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NLA: Tristan Scherwey braucht eine Denkpause

Klotens Serge Weber, links, im Kampf mit Berns Tristan Scherwey im Eishockey Meisterschaftsspiel der National League A zwischen dem SC Bern und dem EHC Kloten, am Samstag, 19. November 2016, in der Po ...
Tristan Schwerwey (r.) geht gegen Klotens Serge Weber nicht so hart zur Sache wie später gegen dessen Teamkollegen Daniele Grassi. Bild: KEYSTONE
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Eine dumme, gefährliche, sinnlose Attacke: Tristan Scherwey braucht eine Denkpause

Der Check gegen Klotens Daniele Grassi ist rein technisch wahrscheinlich korrekt. Trotzdem sollte der SC Bern seinen Rumpelstürmer Tristan Scherwey intern sperren.
21.11.2016, 08:5421.11.2016, 13:33
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Zuerst einmal die Fakten: Klotens Powerstürmer Daniele Grassi (23) wird im Cupspiel gegen Langenthal fehlen. Klotens drittbester Schweizer Skorer (6 Tore/6 Assists) ist am Samstag beim 8:1-Sieg in Bern in der 54. Minute in einen Check von Tristan Scherwey (25) gelaufen und dabei ist seine Schulter ausgekugelt worden. «Die Schulter konnte erst im Spital wieder eingerenkt werden» sagt Klotens Sportchef Pascal Müller. Wie lange Grassi ausfalle, werde man erst nach einer weiteren Untersuchung wissen.

Die Tat: Schwerwey fährt Grassi über den Haufen.Video: streamable

War der Check fair? Pascal Müller sagt: «Der Check an und für sich war okay. Aber Grassi war zum Zeitpunkt des Checks nicht mehr im Scheibenbesitz.» Auch SCB-Trainer Kari Jalonen stuft den Check als fair ein.

Da Tristan Scherwey mit fünf Minuten plus Restausschluss bestraft worden ist, befasst sich die Verbandsjustiz automatisch mit dem Fall. Regeltechnisch handelt es sich um eine Behinderung.

«Respect my game»

Selbst wenn wir davon ausgehen, dass der Check des SCB-Stürmers theoretisch, nach Regelbuch, korrekt war, ist es an der Zeit, dass dieser Spieler die Grundbegriffe der Fairness lernt.

Härte ist ein zentrales Element des Eishockeys. Darüber braucht nicht debattiert zu werden. Härte, gezielt eingesetzt, kann Spiele gewinnen. In der Macho-Kultur des Hockeys wird die Härte im Zweikampf ohne Rücksicht auf Verluste zelebriert.

Arizona Coyotes defenseman Connor Murphy, left, checks Colorado Avalanche right wing Mikko Rantanen, of Finland, against the boards during the third period of an NHL hockey game Tuesday, Nov. 8, 2016, ...
Harte Checks wie der von Arizonas Connor Murphy (l.) gegen Colorados Mikko Rantanen gehören im Hockey dazu.Bild: David Zalubowski/AP/KEYSTONE

Aber ein derart brutaler Check beim Stande von 7:1 gegen einen Gegner wie Kloten, der exemplarisch faires Lauf- und Tempohockey ohne Provokationen spielt, ist grober Unfug. Sinnlos eingesetzte Härte ist aus dem Spiel zu verbannen. Was nützen alle Studien über die Gefahren des Hockeys, die naiven Ermahnungen wie «respect my game», wenn derartige Aktionen geduldet werden?

Dringend notwendige Denkpause

Solche Fouls richten immensen Schaden an. Es geht dabei nicht nur um die Verletzung des Gegenspielers (in diesem Falle von Daniele Grassi). Es geht auch um das Image des Hockeys als hartes, raues, aber faires Spiel. Die Rekrutierung von Nachwuchsspielern wird immer schwieriger. Eine Hockeykarriere ist ohne grosses Engagement der Eltern nicht möglich. Aber Eltern zögern, ihre Kinder für ein Spiel zu begeistern, bei dem die Gesundheit des Gegenspielers nicht respektiert wird.

