Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Diesmal ist auch er machtlos. Zum ersten Mal. André Rufener (47) geniesst in der NHL-Agentenszene einen legendären Ruf seit er es 2013 wagte, für seinen Klienten Nino Niederreiter öffentlich bei den New York Islanders einen Transfer einzufordern.
Tatsächlich schicken die Islanders Nino Niederreiter 2013 in einem Tauschgeschäft zu den Minnesota Wild. Die Karriere ist gerettet. Und als sein sportlicher Lebenslauf wieder stockt, kommt es diese Saison erneut zu einem Transfer, der Wunder wirkt: Nun rockt Nino Niederreiter die NHL mit Carolina.
André Rufener ist auch gelungen, Sven Bärtschi, Sven Andrighetto und Luca Sbisa zu Dollar-Millionären zu machen und Reto Berra vorübergehend in die NHL zu bringen. Er hat Dean Kukan und Yannick Rathgeb zu Verträgen mit NHL-Organisationen verholfen. Mirco Müller wird er im Sommer zum Dollar-Millionär machen.
Die letzte grosse Tat vollbrachte er im letzten Herbst: Ein Vertrag über 1,5 Millionen Dollar und ein Jahr für Luca Sbisa bei den New York Islanders.
Aber jetzt ist er zum ersten Mal macht- und ein wenig auch ratlos. Luca Sbisa ist fit, parat und darf doch meistens nicht spielen. Er hat bisher erst neun Partien bestritten. «Healthy Scratch» heisst sein Schicksal – was übersetzt so viel heisst wie «gesund, aber aus der Aufstellung gestrichen».
Das bedeutet: Mit der Mannschaft mitreisen und adrett gekleidet das Spiel oben in der Press Box beobachten. Und wenn mal eine Frage von einem Chronisten kommt, brav antworten, was alle in seiner Situation erzählen: Das Team stehe im Vordergrund, kein Problem. Man müsse jeden Tag hart arbeiten und versuchen, besser zu werden und es sei wichtig, bereit zu sein, wenn die Chance komme. Wer etwas anderes sagt oder gar aufbegehrt – wie das in so einer Situation in der Schweiz gang und gäbe ist – beendet seine Karriere.
Luca Sbisa braucht einen «Trade». Also ein Transfer durch Tauschgeschäft. Weg von den Islanders. Er ist fähig, in jedem Team eine Rolle zu spielen. Der ehemalige Zuger-Junior steht in seiner 9. Saison und mit Las Vegas kam er im letzten Frühjahr bis ins Finale um den Stanley Cup. Aber dann wurde er ausgemustert und erst im letzten Moment hat er sich im Trainingscamp mit den Islanders im letzten Herbst doch noch einen Vertrag erkämpft.
Und so sitzt André Rufener ein wenig hiflos in Newark im Café des Wyndham Hotels, schaut gen Himmel und sagt: «Mögen uns die Hockeygötter noch einmal helfen.» Nein, er könne in diesem Falle nicht beim General Manager um einen Trade fragen. Das würde ganz und gar nicht goutiert. «Lou Lamoriello lässt sich sicher nicht dreinreden.» Der General Manager der Islanders ist einer der grossen NHL-Generäle.
Der einflussreichste Schweizer NHL-Agent ist am letzten Dienstag nach New York geflogen und bleibt bis am 26. Februar, dem Tag nach dem NHL-Transferschluss. So ist er vor Ort, ein bisschen näher am Geschehen. Schliesslich hat er ja mit Luca Sbisa, Mirco Müller und Yannick Rathgeb gleich drei Klienten hier im Raum New York.
Eigentlich müsste er der meistgesuchte Agent der Schweizer Sportchefs sein. Denn mit Luca Sbisa (29), Sven Andrighetto (25) und Mirco Müller hat (23) er ja gleich drei Schweizer unter Vertrag, deren Vertrag im Frühjahr ausläuft. Und warum nicht Dean Kukan (25) und Yannick Rathgeb (23) trotz weiterlaufenden Verträgen zu einer Heimkehr überreden?
Alle könnten, wenn sie denn wollten, ihre Karriere in der Schweiz fortsetzten. Mit Salären von einer halben Million aufwärts. Nie gab es in der NL so viele Klubs, bei denen Geld keine Rolle spielt, wenn es um coole Transfers geht (Lugano, Lausanne, Zug, ZSC Lions).
Natürlich muss André Rufener sagen, dass keiner nächste Saison in der Schweiz spielen wird. Käme das Gerücht auf, dass seine Klienten auch nur an die Heimat denken – die NHL-Karriere wäre ruiniert.
In «seinen» Fällen ist es mehr als das. Keiner seiner Klienten wird nächste Saison in der Schweiz spielen. Auch nicht Luca Sbisa? Er ist 29 und könnte den «Hockey-Lebensabend» in der Schweiz verbringen. In Lugano hat es Palmen wie im kalifornischen Newport Beach. «Nein» sagt André Rufener. «Die einzigen Optionen heissen NHL oder Rücktritt».
Aber noch ist Luca Sbisa im Geschäft: Er wird nach Vertragsablauf «free agent». Ein neuer Arbeitgeber braucht keine Kompensation zu leisten. Und wenn er wider Erwarten doch keinen neuen Vertrag mehr kriege, dann beginne halt ein bisschen früher als vorgesehen seine zweite Karriere. «Er wird nach Newport Beach zurückkehren und ins Immobiliengeschäft einsteigen.» Newport Beach liegt in Südkalifornien am Pazifik.
Luca Sbisa ist mit einer Kanadierin verheiratet (die er während der Olympischen Spiele 2010 in Vancouver kennen gelernt hat). Südkalifornien ist seine neue Heimat.
Auch für Mirco Müller gibt es keine Rückkehr. Logisch. Er hat inzwischen bei New Jersey mehr als 20 Minuten Eiszeit. Er verdient 925'000 Dollar brutto und wird mit dem nächsten Vertrag der nächste Schweizer Dollarmillionär.
Und was ist mit Sven Andrighetto, der bei Colorado 1,550 Millionen Dollar brutto verdient, aber zuletzt nur noch etwas mehr als fünf Minuten Eiszeit bekommen hat? Auch in diesem Fall schliesst André Rufener eine Rückkehr aus. «Er will unter gar keinen Umständen zurück in die Schweiz.»
Die Ausgangslage sei in der NHL gar nicht so schlecht. Falls es nicht noch zu einem Transfer komme, werde Colorado Ende Saison keine bindende Offerte (Qualifying Offer») machen – und dann könne jeder Club Sven Andrighetto ohne Kompensation unter Vertrag nehmen. «Da werden wir eine Lösung finden.»
Die Verträge der Verteidiger Dean Kukan und Yannick Rathgeb laufen noch eine weitere Saison. Aber beide kommen in der NHL bei Columbus bzw. bei den Islanders nur sporadisch (Kukan) oder gar nicht (Rathgeb) zum Zuge. Warum also nicht eine vorzeitige Rückkehr? «Ausgeschlossen» sagt André Rufener. «Sie halten ihre Verträge ein.» Durchaus möglich, dass beide noch diese Saison in ein Transfer-Tauschgeschäft geraten.
Ab und an schaut André Rufener auf sein Smartphone. Er will keine Message verpassen. Bis zum Transferschluss am 25. Februar kann jederzeit und unverhofft etwas passieren. Nino Niederreiter sei bei Minnesota gegen 14.30 Uhr über seinen Wechsel zu Carolina informiert worden. Mit der Anweisung, sofort zu packen und um 17.00 Uhr in Minneapolis nach Raleigh zu seinem neuen Arbeitgeber abzufliegen.