Der Chronist hat nach einer Story über den bevorstehenden Wechsel von Simon Rytz zu Biel versprochen, herauszufinden, wer ihn nächste Saison in Olten ersetzen wird. Was somit getan ist: Klotens Dominic Nyffeler steht nächste Saison in Olten im Kasten.
Aber beschäftigen wir uns noch einmal mit Simon Rytz. Es ist das erstaunlichste Comeback seit Einführung der Playoffs (1986), ja seit dem Comeback von Albert Maier: Der langjährige Torhüter des damals in der zweithöchsten Liga darbenden HC Davos wechselte im Alter von 34 Jahren erstmals in die höchste Liga zum SC Langnau und blieb vier Jahre im Emmental.
Simon Rytz wird im nächsten September 39 und kehrt bei Biel in die höchste Liga zurück. Er hat bei den Seeländern einen Einjahresvertrag unterschrieben. Anders als damals Albert Maier hat er bereits langjährige Erfahrung in der höchsten Spielklasse. Wie ist dieses Hockey-Wunder möglich geworden?
In erster Linie sind es die konstant vorzüglichen Leistungen des Torhüters. Er führt alle wichtigen Statistiken der Swiss League vor Klotens sieben Jahre jüngerem Sandro Zurkirchen an: Am wenigsten Gegentore pro Spiel (1,28) und die höchste Fangquote (95,13 Prozent). 93,03 Prozent. Keine Frage: Statistisch macht eine Rückkehr in die National League Sinn. Und Biel ist als neuer Arbeitgeber die logische Wahl. Simon Rytz lebt mit seiner Familie etwa 20 Autominuten vom Bieler Hockey-Tempel entfernt in Aarberg.
Dazu kommt: Mit Biel verbindet ihn eine lange Geschichte. 1999 beginnt hier seine Karriere. 2004 bricht er zu einer Tour de Suisse auf, die ihm Aufenthalte in Genf, Neuenburg, Pruntrut, Fribourg, La Chaux-de-Fons, Langenthal, Martigny, Zug und Langnau sowie über 200 Spiele in der zweithöchsten und über 100 in der höchsten Liga beschert. 2013 kehrt er nach Biel zurück und ersetzt Reto Berra, der in die NHL wechselt. 2017 kommt der NHL-Titan Jonas Hiller und er findet in Olten eine neue Herausforderung.
Was sind nun die Überlegungen von Biels Sportchef Martin Steinegger? Die aktuelle Nummer 2 Elien Paupe ist im August 26 Jahre alt geworden. Soll seine Karriere nicht im Status der ewigen, chancenlosen Nummer 2 verharren, dann muss er einen neuen Klub suchen. Genau das tut er. Er wird Biel im Frühjahr nach elf lehrreichen Jahren verlassen.
Nun könnte Martin Steinegger auch einer erheblichen jüngeren Nummer 2 als Simon Rytz eine Chance geben. Es gibt viele, die sich nach Jobs umsehen. Aber die Situation in Biel ist in zweifacher Hinsicht speziell: Martin Steinegger hat kürzlich schon einmal gesagt: «Wir wollen keine Torhüterdiskussion. Joren van Pottelberghe ist ganz klar unsere Nummer 1. Ich kann nicht einen jungen Goalie mit dem Versprechen nach Biel holen, er habe eine Chance die Nummer 1 zu werden. Das wäre nicht mit offenen Karten gespielt und das machen wir nicht.»
Also kommt nur ein Routinier in Frage, der seine Zukunft hinter sich hat. Von allen Routiniers ist Simon Rytz mit Abstand der beste. Hinzu kommt: Biels Nummer 2 bekommt auch einen verantwortungsvollen Ausbildungsauftrag. Martin Steinegger hat mit Alessio Beglieri (17) und Diego Simeoni (16) zwei der hochkarätigsten helvetischen Goalie-Talente in der eigenen Nachwuchsabteilung.
Der Plan: Simon Rytz wird sozusagen die Nummer 1 der Nummer-2-Goalies. Er garantiert, dass die Mannschaft auch bei einem Ausfall von Joren van Pottelberghe jedes Spiel gewinnen kann. Hin und wieder, wenn die Situation günstig ist, sollen aber auch Alessio Beglierei oder Diego Simeoni erstmals NL-Luft schnuppern. Warum nicht dabei helfen und als väterlicher Ratgeber diese beiden jungen Torhüter an das höchste Level heranführen? Eine reizvolle neue Herausforderung für Simon Rytz zum Abschluss einer grossen Karriere: Statt Storchenvater in Altreu sozusagen Goalie-Papa in Biel.
Oltens umsichtiger Sportchef Marc Grieder kennt das Prinzip guter Führung: «Gouverner c’est prévoir». Also weit vorausschauend agieren und nicht bloss reagieren. Was tut ein Sportchef mit einem 38-jährigen Torhüter mit auslaufendem Vertrag? Richtig: Er sondiert den Markt. Genau das hat Marc Grieder getan und nun zügig aber ohne Hast den Nachfolger von Simon Rytz verpflichtet: Klotens Dominic Nyffeler (29), der zwei Jahre ältere Bruder von Melvin Nyffeler (Lakers) wird nächste Saison in Olten im Tor stehen.
Und wer ersetzt Dominic Nyffeler in Kloten? Kandidaten gibt es mehr als genug. Zurzeit sehen sich zahlreiche Goalies, die nicht gut genug sind für die Nummer 1, in der National League nach neuen Jobs um. Unter anderem Biels Elien Paupe, Rapperswil-Jonas Noël Bader und Gottérons Connor Hughes. Nun wird sich zeigen, ob auch Klotens Sportchef-Frischling Patrik Bärtschi das Führungsprinzip «Gouverner c’est prévoir» schon kennt.
Ich habe durst! …
Und nur ein Müslitee kann diesen Durst stillen!!