Nein, ein Spitzenkampf war es nicht ganz. Olten (2.) besiegt Kloten (6.) auswärts 3:2. Aber Tabellenführer ist La Chaux-de-Fonds.
Aber der EHC Olten und der EHC Kloten sind die einzigen Hockeyfirmen, die Infrastruktur, Finanzkraft und Substanz für eine Rückkehr in die höchste Liga haben.
Um herauszufinden, ob den Lakers im Falle eines Falles ein Abstieg droht, hilft ein Augenschein bei der Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Titanen der Swiss League.
Die Statistik ist für die Lakers (oder allenfalls für den HCD) tröstlich. Vor einem Jahr führten die Lakers nach 32 Partien die Tabelle der Swiss League mit 78 Punkten und 130:50 Toren an.
Von einer solchen Dominanz sind Tabellenführer La Chaux-de-Fonds (66 Punkte/108:85), Olten (65 Punkte/135:65 Tore) und Kloten (57 Punkte/114:89 Tore) in jeder Beziehung weit entfernt.
Tatsächlich fehlt Kloten und Olten, den beiden meistgenannten Aufstiegsanwärtern, die Stilsicherheit, das Selbstvertrauen, die Ausgeglichenheit, die defensive Stabilität und die offensive Durchschlagkraft der letztjährigen Lakers. Beide sind ja auch längst aus dem Cup ausgeschieden. Die Lakers haben hingegen letzte Saison den Cup gewonnen. Sie hatten vor einem Jahr bereits in der Swiss League taktisches und spielerisches A-Niveau. Olten und Kloten sind davon noch weit entfernt.
Beide Mannschaften spielen noch typisches B-Hockey. Sie sind nicht gut genug organisiert, um die Scheibe für sich arbeiten zu lassen. Sie laufen lange Wege mit dem Puck oder müssen viel laufen, um verlorene Pucks zurückzuholen, defensive Lücken zu schliessen oder Fehlpässe auszubügeln. Die Neigung zu egoistischem «Schillerfalter-Hockey» ist bei beiden Teams nicht zu übersehen. Das ist gut für den Unterhaltungswert. Aber etwas weniger gut für den Kreislauf der beiden Trainer.
Aber es war ein gutes, dramatisches und phasenweise auch intensives Spiel. Zwei entscheidende Szenen sind eigentlich typisch für Klotens Schwächen und Oltens Stärken. Ausgerechnet Routinier René Back mit der Erfahrung aus mehr als 900 Nationalligaspielen lässt sich als hinterster Mann vom schlauen Lukas Haas die Scheibe stibitzen wie ein Junior und der ehemalige Langnauer überlistet Joren van Pottelberghe eiskalt zum 3:1. Wir lernen daraus: Kloten ist taktisch nach wie vor nicht gefestigt.
Das 2:1 hatte Oltens Kanadier Bryce Gervais drei Sekunden nach Ablauf einer Strafe, also praktisch in Unterzahl erzielt. Wir lernen daraus: Die Oltner waren kämpferisch stärker und leidenschaftlicher bei der Sache und robuster als die Klotener. Und allen beim EHC Kloten ist es nach den Erregungen und Dramen der letzten Jahre zurzeit in der beschaulichen Swiss League noch viel zu wohl. Für den Kraftakt Wiederaufstieg sind weder die Führung noch die Spieler wirklich bereit.
Käme es jetzt zu einer Liga-Qualifikation mit Olten oder Kloten gegen die Lakers oder den HC Davos, dann wäre es eine klare Sache für die Lakers oder den HCD. Zumal der Niveauunterschied zwischen der höchsten und der zweithöchsten Liga diese Saison grösser ist als vor einem Jahr.
Können die Lakers und Davos also beruhigt zur Tagesordnung übergehen? Nein, das wäre fatal.
