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Die ZSC Lions sind die besseren Klotener

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Nach dem Mini-Sieg der Stadtzürcher zum Finalauftakt

Die ZSC Lions sind die besseren Klotener

Die ZSC Lions können so spielen wie die Kloten Flyers. Deshalb haben sie das erste Finalspiel 1:0 gewonnen. Und deshalb werden sie wahrscheinlich auch Meister. 
13.04.2014, 08:4113.04.2014, 13:47
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Der Chronist hat den Vorteil, dass er die Geschichte eines Spiels immer vom Ende her, im Wissen um das Resultat, erzählen darf. Die absolute Wahrheit ist ausschliesslich das, was am Ende oben auf der Resultat-Anzeige steht. In diesem Fall 1:0.  

Es war eines der taktisch besten und intensivsten Finalpartien des 21. Jahrhunderts. Wie das Resultat (1:0) vermuten lässt, ist den ZSC Lions das perfekte Spiel gelungen. Anders als im Viertelfinale (1:4 gegen Lausanne) und gegen Servette (0:5) waren sie diesmal beim Auftaktspiel der Serie bei der Sache.  

Taktisches Eisschach

Die ZSC Lions haben gewonnen, weil sie keinen Fehler gemacht haben. Oder zumindest keinen, der zu einem Gegentor geführt hat. Die Kloten Flyers verpassten die Entscheidung noch in der ersten Spielhälfte, als sie einen Powerplay-Vorteil fünf gegen drei nicht zu einem Treffer auszunützen vermochten. Wäre ihnen da ein Treffer zum 0:1 gelungen, dann hätten sie mit grosser Wahrscheinlichkeit diese Partie gewonnen. 

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Das einzige Tor der Partie durch Patrik Bärtschi.Gif: srf

Und der Chronist würde jetzt die Geduld, die Disziplin und die taktische Klugheit der Kloten Flyers rühmen. Und er würde den ZSC wegen fehlendem Mut zum offensiven Dampf machen und zur Provokation tadeln. Er würde kritisieren, dass sich ZSC-Bandengeneral Marc Crawford vom Gegner die Spielweise (das taktische Eisschach) habe aufzwingen lassen. 

Aber die ZSC Lions waren letztlich die besseren Kloten Flyers: Sie haben das so typische Klotener Eisschach nicht besser gespielt. Aber erfolgreicher. So ähnlich waren Spielkultur und Taktik zweier Playoff-Finalteams noch nie. In der Vergangenheit sorgten die Unterschiede in Mentalität, Taktik und Spielkultur für die Dynamik und Dramatik einer Finalserie.  

Keine Differenzen auszumachen

Nun fasziniert uns zum Auftakt die Ähnlichkeit, ja Gleichheit in den wesentlichen Bereichen (Taktik, Spielkultur, Torhüter, Verteidiger, Stürmer). Seit bei beiden Klubs Milliardäre das Defizit bezahlen (Walter Frey, Philippe Gaydoul) bleibt uns nicht einmal mehr die billige Polemik Arm gegen Reich.  

Roman Wick, einer der beide Seiten kennt.
Roman Wick, einer der beide Seiten kennt.Bild: KEYSTONE

Zur Ähnlichkeit des Wesens und Wirkens der Finalteams trägt auch bei, dass mehrere wichtige ZSC-Spieler (Flüeler, Blindenbacher, Bärtschi, Wick) in Kloten und einige Klotener (Blum, Schelling, Stoop, Bieber) in der Nachwuchsorganisation der ZSC Lions ausgebildet worden sind. Mehr als 20 Spieler in dieser Finalserie sind im Kanton Zürich geboren und aufgewachsen. Zürcher gegen Zürcher. So viel Zürich war in einem Finale noch nie. 

Der einzige Treffer resultierte aus einer Situation, die in der Regel nicht zu einem Unglück führt. Nach dem Motto: Hundertmal ist nichts passiert. Der schlaue Patrik Bärtschi (den die Klotener einst in ihrer Junioren-Abteilung ausgebildet habe) kurvte sozusagen in der Gegenrichtung der Spieldynamik, als „Geisterfahrer“, ums gegnerische Tor und nützte die kurzzeitige Verwirrung gegen so erfahrene Cracks wie Marcel Jenni, Michael Liniger und Eric Blum zum einzigen Treffer. Torhüter Martin Gerber war machtlos. 

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Lukas Flüeler zum Auftakt grandios

Es ist ein bisschen arrogant, nach einem so knappen Resultat bereits zur grossen Analyse zu schreiten oder gar einen Titelfavoriten zu benennen. Gar leicht könnte die Wahrheit vom Samstag zur Torheit des Dienstages werden. Die zweite Finalpartie wird ja am Dienstag in Kloten ausgespielt. 

Aber zwei Feinheiten, die gestern die Differenz machten, könnten am Ende den Titelkampf entscheiden. Erstens: Lukas Flüeler, der bei den drei Niederlagen im Halbfinale gegen Servette bloss Lotter-Fangquoten von 75,00, 87,50 und 88,57 Prozent erreichte, war gestern ein grosser Torhüter. Kann er diese Form halten, werden die ZSC Lions Meister. Komme was da wollte.  

Hilet sein Kasten sauber, Lukas Flüeler.
Hilet sein Kasten sauber, Lukas Flüeler.Bild: KEYSTONE

Geduld als Schlüssel für den Titel

Zweitens war die Ausgeglichenheit der ZSC Lions ein wichtiger Faktor. Selbst in der hektischen Schlussphase kam die vierte Linie zum Zuge. Der Umstand, dass Kloten bis ins Finale lediglich 12 Partien benötigten, zwei weniger als die ZSC Lions, dürfte beim Energiehaushalt keine Rolle spielen.

Die ZSC Lions und die Kloten Flyers haben in der ersten Finalpartie zu perfekt gespielt. Die grosse Geschichte, das aufwühlende Drama, den epochalen Fehler, den tragischen Helden lieferte uns diese Ouvertüre noch nicht. Aber wir werden all das schon noch bekommen. Wer zuerst die Geduld und die Stilsicherheit verliert, verliert auch die Finalserie. Jetzt gilt: Vorteil ZSC Lions! 

P.S. Explizit sei die sehr gute Leistung der Schiedsrichter erwähnt. 

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