Biel hat am Sonntagnachmittag die Lakers 3:2 besiegt. Eigentlich können wir sagen: Na und? Und zur Tagesordnung übergehen. Weil ein Spiel gegen die Lakers im Dezember keine neuen Erkenntnisse für die Playoffs im April bringt.
Es mag sein, dass nach einem luftig-locker-leichten Qualifikations-Nachmittagsspiel im Dezember eine Playoff-Prognose ungefähr so seriös ist, wie eine Wettervorhersage für den April aufgrund der Witterung vom 1. Dezember. Wir wissen lediglich, dass die Tage länger und die Temperaturen höher sein werden. Und das Hockey hitziger.
Und doch gibt es ein interessantes Detail. Es kann im April das Ringen um die höchste nationale Ehre entscheiden.
Ein Blick zurück hilft uns bei der Erklärung. Der 6. April 2019 ist der Tag des offensiven Traumas für die Bieler. Sie haben die Chance, mit einem Sieg über den SCB ins Finale einzuziehen. Aber sie verlieren mit 38:19 Torschüssen 0:1 und Meister wird schliesslich der SCB. Sie sind also an ihrer fehlenden offensiven Durchschlagskraft gescheitert.
Kehren wir zum nasskalten Sonntagnachmittag und zur Partie gegen die Lakers zurück. Auf den ersten Blick ist Damien Brunner (33) der Mann des Spiels.
In der Vorsaison hatte er sich eine Adduktorenverletzung zugezogen. Nun ist er zurück. Was für ein Comeback! Er trifft zum 1:0 (11.) und sichert den Sieg mit dem 3:2 (38.). Vor der Rückkehr hatte ihn Trainer Anti Törmänen gefragt, ob bis zur Weihnachtspause mit einem Tor gerechnet werden könne. Nun sind es schon zwei.
Damien Brunner wird in seiner ersten Saisonpartie gleich zum besten Mann seines Teams gewählt. Er muss vor den TV-Kameras und den Chronisten Auskunft geben und bemüht sich sogar, sich in französischer Sprache auszudrücken. Biel ist eben auch Bienne.
Er kann tatsächlich der Mann sein, der die Meisterschaft für die Bieler entscheidet. Aber in diesem Spiel gegen die Lakers ist er nicht die Schlüsselfigur. Er war es ja an jenem 6. April beim 0:1 gegen den SCB auch nicht und blieb – wie alle Bieler – eine offensive «Nullnummer».
Aufschlussreicher ist in diesem Zusammenhang, wer bei der Vorbereitung der beiden Tore von Damien Brunner gegen die Lakers beteiligt war (Hockey ist bekanntlich ein Mannschaftsport). Es ist Luca Cunti. Er ist der Mann, der die Meisterschaft für Biel entscheiden kann.
Mit ziemlicher Sicherheit hätte nämlich Damien Brunner damals am 6. April seine Mannschaft mit Luca Cunti an seiner Seite ins Finale gebracht. Aber da stürmte der Zürcher noch für Lugano.
Damien Brunner ist kein «Durchreisser». Kein «Brecher». Kein Solist und auch kein Mann der krachenden Schüsse. Er ist ein sensibles «Lauf-Genie» und erzielt seine Tore aus dem Lauf heraus. Weil er instinktiv und früher als seine Gegenspieler erahnt, wohin die Scheibe kommen wird, taucht er auf einmal wie aus dem Eis gewachsen am richtigen Ort auf und lenkt den Puck ins Tor. Mit einer «unschweizerischen» Frechheit und Kaltblütigkeit. Je schneller das Spiel, desto besser. Eine «Manndeckung» ist gegen ihn unmöglich.
Diese Stärke kann er nur ganz entfalten, wenn er einen Mittelstürmer an seiner Seite hat, der genauso tickt, der ebenso gut die Spielentwicklung zu lesen vermag, der auch mit diesem Hauch von Genie gesegnet ist, der ihm die Scheiben in den Lauf, in den freien Raum spielt. Er ist der Mann fürs Schnelle. Nicht fürs Grobe. Solo «funktioniert» der ehemalige Liga-Topskorer (mit Zug) und NHL-Stürmer (135 Spiele/67 Punkte) nicht. Erst der perfekte Mitspieler kann aus einem «halben» einen «ganzen» Damien Brunner machen.
Luca Cunti ist dieser perfekte Mitspieler. Er hatte bei beiden Toren gegen die Lakers seinen Stock im Spiel. Er ist ein smarter offensiver «Brandbeschleuniger». Dem 1:0 ging eine der schnellsten Kombinationen voraus, die wir diese Saison auf unseren Eisbahnen gesehen haben. Eine Sturmlinie mit Luca Cunti und Damien Brunner kann an einem guten Abend die schnellste der Liga sein.
Damien Brunner und Luca Cunti stürmten schon einmal gemeinsam im gleichen Team. Während der Saison 2017/18 in Lugano. Aber nie in der gleichen Linie. Entweder war Damien Brunner verletzt oder Trainer Greg Ireland kam es in seiner unergründlichen Weisheit einfach nicht in den Sinn, konsequent auf die Kombination Brunner/Cunti zu setzen.
In Biel hatte Antti Törmänen die beiden bereits während der Saisonvorbereitung in der gleichen Linie laufen lassen. Nun haben wir beim ersten gemeinsamen Einsatz in der Qualifikation gesehen, welche Wirkung diese Kombination von Spielintelligenz und Schnelligkeit erzielen kann. Es ist ein Duo, das die Meisterschaft entscheiden kann.
Biel ist von seiner DNA her eine spielstarke «Lauf-Mannschaft», an einem guten Abend sogar die schnellste der Liga. Die also nicht in erster Linie danach trachtet, mit Taktik und «Schablonenhockey» (wie beispielsweise der SCB) einen Treffer weniger als der Gegner zu kassieren.
In den Playoffs triumphieren eher die konservativen Coaches, die davon ausgehen, dass es einfacher ist, einen Treffer zu verhindern als einen zu erzielen.
Die Bieler kommen im April nur bis ins Finale, wenn sie ihre Laufmeter besser in Tore ummünzen als im letzten Frühjahr. Das wird ihnen nur gelingen, wenn das Duo Brunner/Cunti harmoniert und funktioniert. Wenn wir einen «ganzen» Damien Brunner sehen.
So gesehen war das Spiel gegen die Lakers schon mal ein Lichtblick.
Man könnte meinen, dies sei eine Legende aus Zauggs Märchenkiste 😃🤙🏻
Thx Damien, du hast damals mein Eis gebrochen! Great