Sollte es Olten oder Kloten gelingen, die Swiss League zu gewinnen – und das ist durchaus möglich – dann vergessen Sie alles, was Sie bisher an dieser Stelle gelesen haben. Denn dann werden die «weichen» Faktoren entscheiden. Ein emotional aufgeputschtes Kloten oder Olten wird dann auf ein zutiefst verunsichertes Rapperswil-Jona oder Davos treffen. Mit einer Siegeschance von 50:50.
Eine Liga-Qualifikation ist immer wie eine neue Liebe oder eine neue Meisterschaft. Alles, was bisher war, verblasst und zählt nicht mehr.
Olten wäre in einem solchen Falle gefährlicher als Kloten. Das Spiel der Oltner ist jetzt schon dynamischer, emotionaler als das der Klotener. Diese Jungs mögen einen spielerischen Hang zu künstlerischem Eigensinn haben. Aber sie sind hungrig. Die Oltner sind auf einer Mission. Sie haben seit 26 Jahren (!), seit dem letzten Aufstieg von 1993 nichts mehr gewonnen. Eigentlich ein unerträglicher Zustand für eine Hockey-Stadt wie Olten.
Diese Ausgangslage ist die Chance des Lebens für Oltens Cheftrainer Chris Bartolone. Sollte er nicht mindestens ins Finale kommen, dürften seine Tage in Olten allerdings gezählt sein. Die Versuchung, Kevin Schläpfer mit der «Mission Wiederaufstieg» zu beauftragen, würde dann übermächtig. Er wohnt ja nur auf der anderen Seite der blauen Berge in Sissach. Wer jetzt wettet, dass die Oltner spätestens in drei Jahren wieder oben sind, hat gute Gewinnchancen. Wir erkennen eine A-Morgenröte in Olten.
Kloten hat sich nur aus dem Mittelmass befreien können, weil vorübergehend die NHL-Legende Jussi Jokonnen (35) für sieben Spiele (12 Punkte) ausgeholfen hat und mit Joren van Pottelberghe endlich ein grosser helvetischer Goalie im Tor steht.
Welchen Teufel hat nur Arno Del Curto geritten, diesem Torhüter das Vertrauen zu entziehen und nach Kloten abzuschieben? Joren van Pottelberghe ist der dominanteste und stilsicherste Goalie der zweithöchsten Liga. Ohne ihn hätten die Klotener gegen die Oltner mit fünf oder sechs Toren Differenz verloren. Er kann Kloten in den Playoffs zum Titel hexen. In einer Liga-Qualifikation gegen Davos dürfte er allerdings nicht spielen. So ist es mit dem HCD abgemacht worden.
Jussi Jokinen hat nach wie vor keinen Arbeitgeber in der NHL oder sonstwo gefunden. Was, wenn es gelingt, den Finnen zurückzuholen? Das würde zwar viel Geld kosten. Aber dann wäre Kloten Titelfavorit. Jussi Jokinen würde für Trainer André Rötheli die Dinge auf dem Eis ordnen.
Aber eben: Zur Liga-Qualifikation dürfen Kloten und Olten nur antreten, wenn sie die Swiss League gewinnen. Und das ist keineswegs sicher. La Chaux-de-Fonds und Ajoie sind inzwischen die gefährlichsten Playoff-Aussenseiter und ein Stolpern gegen Langenthal oder Visp ist weder für Kloten noch Olten ausgeschlossen. Weil sie einfach nicht so stilsicher sind wie die Lakers letzte Saison.
Ein welscher B-Sieger wäre die Rettung für die Lakers und Davos. Ajoie darf nicht aufsteigen und wenn die Lakers oder Davos gegen La Chaux-de-Fonds eine Liga-Qualifikation verlieren sollten, dann wäre das die grösste Schmach für das alemannische Hockey seit dem letzten Titel des HC La Chaux-de-Fonds vor 46 Jahren. Oder eigentlich eine noch schlimmere.
Ich bleibe dabei: Olten und Kloten sind die einzige Gefahr für den Verlierer der NL-Playouts. Und Olten ist die viel grössere Gefahr.