Diese und nächste Saison sind weiterhin vier ausländische Spieler zugelassen. Ab 2022/23 sind es sieben. Mehr noch: Heute darf ein Klub während einer Saison nur acht Ausländerlizenzen lösen. So wird das Ein- und Ausfliegen des ausländischen Personals eingedämmt. Aber ab 2022/23 dürfen beliebig viele Ausländer lizenziert werden.
Wir werden also ab 2022/23 verrückte Flugjahre haben. Schon jetzt sind die meisten Sportchefs nicht fähig, vier gute ausländische Spieler zu rekrutieren. Wenn dann sieben gebraucht werden, ist abzusehen, dass laufend «Nieten» ausgetauscht und verletzte Ausländer ersetzt werden müssen. Mit einer unabsehbaren Kostenfolge. Pro Teams dürften die Lohnkosten um mehr als eine Million Franken steigen.
Natürlich sagen die Vernünftigen, man werde gar nicht sieben Ausländer einsetzen. Gerade Langnaus Präsident Peter Jakob, die Glaubwürdigkeit und Seriosität in Person, erklärt, man werde sich einschränken und der Philosophie als Ausbildungsklub treu bleiben.
Was mit hundertprozentiger Sicherheit nicht der Fall sein wird. Jeder Klub wird mit sieben Ausländern spielen, um konkurrenzfähig zu sein.
Diese Saison wäre es möglich gewesen, bei den Ausländern zurückhaltend zu sein. Das Publikum würde es verstehen, wenn nicht alle vier Ausländerpositionen besetzt werden. Weil in leeren Stadien gespielt wird, können durch sportliches Aufrüsten auch keine Mehreinnahmen generiert werden. Die Langnauer sind gerade daran, den fünften Ausländer zu verpflichten.
Die «billigen» Ausländer, von denen etwa SCB-Manager Marc Lüthi gerne fabuliert, gibt es nicht. Gäbe es sie, wären sie schon hier. Das Problem: Unsere Liga ist so gut, dass im Grundsatz nur ein Spieler zu dominieren vermag, der NHL-Talent hat. Langnau hat mit Marcus Nilsson den letztjährigen Topskorer der schwedischen Meisterschaft engagiert. Er steht nach 17 Spielen bei einem einzigen Tor und acht Assists. Der Junior Patrick Petrini hat in 18 Partien gleich viele Punkte gebucht.
Wir können es auch so sagen: Die erstklassigen Spieler wechseln in die NHL, die zweitklassigen in die KHL und für die Schweiz bleiben in erster Linie – nach internationalen Massstäben – dritt- und viertklassige ausländische Spieler. Ab und zu gelingt es, wirklich gute Ausländer zu finden. Wenn Skandinavier oder Nordamerikaner aus persönlichen, familiären Gründen ein ruhigeres Leben suchen oder ein junger Spieler noch nicht reif ist für die NHL (wie vorletzte Saison Dominik Kubalik).
Dass die Lizenz-Schweizer (ausländische Spieler mit Schweizer Lizenz) nach dem 22. Geburtstag diesen Status verlieren, hat keinerlei Einfluss. Ein paar sind gut genug, um als Ausländer einen Vertrag zu bekommen (wie Ivars Punnenovs oder Dominic Zwerger). Der Rest verliert den Job.
Nehmen wir an, es gibt einen Pool von 300 ausländischen Spielern, die für unsere Liga erhältlich und gut genug sind. Zurzeit besteht eine Nachfrage von 48 Jobs (12 Klubs à 4 Ausländer). Ab 2022/23 steigt diese Nachfrage auf 84 (12 Klubs à 7 Ausländer). Frage: Gehen die Preise rauf oder runter, wenn bei gleichbleibendem Angebot die Nachfrage steigt? Eben.
Auch die Hoffnung, mit Ausländern liessen sich die Löhne der Schweizer drücken, wird sich nicht erfüllen. Erstens sind brauchbare ausländische Spieler wegen der Zusatzkosten sowieso teurer als jeder helvetische Mitläufer. Aber da ist noch etwas: Wer konkurrenzfähig bleiben will, muss neben den Ausländern gute Schweizer haben. Also wird die Nachfrage nach guten Schweizern weiterhin steigen. Und somit auch die Saläre.
Bei den Liga-Generälen ist es Brauch, unangenehme Neuigkeiten zu verschweigen. Bei der Unterzeichnung des Aktionärsbindungsvertrages ist festgeschrieben worden, dass das «Financial Fairplay» (ein Reglement zur Begrenzung der Lohnsumme) einstimmig angenommen werden muss. Wenn also nur ein NL-Klub gegen die Lohnbegrenzung ist, ist die Sache vom Tisch.
Die Idee: Ab 2025/26 sollen die Klubs für Saläre pro Saison nur noch 10 Millionen Franken ausgeben dürfen. Die Untergrenzen ist mit 5 Millionen definiert. 50 Prozent der Summe, die 10 Milllionen übersteigt, wird als Busse bzw. Abzug aus dem Topf der TV-Millionen fällig. Aber eben: Ist nur ein Klub dagegen, ist alles hinfällig.
Der sportliche Unfug dieser neuen Ausländerregelung ist offensichtlich: 36 Arbeitsplätze für Schweizer Spieler gehen verloren. Bestandene Spieler werden ihren Platz behalten. In keiner anderen wichtigen Liga geben die Klubs jungen Spieler so wenig eine Chance wie in der Schweiz. Dieser Trend wird sich mit sieben Ausländern noch verstärken.
Auf den Publikumsaufmarsch wird die neue Ausländer-Regelung hingegen kaum Einfluss haben. Die Fans kommen, wenn ihre Mannschaft erfolgreich ist. Oder wenn es Drama gibt.
Aber es wartet schon die nächste Torheit: Der Abstieg, der diese und nächste Saison ausgesetzt worden ist, soll dann definitiv abgeschafft werden. Warum zelebrieren die grossen Ligen in Europa auch im Fussball – in Deutschland, England, Italien, Frankreich, Spanien – den Auf- und Abstieg? Richtig: Weil diese Regelung das Geschäft belebt und zu unserer Kultur gehört.
Die National League ist sportlich eine der besten der Welt, auf Augenhöhe mit den Meisterschaften in Tschechien, Schweden und Finnland. Und nach der NHL haben wir die höchsten Zuschauerzahlen der Welt.
Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis tanzen. Unsere Liga- und Klubgeneräle haben mit dem Tanz auf dem Eis begonnen.