Sport
Eismeister Zaugg

Wir haben das wahre Lugano, aber noch nicht den wahren SCB gesehen

Nach einem verrückten ersten Playoff-Finalspiel jubelt der HC Lugano.
Nach einem verrückten ersten Playoff-Finalspiel jubelt der HC Lugano.
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS
Eismeister Zaugg

Wir haben das wahre Lugano, aber noch nicht den wahren SCB gesehen

Lugano gewinnt das erste Plaoyff-Finalspiel gegen Bern mit 5:4. Weil der SCB zu wenig böse war und «Lugano-Hockey» spielte. So kann der SCB nicht Meister werden.
03.04.2016, 08:5603.04.2016, 10:18
Folge mir
Mehr «Sport»

Die Berner haben diese erste Playoff-Finalpartie in der Resega verloren, weil sie sich und ihrem Stil untreu geworden sind. Offensiver Übermut, zu stürmischer Vorwärtsdrang hat am Ende zum Siegestreffer (5:4) für Lugano geführt. Der SCB hat im letzten Drittel spektakuläres Lugano-Hockey gespielt – aber Lugano kann Lugano-Hockey besser spielen als der SCB.

» Hier gibt's alle Highlights der ersten Finalpartie im Video.

Die Intensität (und das Niveau) dieser ersten Partie war hoch. Aber wenn der SCB Meister werden will, muss die Intensität noch höher werden. Oder um es noch einfacher zu sagen: Die Berner müssen härter zur Sache gehen, böser werden, stärkere Emotionen entfachen und ihre talentierteren Gegenspieler so provozieren, dass sie sich nicht mehr aufs Spiel konzentrieren können. Playoff-Hockey eben. In dieser ersten Partie hat Lugano seine hohe Spielkultur durchgesetzt und gewonnen. Mit «Lugano-Hockey» kann der SCB nicht Meister werden.

Lugano hat sich mit aller Macht gegen den physisch robusten SCB gestemmt.
Lugano hat sich mit aller Macht gegen den physisch robusten SCB gestemmt.
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Der SCB liegt erstmals in den Playoffs 2016 zurück. Zum ersten Mal ist der Puck nicht den Weg der Berner gegangen. Kann Trainer Lars Leuenberger reagieren? Jetzt kommt die grosse Bewährungsprobe für ihn. Bisher musste er die grosse SCB-Maschine nur ein bisschen justieren. Aber Änderungen oder gar eine neue Programmierung waren nie nötig. Wer will, kann auch sagen: Es ist für Lars Leuenberger alles wie von selbst gelaufen.

Das ist nun nicht mehr so. Der SCB ist zum Auftakt vom rechten Weg abgekommen und es ist nun am Trainer, dafür zu sorgen, dass der SCB wieder seine Identität findet und «sein» Hockey spielt. Die Berner sind physisch stärker, aber sie können nicht mit Luganos offensiven Künstlern tanzen. Tun sie dies so wie vor allem im letzten Drittel dieser ersten Partie, dann ist das Finale nach vier Spielen vorbei.

Beim Finalauftakt erst zweimal mehr Tore
Das Resultat des ersten Finalspiels ist noch keine Vorentscheidung. Die Aufstellung der Resultate der jeweils ersten Finalpartie zeigt, dass in den bisher 30 Finals der spätere Meister zehnmal das erste Spiel verloren hat. Dieses 5:4 zwischen dem SCB und Lugano war eine der besten, offensivsten und spektakulärsten Final-Ouverturen der Geschichte. Mehr Tore sind nur 2005 (der ZSC gewann in Davos 6:4) und 1995 (Kloten gewann in Zug 8:3) gefallen. (kza)

Geht den Schweden die Luft aus?

Lugano ist es gelungen, dem SCB im besten Wortsinne davonzulaufen. Das ist Luganos grosse Chance. Denn die Energie der schwedischen Zauberkünstler reicht wahrscheinlich nicht für mehr als fünf Spiele «Firewagon-Hockey». Die Gefahr, dass Luganos Offensivkünstler vor der Ziellinie mit leeren Tanks stehen bleiben, ist erheblich. Einen Sprint über fünf Partien kann Lugano gewinnen. Aber nicht einen Langstreckenlauf, einen Zermürbungskampf über sieben Spiele.

