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Olofsson zu Biel: Der Deal des Jahres, der in einer Woche gemacht wurde

Tigers Topscorer Jesper Olofsson, rechtswaehrend dem Qualifikations-Spiel der National League, zwischen den SCL Tigers und dem EHC Biel, am Freitag 10. Dezember 2021, im Ilfisstadion in Langnau. (Post ...
Tigers-Topskorer Jesper Oloffson spielt nächste Saison in Biel.Bild: keystone
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Olofssons Wechsel zu Biel – der Deal des Jahres, der in einer Woche gemacht wurde

Die SCL Tigers verlieren Liga-Topskorer Jesper Olofsson. Keine Frage des Geldes, sondern der Schlauheit von Biels Sportchef Martin Steinegger. Er hat jetzt für nächste Saison ein Meisterteam. Und Kultgoalie Simon Rytz wechselt tatsächlich von Olten zu Biel.
24.12.2021, 14:21
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Auf der Fahrt zum Spiel nach Zürich bekommt Langnaus Sportchef Marc Eichmann am späten Donnerstagnachmittag einen Anruf. Am Apparat Jesper Olofssons Agent. Der Vertrag mit Biel sei gemacht. Sorry.

Marc Eichmann fällt aus allen Wolken. Er ist als Neuling im Geschäft das Opfer seiner Gutgläubigkeit (polemisch: Naivität) geworden. Seine Strategie war folgende: Wir kontern jedes Angebot aus der Liga. So hat es der Verwaltungsrat bewilligt. Am Geld wird es in diesem Fall nicht liegen. Wenn Jesper Olofsson in die KHL oder in die NHL will, sind wir chancenlos. Aber jetzt investieren wir und zahlen so viel oder notfalls mehr als jeder andere Klub aus der National League. Jawohl! Wir sind schliesslich im «Valley» hinten auch wer!

Tigers Sportchef Marc Eichmann vor dem Meisterschaftsspiel zwischen den SCL Tigers und dem HC Ambri-Piotta am Dienstag 14. September 2021, im Ilfisstadion in Langnau. (KEYSTONE/Marcel Bieri)
Tigers-Sportchef Marc Eichmann muss Lehrgeld bezahlen.Bild: keystone

Hin und wieder erkundigt sich Marc Eichmann bei Jesper Olofsson. Er ist sich seiner Sache sicher. Die «Kriegskasse» ist gefüllt. Der Schwede vertröstet ihn aber immer wieder: Er wolle erst einmal den Spengler Cup spielen. Dann werde man sehen.

Und nun das: Heiliger Bimbam am 24. Dezember. Der Topskorer ist weg! Und er wechselt nicht in die KHL oder in die NHL. Er bleibt im Bernbiet. Wie konnte das passieren?

Steinegger dreht den Spiess um

Dieser Deal ist in der minimalen Frist von einer Woche gemacht worden. Wahrlich, der Deal des Jahres. Und zwar so: Martin Steinegger telefoniert wegen eines anderen Spielers mit dem Agenten von Jesper Olofsson. Beiläufig fragt er auch nach dem Schweden. Der Agent entgegnet, alles sei noch offen. Ob Biel interessiert sei? Ja natürlich sei Biel interessiert.

Aber Steinegger sagt auch gleich, man werde da finanziell kaum mithalten können. Der Agent fragt, wie viel Biel denn bieten könne? Und da kehrt Biels kluger Sportchef den Spiess um und sagt zum Agenten: Nenn' du mir die Lohnsumme und die Bedingungen. Wenn wir einverstanden sind, dann wird nicht mehr diskutiert, nicht mehr bei anderen Teams hausiert und wir bestimmen, wann der Vertrag gemacht wird.

Cheftrainer ad interim Martin Steinegger verfolgt einen Spielzug von der Bande aus im Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem EHC Biel und den ZSC Lions, am Freitag, 8. Dezember ...
Zugegeben: Das hat Martin Steinegger geschickt eingefädelt.Bild: KEYSTONE

Der wohlbekannte Agent aus dem Zugerland schlägt ein. Okay, machen wir so. Er bespricht sich mit seinem Klienten, nennt die Zahl und die Vertragsbedingungen. Und Martin Steinegger akzeptiert. Deal gemacht. Das ist die Erklärung, warum Langnaus Sportchef Marc Eichmann keine Chance hatte. Warum er seinem Topskorer nicht einmal ein Angebot machen konnte. Um Geld ist es also nicht gegangen. Frustration und Ärger in Langnaus Chefetage sind gross. Sehr gross. Sehr, sehr gross. Sehr, sehr, sehr gross.

Das mögliche Meisterteam steht

Immer mehr zeichnet sich ab: Die Meisterschaft der nächsten Saison werden die Ausländer entscheiden. Sechs dürfen es sein, falls es einen Aufsteiger gibt. Nun hat Biel bereits fünf unter Vertrag. Die Stürmer Jesper Olofsson, Jere Sallinen und Toni Rajala sowie die Verteidiger Alexander Jakovenko und Victor Lööv. Die sechste Ausländerlizenz kann später noch nach Bedarf eingelöst werden.

