hoppla. Das Gerücht könnte schon stimmen. Kürzlich hat ein Sportchef aus der Schweiz, der auch auf der Suche nach einem ausländischen Goalie war, mit Resignation in der Stimme erklärt, Mikko Koskinen sei nicht mehr zu haben. Der werde nach Lugano wechseln.
Nun, wenn es wahr ist – Transfergerüchte gehören ja zur guten Unterhaltung bei einer WM – dann wird Lugano nächste Saison eine andere Mannschaft sein. Und Hnat Domenichelli hat seine Hausaufgaben, Lugano endlich vom Torhüterproblem erlösen, mit Bestnoten gemacht und Grund dazu, entspannt zu sein.
Seit Elvis Merzlikins, der Finalheld von 2016 und 2018 Lugano im Sommer 2019 verlassen hat, um in der NHL Dollarmillionär zu werden, leidet Lugano unter Lottergoalies. Sandro Zurkirchen, Stefan Müller, Niklas Schlegel, Davide Fadani oder der Kanadier Leland Irving waren gewiss fleissig und tüchtig und an einem guten Abend auch Hexer, die ab und an einen Sieg gestohlen haben. Aber sie waren keine grossen Goalies. Lugano war sozusagen ein Titan auf tönernen (Goalie)-Füssen.
Lugano hat so viel Talent und mit Chris McSorley seit dieser Saison einen so smarten und charismatischen Coach, dass die Tessiner eigentlich um den Titel mitspielen oder doch wenigstens den Halbfinal erreichen sollten.
Aber seit dem im 7. Spiel auf eigenem Eis gegen die ZSC Lions verlorenen Final von 2018 war jedes Mal im Viertelfinal Sendeschluss. Letzte Saison sogar schmählich gegen die Lakers. Und diese Saison reichte es gerade noch zum 9. Rang in der Qualifikation und einem Weiterkommen in den Pre-Playoffs gegen Servette. Dann war gegen Zug Schluss.
Mit Mikko Koskinen (33) – so er denn kommt, wie verlässliche Gewährsleute melden – kann alles anders werden. Der Finne ist ein echter, wehrhafter Titan: Zwei Meter gross und 92 Kilo schwer. Mit 173 Einsätzen in der NHL und 261 Partien in der KHL ist er schon weit in der Hockey-Welt herumgekommen. 2015 und 2017 gewann er die KHL-Meisterschaft und zweimal war er mit Finnland im WM-Final.
Mikko Koskinen ist ein cooler, smarter und erstaunlich flinker Blocker, der mit schlauem Winkelspiel alleine durch seine Postur eine grosse Fläche abzudecken vermag. Und weiss, wie man Titel holt.
Er ist die Nummer zwei in Edmonton und wird mit 4,5 Millionen Dollar brutto gelöhnt. Sein Vertrag läuft aus. Aber weil die Oilers ja noch in den Stanley-Cup-Playoffs spielen, darf seine Verpflichtung von Lugano sowieso nicht vor Saisonende offiziell bestätigt werden.
Mikko Koskinen hat bisher alleine in Nordamerika fast 20 Millionen Dollar brutto verdient. Nun ist er 33 und die Zeit für ein letztes Abenteuer ist gekommen. Und wo fühlt sich denn ein Finne wohler als dort, wo die Tage lang sind, die Sonne scheint und Palmen wachsen und wo unter anderem schon Ville Peltonen und Petteri Nummelin Helden geworden sind? Eben. In Lugano.