Im Frühjahr 1986 sind die ersten Playoffs gespielt worden. Seither werden Jahr für Jahr Heldengeschichten geschrieben. 2020 gibt es zum ersten Mal keine solchen Geschichten. Zeit also, um zurückzuschauen und die 50 Grössten der Vergangenheit aufzulisten.
Es sind nicht nur Sieger und Meistermacher. Die Dramatik der Playoffs bringt es mit sich, dass auch Spieler eine Heldengeschichte schreiben, die am Ende den Pokal nicht hochstemmen dürfen oder die nur in einem einzigen Abend ins Rampenlicht treten. Es geht bei unserer Aufstellung um jahrelange Dominanz, um Titel, aber auch um Helden aus einem einzigen Spiel.
Es ist eine Auflistung ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit oder gar Richtigkeit, geprägt von persönlichen Erinnerungen, nicht frei von Irrtümern und auch nicht ganz frei von Polemik. Die aufgeführten Helden habe ich seit 1986 alle im Stadion gesehen. Als Klubzugehörigkeit haben wir bei den einzelnen Spielern nur die wichtigsten Arbeitgeber aufgeführt.
Er ist neben Beat Forster der einzige noch aktive Spieler der 2002 beim erstem Titel nach dem Wiederaufstieg bereits dabei war. Die Meisterschaft von 2011 hat er verpasst, weil er von 2010 bis 2013 für die ZSC Lions stürmte und auch dort einmal Meister wurde (2012). Seit 2015 Captain und wahrscheinlich der Spieler der Liga, der in seiner Karriere aneinandergereiht die längste Strecke gelaufen ist. Auch diese Saison verkraftete er – im Alter von 36 Jahren – mit 18:59 Minuten pro Spiel am meisten Eiszeit von allen HCD-Stürmern.
Nach Reto von Arx ist er beim HCD der wichtigste Feldspieler seit dem Wiederaufstieg von 1993. Und natürlich hatte der Dauerläufer auch schon – im ZSC-Dress – bei einem wahrlich historischen Playoff-Tor den Stock im Spiel: Er assistierte zu Steve McCarthys Siegestreffer (zum 3:2) zwei Sekunden vor Schluss im siebten Finalspiel in Bern.
Der Bruder der HCD-Legende Enrico Triulzi – er bildete in den HCD-Meisterjahren 1984 und 1985 mit Lance Nethery und Jacques Soguel die erste Linie und ist heute Spieleragent – stand zwar oft im Schatten der Grossen seiner Generation (u.a. Jörg Eberle, Felix Hollenstein, Gil Montandon) und zu den Topskorern gehörte der St.Moritzer nie.
Aber der bissige Flügelstürmer hatte Leader-Qualitäten und hat nicht weniger als sechs Meistertitel geholt: 1986, 1987 mit Lugano, 1989, 1991, 1992 und 1997 (da war er auch Captain) mit dem SCB. Er beendete seine Profi-Karriere mit einer Saison in der NLB bei Biel (1999/00) und arbeitete von 2003 bis 2006 als Sportchef beim SCB (Sven Leuenberger wurde sein Nachfolger) und stellte das SCB-Meisterteam von 2004 zusammen – er ist also an sieben Titeln beteiligt.
Er hat nie Starruhm genossen und er hat das Rampenlicht auch nie gesucht, das würde nicht zu seiner bescheidenen Berner Art passen. Aber er gehört zu den Grossen der Playoff-Geschichte. Wie André Rötheli hat auch er mit drei verschiedenen Klubs den Titel geholt – und erst noch einen mehr als der Oltner: 1997 mit dem SCB, 2000, 2001 mit den ZSC Lions und 2005 mit Davos.
Seine Playoff-Statistik mag durchschnittlich (117 Spiele, 10 Tore, 16 Assists) sein – und doch war er ein Mann der grossen Augenblicke: Er assistiert Josef Marha beim Verlängerungs-Siegestreffer gegen die ZSC Lions, der Davos 2005 den Titel bringt. Der Bruder von Philippe Müller (Meister 1997 mit Bern und 2000 und 2001 mit den ZSC Lions) beendet seine Karriere 2006 bei Gottéron und ist – wie sein Bruder – heute erfolgreich im Banken-Business tätig. Rechnen können die Müller-Brothers ja: vier Titel mit drei Teams aus nur 117 Playoff-Partien und drei Titel mit zwei Teams aus lediglich 17 Playoff-Spielen für Philippe – wahrlich, keine schlechten Quoten.