EHC Kloten Stuermer Daniele Grassi waehrend dem Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League A zwischen dem EHC Kloten und dem HC Lugano am Freitag, 16. September 2016, in der SWISS Arena in Klot ...
Das Opfer: Daniele Grassi.Bild: KEYSTONE

Die Spieler werden immer schneller und kräftiger. Die Aufprallenergie nimmt im Quadrat zum Tempo zu (Für Streber: Kinetische Energie = Masse * Geschwindigkeit2 / 2). Schwere Verletzungen sind auch bei fairem Spiel möglich. Bei unglücklichen Zusammenstössen beispielsweise. Gerade deshalb ist es unverantwortlich, dann hart, ja brutal, in Zweikämpfe zu steigen, wenn es der eigenen Mannschaft nichts mehr nützt, das Spiel längst entschieden ist, der Gegenspieler die Scheibe gar nicht mehr führt und keine offenen Rechnungen mehr zu begleichen sind.

Der Check von Tristan Scherwey ist eine dumme, üble, sinnlose, rücksichtslose, gefährliche Attacke, die auch der eigene Trainer nicht gutheissen dürfte. Zumal es nicht die erste Aktion dieser Art dieses Spielers ist. Der SCB müsste deshalb Tristan Scherwey intern mindestens für drei Spiele sperren. Um ihm eine dringend notwendige Denkpause zu verschaffen.

Gehört Tristan Scherwey intern gesperrt?

Die Stadien der 12 NLA-Klubs

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Die Stadien der 12 National-League-Klubs
Die PostFinance-Arena des SC Bern.
quelle: keystone / peter schneider
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91 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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kontos
21.11.2016 10:03registriert Januar 2014
Manchmal glaub ich, die einen unter euch sind des Lesens nicht mächtig...
Es steht eins zu eins im Kommentar von KZ warum man über solche Check's reden soll.
@Thomas J. aus B. verlangen nicht immer wir Eishockeyfans von den Schiris sie sollen doch gefälligst mal etwas Fingerspitzengefühl beweisen, genau darum geht es KZ hier! Auch Eishockeyspieler sollten ab und an etwas Fingerspitzengefühl beweisen ...
Darum ist Eishockey noch lange kein Pussysport, dem Hockeyimage bei Hockeymoms, die ihre kleinen Täglich durch die Gegend fahren, würde es aber sicher helfen.
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Rumpelstilz
21.11.2016 11:09registriert Mai 2014
Ein Klassiker: uns fehlt in der Schweiz halt wirklich das Verständnis für Härte. Es ist ein Mentalitätsproblem. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn wir auf internationaler Eben je länger je mehr den Kürzeren ziehen, weil es physisch ganz einfach nicht reicht. Dazu gehört halt auch, dass man lernt, wie man einen Check "frisst". Dazu gehört auch, dass man dem "Übeltäter" als Gegner mal die Fresse poliert, damit er sich so eine Aktion in Zukunft zweimal überlegt. Unsere Liga hat diesbezüglich keine gute Richtung eingeschlagen. Scherwey in irgendeiner Form zu sperren, wäre ein fatales Signal.
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Hockeyfan
21.11.2016 14:23registriert Dezember 2014
Unglaublich, das Gegränne, das hier wieder abgeht. Genau wegen solchen Leuten bleibt unser Hockey im internationalen Vergleich stehen. Fakt ist, dass man im Hockey nun mal während 60 Minuten mit einem Check rechnen muss, wenn man im Kampf um die Scheibe ist (und das war Grassi definitiv). Und es gibt auch beim Stand von 1:7 keinen Grund einen Check nicht fertig zu machen. Sonst lassen wir doch den Schiri das Spiel gleich abpfeifen, wenn er der Meinung ist, dass der Gegner nicht mehr aufholen kann. So gibt es dann bestimmt keine "unnötigen" Checks mehr.
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