Zwei Tore und zwei Assists: Linus Klasen war ganz klar der Mann der Partie.
Zwei Tore und zwei Assists: Linus Klasen war ganz klar der Mann der Partie.
Bild: PHOTOPRESS

Wir haben im ersten Spiel das wahre Lugano gesehen. Das «Kavallerie-Hockey» von Doug Shedden hat funktioniert: die schwedischen Stürmer hatten bei vier der fünf Treffer den Stock im Spiel. Zum ersten Mal in diesen Playoffs ist es dem SCB nicht gelungen, die besten gegnerischen Spieler im Schach zu halten.

Erstaunlich war nicht nur Luganos offensive Feuerkraft. Eher noch erstaunlicher: die Balance zwischen Offensive und Defensive ist nicht verloren gegangen. Die Verteidiger (Furrer, Vauclair, Hirschi) haben die Defensive erstaunlich gut zusammengehalten. Viel besser kann Lugano nicht mehr spielen.

Der SCB 2016 ist besser als der HCD 2006

Wir haben also in dieser ersten Partie das wahre Lugano gesehen. Aber noch nicht den wahren SCB. Wenn Lugano beim Auftakt 90 Prozent seines Potenzial umgesetzt hat, dann waren es beim SCB höchstens 60 Prozent.

Aus der Vergangenheit wissen wir, dass ein Playoff-Finale am Ende des Tages nicht auf spielerischen Tanzböden entschieden wird. Sondern in den defensiven Maschinenräumen der eigenen und der neutralen Zone. Selbst die spielerisch grossen Meisterteams dieses Jahrhunderts der ZSC Lions und des HC Davos verdankten ihre Triumphe eher der Taktik und der Organisation als der spielerischen Brillanz und reinem Talent. Und die SCB-Meisterteams von 2004, 2010 und 2013 sowieso.

Lugano hat den Vorteil nun klar auf seiner Seite.
Lugano hat den Vorteil nun klar auf seiner Seite.
Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Der letzte spielerisch grosse, magische Meister war 2006 der HC Lugano. Und nun haben wir zum Auftakt den spielerisch besten HC Lugano seit 2006 gesehen. Einen HC Lugano mit genug Talent, um auf dem spielerischen Tanzboden ein Finale zu entscheiden. Wie 2006. Aber der wahre SCB – den SCB, den wir im Viertel- und im Halbfinale gesehen haben – ist besser als der HC Davos, der 2006 Luganos Finalgegner war.

Der Schweizer Eishockey-Meisterpokal im Wandel der Zeit

Unvergessene Eishockey-Geschichten

Alle Storys anzeigen

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
10 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Amboss
03.04.2016 09:19registriert April 2014
Bin gar nicht der Meinung des Eismeisters. Lugano hat doch gerade im Halbfinale bewiesen, dass es Playoff-Hockey spielen kann. Rumplig, zäh, zermürbend und mit Toren zum richtigen Zeitpunkt. Bern musste gestern zum ersten Mal Playoffs-Hockey zeigen, kann aber sicher noch besser als gestern. Die Serie ist offen und lanciert. geil
884
Melden
Zum Kommentar
avatar
mmanser
03.04.2016 09:39registriert September 2014
Bin auch nicht der Meinung von Chloisu...

Lugano hat auf jeden Fall auch noch Luft nach oben... waren teilweise dumme Fehler in der Verteidigung und im zweiten Drittel dumme Strafen die es zu vermeiden gilt.

Ausserdem kommt nun die vermeintliche Paradedisziplin Luganos. Auswärtsspiel.

Wir dürfen gespannt sein...
7310
Melden
Zum Kommentar
avatar
S. B.
03.04.2016 11:05registriert März 2014
Vielleicht ist der wahre SCB auch der, der Quali-Letzter wurde und wir haben jetzt bei acht von neun Spielen einfach irgendetwas anderes gesehen?
7040
Melden
Zum Kommentar
10
In Federers Schuhen zum Marathon-Triumph – On träumt vom Olympiasieg
Die Schweizer Schuhmarke On feiert einen Prestigesieg. In einem Prototyp des Herstellers rannte Hellen Obiri im legendären Boston-Marathon zum Sieg.

Tennis-Star Roger Federer ist schon Olympiasieger. 2008 gewann er mit Stan Wawrinka die Doppel-Konkurrenz in Peking.

Zur Story