Er spielt 230 Playoff-Partien, davon 215 für die ZSC Lions, die restlichen 15 für die Lakers und gewinnt sechs Meisterschaften (2000, 2001, 2008, 2012, 2014 und 2018). Von 2006 bis zu seinem Rücktritt 2018 ist er Captain. Eine Spieler-Persönlichkeit, die ihre Mannschaft auf dem Eis und in der Kabine zusammenhält, sanft und doch bestimmt in der Art, stark in der Tat.
Wie Reto von Arx und Sandro Bertaggia verlässt er die Bühne mit einem Meistertitel: 2018 bleibt er zwar in 14 Playoff-Partien ohne Skorerpunkt und im Finale kommt er nur bei drei der sieben Partien überhaupt aufs Matchblatt und zu insgesamt 6:46 Minuten Eiszeit. In der sechsten und siebten Partie sitzt er auf der Bank ohne eine Sekunde Einsatzzeit. Aber am Schluss stemmt er als Captain den Meisterpokal – es ist der Respekt, der diesem wahrlich grossen Spieler gebührt.
«Fige» führte Klotens meisterliche Dynastie (Meister 1993, 1994, 1995, 1996) als Captain an und das brachte dem charismatischen Leitwolf den Ehrentitel «Messier vom Schluefweg» ein. Er galt als schnellster Stürmer seiner Zeit und wer weiss, wie unsere Hockeygeschichte verlaufen wäre, wenn es dem damaligen SCB-Manager und heutigen Liga-Spielplanchef Willi Vögtlin 1993 gelungen wäre, Felix Hollenstein nach Bern zu holen. Aber selbst das damals höchste Angebot, das je ein Schweizer Spieler bekommen hatte, reichte nicht (die Legende geht, es seien gut 300'000 Franken gewesen).
Der richtigen Einordnung willen sei erwähnt, dass Felix Hollenstein in den vier Meisterjahren das Glück hatte, immer neben Mikael Johansson und Roman Wäger über die Aussenbahnen brausen zu dürfen. Er hat Kloten als Trainer 2014 bis in den Final geführt und ist heute in Kloten Sportchef und der einflussreichste Mann in der Geschichte des Klubs, der nie Präsident war.
Der stilistische Nonkonformist stand immer im Schatten der Grossen seiner Zeit (Renato Tosio, Reto Pavoni, Leonardo Genoni, Marco Bührer, Ari Sulander) und war nie bei einer WM die Nummer 1. Und doch spielte er bei drei Meisterteams (Zug 1998, Lugano 2003 und 2006) eine zentrale Rolle. Bei Zugs einzigem Titel war es sogar so, dass er erst in den Playoffs Patrick Schöpf als Nummer 1 ablöste.
Rüeger brachte 2009 und 2011 auch Kloten in den Final. Mit drei verschiedenen Klubs im Final (Zug, Lugano, Kloten) – das hat noch nicht einmal Leonardo Genoni geschafft. Ronnie Rüeger kennt aber auch die Bitternis der Playoffs: er verliert viermal das letzte Finalspiel auf eigenem Eis und sieht, wie der Gegner den Titel bejubelt: mit Lugano 2001 gegen die ZSC Lions und 2004 gegen den SCB, 2009 und 2011 mit Kloten gegen Davos.
Er ist der Captain der «Big Bad Bears», die 1989, 1991 und 1992 drei Titel in vier Jahren holen und gehört auch noch zum Meisterteam von 1997. Seine Produktivität ist durchschnittlich, aber in den Playoffs (0,29 Punkte pro Spiel) besser als in der Qualifikation (0,24). Er assistiert am 26. März 1991 in Lugano zum ersten Tor, das in der Verlängerung den Titel bringt (zum 2:1 von Thomas Vrabec nach 65:19 Minuten).
