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Darum kann der SC Bern die Champions League gewinnen

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Berner Jubel mit Untersander, Arcobello, Moser und Ebbett (von links).Bild: KEYSTONE
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Darum hat der SC Bern die Chance, die Champions League zu gewinnen

Der SC Bern spielt in der Champions Hockey League finnischer als JYP Jyväskylä und gewinnt 3:2. Wieder einmal bestätigt sich eine nordamerikanische Hockey-Weisheit: «Speed kills.»
02.11.2016, 10:0802.11.2016, 16:00
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Der SC Bern hat das gleiche Problem wie ein alter Dieselmotor. Ein Problem, das Schweizer Teams bei internationalen Partien und auch die Nati immer wieder haben. Sie brauchen eine längere Aufwärmphase um internationale Betriebstemperatur zu erreichen. Gestern haben wir erst im zweiten Drittel den wahren SCB gesehen.

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Skandinavische Teams sind in der Regel grösser und kräftiger. Das ist auch in diesem Fall so. Die Männer des finnischen Mittelfeldteams (Platz 9 in der 15er-Liga) messen im Schnitt 185,86 Zentimeter. Die Berner lediglich 181,38. 13 Finnen sind schwerer als 90 Kilo. Aber nur sieben Berner. In Finnland und Schweden verbringen die Spieler halt vom Juniorenalter an mehr Zeit im Kraftraum als bei uns.

Die Berner sind in der ersten Phase chancenlos. Weil sie fast jeden Zweikampf gegen die kräftigeren Finnen verlieren, die mit viel mehr Druck auf dem Stock arbeiten. Und mit ihrer Wucht die Lufthoheit in allen drei Zonen und der Bande entlang haben.

Die fünf schönsten Tore der Achtelfinal-Hinspiele von gestern.Video: YouTube/Champions Hockey League

Der SCB finnischer als die Finnen

Die Berner, in der heimischen Liga physisch dominant, werden erst einmal kräftig durchgerumpelt. JYP Jyväskylä spielt rauer als einst die meisterlichen «Big Bad Bears». Es ist die internationale Härte und Intensität, die unserer Liga fehlt und auch die Zuschauer irritiert. Nach dem ersten Drittel führt JYP Jyväskylä verdient 2:0.

Die Schweizer können Finnen oder Schweden nicht einschüchtern und vom Eis arbeiten. Dafür sind sie zu klein, zu leicht, zu wenig kräftig und in der Regel auch zu weich. Aber wir sind dazu in der Lage, an einem guten Abend selbst den Finnen, die zu den besten Läufern der Welt gehören und für ihr Lauf- und Tempohockey auf höchster Ebene weltberühmt sind, den Schneid abzukaufen.

Bern's Gian-Andrea Randegger, left, fights for the puck with Jyvaeskylae's Valtteri Hotakainen, right, during a Champions Hockey League round of 16 match between Switzerland's SC Bern a ...
Randegger drückt Hotakainen aufs Eis.Bild: KEYSTONE

In fünf Minuten vom 0:2 zum 3:2

Tempo ist seit Anbeginn der Zeiten unser wirksamstes Mittel gegen internationale Konkurrenz. «Speed kills», sagen die Nordamerikaner. Tempo triumphiert über Grösse, Gewicht und Kraft.

Nach der ersten Pause zelebrieren die Berner die besten zehn Minuten seit der Amtsübernahme des finnischen Trainers Kari Jalonen. Sie sausen und brausen über die Finnen hinweg und brauchen nur 31 Sekunden bis zum Ausgleich. Nach knapp fünf Minuten ist das 0:2 in ein 3:2 verwandelt. Erst dann gelingt es dem Gegner nach und nach, mit Härte das Tempo zu drosseln. Am Resultat ändert sich nichts mehr.

Wo endet die Reise?

Reicht dieses 3:2 fürs Rückspiel? Ja, wenn vier Faktoren stimmen:

  1. Kein «Dieselsyndrom». Die Berner müssen von allem Anfang an Betriebstemperatur haben.
  2. Kein Hockeyschach, kein Rumpelhockey. Von der ersten Sekunde an freches und präzises Tempo- und Laufhockey mit tiefen Forechecking-Nadelstichen.
  3. Disziplin. Provokationen nicht mit Fausthieben und Stockschlägen, sondern mit Laufarbeit beantworten.
  4. Goalie Leonardo Genoni spielt sein bestes Hockey.

Wenn diese vier Punkte erfüllt sind, kommen die Berner nicht nur eine Runde weiter. Dann sind sie sogar dazu in der Lage, die Hockey Champions League zu gewinnen.

Der Modus
Jyväskylä braucht am nächsten Dienstag fürs Weiterkommen einen Sieg mit zwei Toren Differenz. Anders als im Fussball zählen Heim- und Auswärtstore gleich viel. Bei einem Sieg der Finnen mit nur einem Tor Unterschied kommt es zu einer Verlängerung von zehn Minuten und, falls nötig, zu ein Penalty-Schiessen.

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