Gute ausländische Spieler gibt es zwar viele. Aber passen sie ins Team? Können sie sich in unserer Lauf- und Tempoliga durchsetzen? Und nicht zu vergessen: Wie viel kosten sie? Passen sie in die Lohnhierarchie? Im Idealfall gelingt es, der Konkurrenz einen ausländischen Spieler auszuspannen, der sich in der National League bereits durchgesetzt hat. Wie Jesper Olofsson. Hilfreich ist auch, wenn nicht gleich drei oder vier neue Ausländer verpflichtet werden müssen. Wenn die ausländischen Spieler bereits diese Saison gut ins Team integriert sind. Wie im Fall von Biel: Vier Ausländer spielen bereits in Biel und der fünfte hat sich in der Liga bei Langnau etabliert.

Der Aroser Goalie Andy Jorns versucht einen Schuss des Bielers Richmond Gosselin, links, Nummer 19, abzuwehren, aufgenommen am 20. Februar 1983 in Arosa beim Meisterschaftsspiel EHC Arosa gegen den EH ...
1983 wurde der EHC Biel letztmals Schweizer Meister.Bild: KEYSTONE

Martin Steinegger ist der einzige Sportchef der Liga, der jetzt schon fünf gute Ausländer für nächste Saison unter Vertrag hat. Die Bieler werden – wenn sie nicht von Verletzungspech geplagt werden – nächste Saison keine Probleme mit dem ausländischen Personal haben. Das ist schon fast die halbe Miete. Die andere Hälfte der Miete sind, logisch, die Schweizer. Und auch da haben die Bieler alles richtig gemacht: Zu den hohen Salärforderungen von Michael Hügli haben sie «Nein» gesagt (er wechselt nach Lausanne) und dafür mit Tino Kessler verlängert. Mit Luca Christen haben sie einen der talentiertesten Schweizer Verteidiger (aus Langenthal) geholt und mit Yannick Rathgeb verlängert. Und das Problem der Nummer 2 hinter Joren van Pottelberghe ist auch gelöst: Aus Olten kommt für ein Jahr Simon Rytz.

Biel hat bereits jetzt ein Meisterteam für die nächste Saison. Das heisst nicht, dass die Bieler zum ersten Mal seit 1983 Meister werden. Das heisst lediglich, dass sie eine Mannschaft haben, die, wenn alles passt, um den Titel spielen kann.

Was passiert mit Grenier?

Marc Eichmann ist nicht zu beneiden. Auf ihn wartet ein weiteres hochheikles Geschäft: Alexandre Grenier, sein zweitbester Skorer, hat auch einen auslaufenden Vertrag. Der Kanadier hat den gleichen Agenten wie Jesper Olofsson. Und auch Alexandre Grenier hat Langnaus Sportchef versichert, er werde sich erst nach dem Spengler Cup entscheiden. Kommt dazu: Alexandre Grenier ist die wichtigste hockeytechnische Bezugsperson des Trainers. Aber Jason O’Leary muss spätestens Ende Saison gehen.

Tigers Alexandre Grenier waehrend eines Vorbereitungsspiel zwischen den SCL Tigers und dem HC Genf-Servette am Donnerstag 2. September 2021, im Ilfisstadion in Langnau. (KEYSTONE/Marcel Bieri)
Alexandre Grenier ist neben Oloffson der zweite wichtige Ausländer bei den Tigers. Bild: keystone
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45 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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AG-Bärner
24.12.2021 15:11registriert März 2020
Naja, heisst noch nicht das Olofsson nächstes Jahr wieder so einschlägt. Für ihn passen die Mitspieler die er dieses Jahr hat genau. Ob das bei Biel dann auch so ist wird man sehen.
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hocky
24.12.2021 18:19registriert März 2021
"Martin Steinegger ist der einzige Sportchef der Liga, der jetzt schon fünf gute Ausländer für nächste Saison unter Vertrag hat." Ja Chlöisu; Z.B. Zug hat für nächste Saison auch 5 Ausländer unter Vertrag. Welcher ist nicht gut?
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hanibal79
24.12.2021 19:23registriert März 2015
Es gibt in Langnau noch andere Baustellen. Das Geld spielt in jedem Fall eine Rolle.
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Wenn es nach dem Präsidenten geht, bleibt Christian Dubé Gottéron-Trainer
Christian Dubé (46) hat zwar als Sportchef und als Trainer seit 2015 nur ein einziges Halbfinalspiel gewonnen. Aber die Zeichen deuten auf eine weitere Saison mit dem Kanadier an der Bande.

Den finalen Entscheid in der Trainerfrage fällt bei Gottéron in den nächsten Tagen – einen fixen Termin gibt es nicht – zwar der Verwaltungsrat. Aber das oberste Organ des Unternehmens wird in dieser Sache dem Antrag des Sportchefs folgen. Ab sofort ist nicht mehr Christian Dubé Sportchef. Er gibt die am 4. Oktober 2019 übernommene Doppelbelastung auf und überlässt das Amt des Sportchefs seinem Zauberlehrling Gerd Zenhäusern (51). Der Walliser dient Gottéron seit Oktober 2014 in verschiedenen Chargen, seit 2021 offiziell als Büro-Assistent und Zögling von Christian Dubé.

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