Und Rauch gilt zusammen seinem Trainer Bill Gilligan als «Erfinder» des Time-Outs. Lange bevor das Time-Out im Regelwerk eingeführt worden ist, praktizierte es Martin Rauch vor allem in den Playoffs: wann immer die Berner unter Druck waren und eine Verschnaufpause brauchten, schickte Bill Gilligan seinen Captain zu den Schiedsrichtern, um irgendetwas anzuregen, zu erfragen oder zu reklamieren. Er beendet seine Profi-Karriere im Frühjahr 2011 bei Ajoie (NLB) im Alter von 46 Jahren und ist heute erfolgreicher Unternehmer in der Fitness-Branche.
Er holt mit Lugano sechs Titel (1986, 1987, 1988, 1991, 1999 und 2003). Ein Blick in die Statistik verrät uns, welch wichtige Rolle der Zuger in diesen Meisterteams spielt: er hat in den Playoffs (0,39 Punkte pro Spiel) den besseren Punkteschnitt als in der Qualifikation (0,33). Eigentlich ist er unter den Schweizer Verteidigern, was Reto von Arx unter den Stürmern.
Nach seinem Rücktritt im Frühjahr 2003 arbeitet er bis 2011 weiterhin für Lugano (meistens als Assistent des Cheftrainers). Heute ist er im Dienst der in Zug domizilierten Agentur «4Sports» ein hoch angesehener Spieleragent und zu seinen Klienten gehört auch sein Sohn Alessio, der heute zu den wichtigsten Schweizer Stürmern bei Lugano gehört.
Der zerbrechliche Titan ist einer der meistunterschätzten Torhüter des 21. Jahrhunderts. Er hat noch keine einzige WM-Partie gespielt. Es ist ihm bisher eigentlich nur in den Playoffs gelungen, aus dem Schatten der Grossen (Jonas Hiller, Martin Gerber, Leonardo Genoni, Reto Berra) zu treten. Er holte mit den ZSC Lions bereits drei Titel (2012, 2014, 2018) und alle drei auswärts und alle drei mit herausragenden Leistungen im siebten und letzten Finalspiel.
Am 17. April 2012 mit einem 2:1 in Bern, am 19. April 2014 mit einem 2:1 nach Penaltys in Kloten und am 27. April 2018 mit einem 2:0 in Lugano (mit der besten Finalleistung eines Goalies seit Renato Tosio am 11. März 1989 ebenfalls in Lugano) – und auf der Gegenseite standen jedes Mal Goalies, deren Namen klangvoller waren: Marco Bührer, Martin Gerber und Elvis Merzlikins. Lukas Flüeler hat seine besten Leistungen unter der maximalen Belastung eines siebten Finalspiels im gegnerischen Stadion erbracht – wahrlich, ein grosser Playoff-Goalie.
Er ist der Schlüsselspieler der letzten echten Dynastie (für die Ehrenbezeichnung Dynastie braucht es vier Titel in Serie) unseres Hockeys. Mikael Johansson war bei Klotens vier Meisterschaften 1993, 1994, 1995 und 1996, was sein Bruder Kenta in Lugano war. Auch er erreicht eine phänomenale Playoff-Statistik (49 Spiele/70 Punkte/1,43 pro Spiel). Aber er war doch nie Playoff-Topskorer. Das grosse Spektakel machen in diesen Jahren Gottérons Slawa Bykow und Andrej Chomutow.
Mikael Johansson ist nicht schnell und spielt nicht hart. Aber er ist einer der taktisch schlausten Spieler unserer Playoff-Geschichte und auch als «Meister des körperlosen Checks» bezeichnet worden. Der Weltmeister von 1991 neutralisierte Slawa Bykow in den Finals von 1993 und 1994 und war gleichzeitig dazu in der Lage, offensive Akzente zu setzen. In den beiden Finals von 1993 und 1994 erzielten Slawa Bykow und Mikael Johansson gleich viele Treffer – je fünf. Mikael Johansson ist heute Assistenz-Trainer in der zweiten schwedischen Liga.