Sport
Eismeister Zaugg

SCB-General Marc Lüthis gefährlicher Versuch, Schiris und Justiz zu entmachten

Marc Lüthi: Auf dem Feldzug gegen die Hockey-Justiz?
Marc Lüthi: Auf dem Feldzug gegen die Hockey-Justiz?
Bild: KEYSTONE
Eismeister Zaugg

SCB-General Marc Lüthis gefährlicher Versuch, Schiris und Justiz zu entmachten

SCB-General Marc Lüthi rüstet zum Feldzug gegen die Hockey-Justiz und die Schiedsrichter. Aber er hat bereits einen schweren politischen Fehler gemacht.
15.02.2016, 15:5715.02.2016, 16:22
Folge mir
Mehr «Sport»

Das TV-Auge ist überall. Selbst wer sorgfältig darauf achtet, hinter dem Rücken der Schiedsrichter eine Missetat zu begehen, wird in der Regel erwischt. Entweder entdecken TV-Ankläger Stephane Auger oder die beiden Schiedsrichterchef Brent Reiber und Beat Kaufmann das Foul.

Immer wieder werden so Fouls, die während des Spiels ungeahnten geblieben sind, doch noch entdeckt und die Bösewichte einer gerechten Bestrafung zugeführt. Diese «orwellsche Überwachung» trägt viel zur Disziplinierung der Bösewichte und damit zum Wohl des Spiels bei.

Brent Reiber (links) und Beat Kaufmann.
Brent Reiber (links) und Beat Kaufmann.
Bild: Urs Lindt/freshfocus

Zurück in die Steinzeit? Nein Danke!

Marc Lüthi ist dieser «Überwachungs-Staat» ein Dorn im Auge. Er hat einen brisanten Antrag eingereicht: Schluss mit Bestrafung von Tätern, die von den Schiedsrichtern nicht erwischt worden sind. Mit einer schriftlichen Eingabe zuhanden der Nationalliga-Versammlung vom Mittwoch verlangt er eine Rückkehr zur guten alten Zeit. Ab nächster Saison soll ein Foul, das während des Spiels übersehen worden ist, ungeahndet bleiben. Bloss noch die Klubs sollen das Recht haben, Bestrafungen von übersehenen Fouls aufgrund von TV-Bildern zu verlangen. Um es etwas polemisch an einem Beispiel aus dem Alltag zu erklären: Wer durchs Dorf rast und von der Radarkontrolle nicht erwischt wird, geht straffrei aus.

Kommt Marc Lüthi mit diesem gefährlichen Antrag durch, dann kehren wir zurück in die Steinzeit. Wir geben leichtfertig ein technisches und juristisches Mittel aus der Hand, das uns hilft, das Eishockey sauberer und besser zu machen.

Dem machtbewussten grossen SCB-Zampano geht es im Kern der Sache um noch mehr: Er will die Macht der Schiedsrichterabteilung brechen. Die Schiedsrichter sollen wieder auf die Rolle der Spielleitung reduziert werden. Die TV-Bilder sind heute ein griffiges Instrument der Schiedsrichterchefs um Recht und Ordnung auf dem Eis auch dann durchzusetzen, wenn die «Polizei auf dem Eis», die Schiedsrichter, ein Vergehen übersehen haben. Das stört Marc Lüthi & Co. Wenn schon ein Video-Urteil, dann nur eines, das vom Klub verlangt wird. Das lässt immer die Möglichkeit offen, sich untereinander abzusprechen und mit einem Telefon zum Sportchef des anderen Klubs zu verhindern, dass ein Video eingereicht wird.

Dieses Vorgehen passt ins Bild: die Ligageneräle wollen alles selber bestimmen. Die einstige Gewaltentrennung zwischen Liga (Klubs) und Verband gibt es nicht mehr. Es sollen möglichst alle – Nationaltrainer, Schiedsrichter, Verbandsfunktionäre – nach der Pfeife von Marc Lüthi und seinen Freunden tanzen.

Nach wie vor ist Marc Lüthi kein durchtriebener Machiavellist. Das macht ihn sympathisch.
Nach wie vor ist Marc Lüthi kein durchtriebener Machiavellist. Das macht ihn sympathisch.
Bild: KEYSTONE

Lüthi noch kein Machiavelli

Wie gross ist die Chance, dass Marc Lüthi mit seinem gefährlichen Antrag bei der Liga-Versammlung durchkommt? Sehr klein. Er hat einen schweren politischen Fehler gemacht. Anträge, die vom SCB, von den ZSC Lions oder Davos, von den wirtschaftlichen Titanen der Liga kommen (von Davos über Zürich nach Bern verläuft die «Achse des Bösen»), lösen unabhängig vom Inhalt bei der Konkurrenz tiefes Misstrauen aus. Der SCB-General hätte einen befreundeten «kleinen» Klub wie die SCL Tigers oder Ambri, besser noch einen aus der NLB (z.B. Langenthal, Visp) beauftragen sollen, diesen Antrag einzureichen. Das zeigt uns: nach wie vor ist Marc Lüthi kein durchtriebener Machiavellist. Das macht ihn sympathisch.

Es würde mich nicht wundern, wenn Marc Lüthi seinen Antrag am Mittwoch im Laufe der Diskussion selber zurückziehen würde. Womit dem Eishockey gedient wäre.

P.S. ganz nebenbei wollen die Klubs auch, dass es keine Bussen mehr für unkorrekte Spielerausrüstung (wie zu lockere Helmriemli) gibt. Das dürfte durchkommen.

So steht es um die 12 NLA-Trainer (Stand Februar 2016)

1 / 14
So steht es um die 12 NLA-Trainer (Stand Februar 2016)
Lars Leuenberger (SC Bern), Stand: Vertrag läuft bis Ende der Saison 2015/16.
quelle: freshfocus / andy mueller/freshfocus
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Amboss
15.02.2016 16:15registriert April 2014
Die nachträgliche Bestrafung ist ein Grund (neben vielen), weshalb Eishockey einfach der geilste Sport ist. Der Sport ist fair.
Und wer sich unfair verhält wird bestraft.

Ach wär das doch im Fussball so.... Ungeahndete Fouls und Schwalben sind dort ein echter Vorteil. Konsequenzen - keine.


Aber hätte Marc Lüthi nicht andere Sorgen? So ein gewisses Team (Name ist mir gerade entfallen), welches unter dem Strich liegt...
889
Melden
Zum Kommentar
3
«Hier kämpfen die Schamlippen» – Nike gerät wegen freizügigen Olympia-Outfits in Shitstorm
Die Sportmarke Nike hat die Outfits für die US-Leichtathletinnen an der Olympia präsentiert. Jetzt hagelt es Kritik.

Nike hat am Wochenende in Paris die Outfits für die Athletinnen und Athleten der diesjährigen Olympischen Spielen vorgestellt. Besonders auffallend sind dabei die Kleider, die vom Sportriesen für die US-Leichtathletinnen gewählt wurden. Diese lösten auf Social Media einen regelrechten Shitstorm aus.

Zur Story