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Für den ersten Sieg der Geschichte gegen die Russen brauchten wir noch den Porno-Trick. Am 4. Februar 1992 gewinnt die Schweiz in Fribourg das Vorbereitungsspiel fürs olympische Turnier gegen die Russen in Bestbesetzung 3:0. Eine Sensation.
Was noch niemand weiss: der damalige Verbandspräsident René Fasel hatte eine pfiffige Idee. Er sorgte dafür, dass im Hotel der Russen in der Nacht vor dem Spieltag für alle Zimmer die Bezahl-Pornokanäle freigeschaltet werden und übernächtigt zum Spiel antreten. «Ich bestätigte diese Geschichte nicht» sagt der heutige Präsident des Weltverbandes. Aber er dementiert sie auch nicht.
Nur vier Tage später fegen die Russen beim olympischen Turnier in Albertville die Schweizer 6:1 vom Eis. In der olympischen Unterkunft gab es keine Pornokanäle.
Heute sind Siege gegen Russland Alltag. Am Freitag haben die Schweizer in Fribourg gegen Russland 2:1 und am Samstag in Biel 2:0 gewonnen. Noch nie in der Geschichte hatten wir die Russen zweimal hintereinander so im Griff. Die Schweizer kassierten in den zwei Partien nur einen Treffer – in Unterzahl.
Auf dem Pausenplatz ist nun Ordnung eingekehrt. Noch vor einem Jahr erstaunten die Schweizer in der Vorbereitung auf die erste WM unter Patrick Fischer mit wildem, chaotischen Offensivhockey («Pausenplatz-Hockey»). Auch deshalb wurde im Sommer der Schwede Tommy Albelin als neuer Assistent verpflichtet. Der ehemalige NHL-Verteidiger hat in New Jersey jahrelang als Spieler und später als Assistent das defensive Handwerk von Grund auf gelernt.
Sein Einfluss ist nicht zu übersehen. Im Spiel der Schweizer steckt viel von der klaren Struktur des meisterlichen SC Bern – und der New Jersey Devils, dem NHL-Team, das zeitweise bis heute das wohl extremste Defensivspiel entwickelt hat. Damien Brunner, der für New Jersey gespielt hat (als Albelin als Assistent an der Bande stand) sagt: «Ja, unser Spiel lässt sich mit dem Defensivsystem vergleichen, das wir in New Jersey hatten. Nicht ganz so extrem, aber in den Grundzügen ähnlich.»
Die zwei Siege gegen Russland wecken Hoffnung. Wir haben bis heute erst einmal in der WM-Vorbereitung Russland zweimal hintereinander besiegt. Im Frühjahr 2013. In Fribourg 2:1 und einen Tag später in Winterthur 4:3. Anschliessend holten wir in Stockholm WM-Silber.
Paris 2017 wird trotzdem anders sein als Stockholm 2013. Es zeichnet sich ab, dass das WM-Team so stark von NLA-Spielern geprägt sein wird wie seit 2011 (als mit Luca Sbisa nur ein NHL-Spieler dabei war) nie mehr. Vorerst ist Denis Malgin der einzige Spieler, der diese Saison in der NHL zum Zuge gekommen ist.
Sven Andrighetto (Colorado) wird nicht zur WM kommen (Leistenzerrung) und auch die Freigabe von Sven Bärtschi (Vancouver) ist ungewiss. Und erstmals seit 2012 vertraut der Nationaltrainer bei der WM auf NLA-Torhüter – Berns Leonardo Genoni und Biels Jonas Hiller bilden unser WM-Duo. Zürichs Niklas Schlegel reist als Nummer drei mit und wird nur auf der Tribüne sitzen.
Mit einer NLA-Auswahl (nur mit dem NHL-Profi Denis Malgin) haben wir nun zweimal hintereinander eine Mannschaft aus KHL-Stars besiegt – ein Zeichen, dass unsere höchste Liga eben doch eine der besten neben der NHL ist.
Am Samstag ist in Biel auch heimlich, still und leise eine der ganz grossen internationalen Karrieren zu Ende gegangen. Martin Plüss (40) hat Nationaltrainer Patrick Fischer einen WM-Korb gegeben. «Ich habe noch einmal mit Martin Plüss gesprochen. Er hätte einen Platz im WM-Team bekommen. Aber er hatte gewisse Zweifel, ob er der Mannschaft wirklich helfen könne. Er ist 40 Jahre alt und wenn nur ein Prozent Zweifel da sind, dann macht es keinen Sinn und so hat er schliesslich abgesagt.»
Martin Plüss hatte seine Nationalmannschafts-Karriere bereits offiziell beendet gehabt. Aber der SCB-Leitwolf hat diese Saison erklärt, wer werde mit Patrick Fischer noch einmal über einen möglichen WM-Einsatz reden. Mit diesem Verzicht auf einen Rücktritt vom Rücktritt ist nun seine internationale Karriere nach zwölf WM-Turnieren (1998, 1999, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2008, 2010, 2011 und 2013) zu Ende. Er hat 81 WM-Partien bestritten und dabei 23 Tore und 24 Assists erzielt. Und natürlich gehört er zu den WM-Silberhelden von 2013.
Nach der Absage von Martin Plüss rückt nun Zugs Stürmer Reto Suri ins Aufgebot. Der WM-Silberheld bekommt die Chance auf ein viertes WM-Turnier nach 2013, 2014 und 2015. Aber nur, wenn er in den beiden Testspielen gegen Dänemark überzeugt. Er hat in dieser Saison in 61 Spielen bloss 6 Tore erzielt. Schafft er mit dieser offensiven Ausbeute einen Platz im WM-Team, dann ist es eine der grösseren Überraschungen aller Länder, Zeiten und WM-Aufgebote. Seine WM-Chancen liegen bei 20 Prozent.
Wer fährt zur WM nach Paris? Wichtige Personalentscheide sind gefallen. Die beiden Verteidiger Patrick Geering (ZSC, wegen einer Leistenzerrung) sowie Fabian Heldner (Davos) und Torhüter Lukas Flüeler (ZSC) sind ausgemustert worden. Neu rücken am Dienstag Torhüter Leonardo Genoni (SCB), die Verteidiger Roman Untersander (SCB), Rafael Diaz, Dominik Schlumpf (Zug) und Dean Kukan (Cleveland/AHL) sowie die Stürmer Simon Bodebmann, Thomas Rüfenacht (SCB) und Reto Suri (Zug) ein.
Noch stehen 16 Stürmer und 10 Verteidiger im Aufgebot. Also 26 Feldspieler. Patrick Fischer wird mit 22 Feldspielern nach Paris reisen. Mindestens zwei Verteidiger und zwei Stürmer, die jetzt im Kader stehen, werden also nach den beiden Testspielen gegen Dänemark noch ausgemustert. Sollte Sven Bärtschi (Vancouver) doch eine Freigabe erhalten, muss noch ein dritter Stürmer die Koffer packen.
Definitiv ist erst das WM-Torhütertrio: Leonardo Genoni, Jonas Hiller sowie Niklas Schlegel als Nummer drei können Paris fix buchen. «Es war ein harter Entscheid» sagt Patrick Fischer zur Goaliefrage. «Flüeler hat in der Slowakei und im ersten Spiel gegen Russland sehr gut gespielt. Aber es bringt nichts, einen bestandenen Goalie als Nummer drei mitzunehmen. Deshalb haben wir uns für Schlegel entschieden.»