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Gross ist die Kritik im Bernerland. Der arme Lars Leuenberger! Ab Ende Monat arbeitslos! Der herzlose SCB-General Marc Lüthi! Wie kann er nur!
Marc Lüthi kann diese sentimentale Kritik getrost ignorieren. Hockeymanager, die sich von sentimentalen Gefühlen leiten lassen, ruinieren ihr Unternehmen. Die gleichen Kritikerinnen und Kritiker, die jetzt fordern, man müsste doch Lars Leuenberger behalten – Hosianna! – würden im Herbst, nach der fünften Niederlage, seine Entlassung fordern: «Kreuziget ihn!» Marc Lüthi würde harsch kritisiert: Es sei doch jedem klar gewesen, dass der Lars im Frühjahr einfach Schwein gehabt habe und sich so ein Hockeywunder nicht wiederholen lasse.
Man hätte Kari Jalonen haben können und es sei unverantwortlich, dass man den Lars behalten und den Finnen nicht als neuen Trainer genommen habe. Jeder wisse doch, dass es heute keinem Trainer gelinge, den Titel zu verteidigen. Nicht einmal Arno Del Curto. Aber da sehe man wieder einmal, dass der Marc Lüthi einfach nichts von Eishockey verstehe und nur der Hampelmann der «Leuenberger-Mafia» sei.
Lars Leuenberger hat Glück. Er muss gehen. Sein SCB-Ruhm ist nun unsterblich. Was ihm auch seine Karriere bescheren mag – diesen SCB- Triumph kann nichts und niemand mehr schmälern. Und seine Jobchancen stehen aus einem ganz besonderen Grund sehr gut. Er gehört zur richtigen «Hockey-Partei» und das «Parlamentarier-Prinzip» wird ihm helfen.
Hier eine kleine Erklärung, was damit gemeint ist. Wenn jemand bei den Nationalrats- oder Grossratswahlen knapp scheitert, dann kommt er auf die Liste der Ersatzleute. Wenn nun jemand zurücktritt, dann rutscht der Erste auf dieser Ersatzliste ins Parlament nach – vorausgesetzt, er ist in der Partei, in der einer auf seinen Sitz verzichtet.
Lars Leuenberger hat Daniel Giger als Agenten. Er und sein Mitarbeiter Sandro Bertaggia kümmern sich also um seine Stellensuche. Sie vertreten auch Sean Simpson in Kloten, Gerd Zenhäusern in Fribourg, Hans Kossmann in Ambrì, Doug Shedden in Lugano, Harold Kreis in Zug und Nationaltrainer Patrick Fischer.
Die Chancen (bzw. die Gefahr), dass einer von Daniel Gigers Klienten im Laufe der nächsten Legislaturperiode (bzw. Saison) seinen Sitz (bzw. Job) verliert, stehen bei über 70 Prozent. Wenn nun einer aus Daniel Gigers «Partei» gehen muss, ist es gut möglich, dass einer aus seiner «Partei» nachrutschen kann. Und zuoberst auf der Ersatzliste steht natürlich Lars Leuenberger. Wenn also Daniel Giger im Laufe der nächsten Saison mit einem Sportchef über die Auflösung des Trainervertrags verhandelt, hat er auch gleich den idealen Nachfolger parat: Lars Leuenberger.
Die Frage ist allerdings: Soll Lars Leuenberger im Laufe der nächsten Saison überhaupt irgendwo einsteigen? Nein, sollte er nicht. Vielmehr sollte er den SCB-Meisterruhm mit einem Mehrjahresvertrag richtig kapitalisieren – was bedeutet, dass er eigentlich erst im Herbst 2017, also auf übernächste Saison, wieder bei einem Klub einsteigen sollte. Von seinem pragmatischen, nüchternen Wesen und Wirken her wäre dieser smarte Techniker und Taktiker beispielsweise der ideale Nachfolger eines so emotionalen Trainers wie Kevin Schläpfer. Auch zu Gottéron würde er passen: Dort hat er einst als Stürmer den goldenen Helm des Topskorers getragen. Und zu den SCL Tigers sowieso.
Der ideale Job fürs «Zwischenjahr», also für nächste Saison, wäre allerdings die Position eines U20-Nationaltrainers. Dieser Posten wird von Nationalmannschafts-Direktor Raeto Raffainer mit dem Mann besetzt, den ihm Nationaltrainer Patrick Fischer vorgibt. Wie wir wissen, gehört auch Patrick Fischer zur gleichen «Partei» wie Lars Leuenberger.
Und der wäre der perfekte U20-Nationaltrainer. Für Patrick Fischer könnte es sogar gut sein, wenn er Lars Leuenberger zusätzlich zu seinem Assistenten ernennen könnte. Denn er und seine beiden aktuellen Assistenten Felix Hollenstein und Reto von Arx haben als Trainer noch nie irgendetwas gewonnen. Mit Lars Leuenberger hätte er einen Assistenten, der weiss, wie man gewinnt. Nur zur Erinnerung: Doug Shedden hat eine Mannschaft (Lugano) ins Finale geführt, mit der Patrick Fischer im letzten Herbst bis auf den letzten Platz abgerutscht war.
Lars Leuenberger bei der U20-Nationalmannschaft und nicht bei einem SCB-Konkurrenten hätte noch einen Vorteil: Wir hätten im Bernbiet einen «Hockey-Gegenpapst» zu Marc Lüthi. Marc Lüthi geniesst jetzt, nach diesem wundersamen Meistertitel, in Sachen Eishockey ein Unfehlbarkeits-Dogma. Bis heute geniesst sonst nur noch der Papst dieses Unfehlbarkeits-Dogma. Unfehlbarkeit bedeutet Irrtumslosigkeit, Fehlerlosigkeit und Perfektion im Handeln. Nach der römisch-katholischen Lehre geniesst der Papst in allen Glaubens- und Sittenfragen dieses Unfehlbarkeits-Dogma. In der Stadt Bern geniesst Marc Lüthi jetzt in allen Hockeyfragen dieses Unfehlbarkeitsdogma.
Mit Lars Leuenberger haben wir nun im Bernbiet einen «Hockey-Gegenpapst» zu Marc Lüthi. Nach diesem meisterlichen Triumph gilt auch für Lars Leuenberger das Unfehlbarkeits-Dogma in allen Hockeyfragen. Aber natürlich nur so lange, bis er nicht ein Spiel gegen den SCB (und damit Marc Lüthi) verliert. Deshalb wäre es ideal, wenn er einen Nationaltrainerjob übernimmt.