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«Wenigstens sind wir schlechte Verlierer» – Servette ist noch nicht wie die Lakers

Servette verliert in Lugano zwar erneut, spielt aber nach wie vor dreckig.
Servette verliert in Lugano zwar erneut, spielt aber nach wie vor dreckig.
Bild: EQ Images
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«Wenigstens sind wir schlechte Verlierer» – Servette ist noch nicht wie die Lakers

Servette hat in Lugano bereits die vierte Niederlage hintereinander kassiert. Wenigstens haben die Genfer gezeigt, dass sie nicht sind wie die Lakers vor einem Jahr. Immerhin.
25.09.2015, 07:4825.09.2015, 08:06
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Der beunruhigende Abwärtstrend lässt sich ohne jede Polemik mit den Resultaten dokumentieren. 8:2 gegen Ambri, 3:2 in Langnau – und seither vier Pleiten in Serie und arg nachlassende offensive Feuerkraft. 2:4 in Fribourg, 1:3 gegen Lausanne, 0:3 in Zug und jetzt 1:5 in Lugano.

Lugano gegen Servette. Zwei Teams, die noch weit von ihrer Bestform entfernt sind. September-Hockey halt. Lugano hat viel Talent und noch kein taugliches Konzept. Servette hat zwar ein Konzept, aber zu wenig Talent und noch zu wenig Disziplin, um daraus etwas zu machen.

Nach einem fürchterlichen Zusammenstoss auf offenem Eis mit Alessandro Chiesa muss Eliot Antonietti mit der Bahre vom Eis getragen werden (45.). Er hat eine schwere Knieverletzung erlitten. Die TV-Bilder zeigen, dass Luganos Verteidiger das Knie seines Gegenspielers mit seinem Knie trifft. Kniestich. Absicht oder einfach Pech?

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Der Zusammenstoss von Chiesa und Antonietti. 
gif: watson/srf

Die gut postierten Schiris schicken Alessandro Chiesa in die Kabine. Restausschluss. Aber es ist wahrscheinlich Pech. Denn Lugano ist sichtlich bemüht, nicht den Hammer auszupacken, Provokationen zu vermeiden und sucht mit spielerischen Mitteln die Entscheidung. Und Stefan Ulmer (österreichischer Pass/Schweizer Lizenz), der eigentlich Österreichs Antwort auf Eric Blum sein könnte, wird die Schande los, mit einer statistischen Brille (0 Tore/0 Assists) und einer Minus-8-Bilanz auf Position 277 der statistisch schlechteste Spieler dieser Saison zu sein. Er erzielt einen Treffer (zum 4:1) und steht bereits auf Rang 146.

Servette hat dreckig verloren

In der Schlussphase sorgt ein Check von Servettes Daniel Vukovic gegen den Kopf von Luganos Fredrik Pettersson für weitere Emotionen (57.) und eine Zweiminutenstrafe. Servettes altmüd gewordener Titan Goran Bezina (35, 190 cm/100 kg) personifiziert die taktische und sonstige Zügellosigkeit seiner Mannschaft. Er verbüsst vier kleine Strafen (13., 20., 45. und 52. Min.). Chris McSorley sagt, er sei jederzeit bereit, Goran Bezina an ein anderes Team abzugeben.

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In der Servette-Defensive stimmt momentan wenig: Der schönste Treffer des Abends erzielt Fredrik Pettersson. 
gif: watson/srf
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Wahrlich, noch kein «Grande Lugano». Eher ein wildes, hektisches, taktisch irgendwie kopfloses Lugano. Aber vor allem ein kleines, frustriertes Servette mit zwölf Zweiminutenstrafen. Die Kabinentüre bleibt im Bauch der Resega nach Spielschluss lange zu. Nach einer Viertelstunde kommt Chris McSorley endlich heraus.

Der grosse Bandengeneral ist nicht zornig. Der grosse Wutausbruch hat nicht stattgefunden. Er wettert nicht gegen die Schiedsrichter und er hat sich auch während des Spiels zurückgehalten. Ein freundlicher älterer Herr. Altersmilde? Resignation? Nein, er pflegt eher eine kuriose Art von Selbst-Sarkasmus (= beissender, bitterer Spott und Hohn). Er sagt, was von der Tribune aus zu erkennen ist: Zu viele Spieler seien weit von ihrer Normalform entfernt. Er bemängelt, was an der Statistik abzulesen ist: Die Ausländer sind viel zu wenig produktiv. Erst zwei Tore bei fünf gegen fünf in dieser Saison. Gut ist Trainer Chris McSorley auch Sportchef und Manager. So kann er in den nächsten Tagen seiner Ämter walten und neues ausländisches Personal einstellen.

Ganz anders als die Lakers

Aber ganz unzufrieden ist Chris McSorley nach diesem missglückten Abend auch nicht. Wenn schon verlieren, dann richtig. Seine Jungs waren in Lugano unsportliche Verlierer. Ein böses, ein hässliches, ein unanständiges Servette. Nur eine Karikatur jener wunderbar abgestimmten Hockeymaschine, die den letzten Spengler Cup gewonnen hat. Was Chris McSorley indes nicht nur missfällt. Ja, er zieht gar ein positives Fazit (= wertende Zusammenfassung) aus einem gänzlich misslungenen Auftritt: «Wenigstens sind wir schlechte Verlierer.»

Chris McSorley kann Niederlagen nicht ausstehen. 
Chris McSorley kann Niederlagen nicht ausstehen. 
Bild: KEYSTONE

Niederlagen kann der Kanadier nämlich nicht ausstehen. Am Ende des Tages zählt nur der Sieg. Gute, grosszügige, anständige Sieger sein - ja gerne. Gute, grosszügige, anständige Verlierer sein – nein, das widerspricht seiner nordamerikanischen Winnermentalität. Ein guter Verlierer zu sein ist bei Chris McSorleys kompromissloser Sportphilosophie ein Widerspruch in sich. Also ist er froh, dass seine Spieler in Lugano wenigstens keine guten Verlierer sind.

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Wohin Anstand und Gleichgültigkeit in der Niederlage führen können, was mit einer Mannschaft passieren kann, die sich ans Verlieren gewöhnt, haben wir ja letzte Saison bei den Lakers gesehen.

In Lugano waren die Genfer noch bei weitem nicht wie die Lakers. Immerhin.

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