Sport
Eismeister Zaugg

National League: Langnaus Chris DiDomenico wird Fribourgs neuer Leitwolf

Tigers Ben Maxwell, Pascal Berger und Chris DiDomenico, von links, jubeln, waehrend dem Meisterschaftsspiel der National League zwischen den SCL Tigers und dem HC Ambri-Piotta, am Samstag, 30. Novembe ...
Chris DiDomenico hat Langnau zu dem gemacht, was es heute ist.Bild: KEYSTONE
Eismeister Zaugg

Kann das sein? Langnaus Chris DiDomenico wird Gottérons neuer Leitwolf

Kein Spengler Cup ohne ein ganz heisses Transfergerücht: Chris DiDomenico wird die SCL Tigers verlassen und zu Fribourg-Gottéron wechseln.
27.12.2019, 07:2627.12.2019, 14:47
Folge mir
Mehr «Sport»

Stimmt es? Kann das sein? Das ist natürlich immer die Frage, wenn spät in den langen Nächten des Spengler Cups die Schatten der Geheimnisse weichen.

In diesem ganz besonderen Falle hat der Chronist dieser Frage erst recht nachzugehen. Denn dieses Gerücht kann den Kampf um die letzten Playoffplätze ein wenig beeinflussen.

Chris DiDomenico ab nächster Saison bei Gottéron? Der Chronist ist ein seriöser und hat nachgefragt. Da und dort. Nach bestem Wissen und Gewissen. Und kommt zum Schluss: Ja, es muss wohl doch so sein. Als Emmentaler hofft er natürlich immer noch, es möge bloss ein Gerücht sein. Als sachlicher, unparteiischer Berichterstatter muss er nach einer langen Spengler-Cup-Nacht sagen: Es ist wahrscheinlich mehr als ein Gerücht. Ein Dementi aus Fribourg gibt es jedenfalls nicht.

epa08091317 Trinec's Jan Zahradnicek (L) versus Canada's Chris Didomenico, during the game between HC Ocelari Trinec and Team Canada, at the 93th Spengler Cup ice hockey tournament in Davos, ...
DiDomenico (r.) kämpft derzeit mit dem Team Canada um den Spengler-Cup-Titel.Bild: EPA

Chris DiDomenico (30) ist Langnaus Leitwolf. Mit ihm sind die Emmentaler wieder aufgestiegen. Mit ihm sind sie konkurrenzfähig geworden und letzte Saison zum zweiten Mal nach 2011 in die Playoffs gestürmt. Und mit ihm haben sie sich erneut eine gute Ausgangslage erarbeitet und stehen mit drei Punkten Reserve auf Meister Bern (!) auf Rang 7. Eishockey ist ein Mannschaftsport, gewiss. Aber Chris DiDomenico hat einen sehr hohen Anteil an Langnaus besten Jahren im 21. Jahrhundert.

Mag sein, dass Harri Pesonen produktiver ist. Aber «DiDo» ist für die Chemie dieser Mannschaft wichtiger. Er ist der leidenschaftliche Antreiber. Der eigenwillige taktische Freidenker, der es wagt, Trainer Heinz Ehlers herauszufordern. Er ist emotional, genial, unberechenbar. Ohne ihn fehlt den Langnauern so etwas wie ... ja wie die Seele.

Sensibilität des Leaders unterschätzt

Wie kann es sein, dass ihn die SCL Tigers offenbar zu Gottéron ziehen lassen? Langnaus Sportchef Marco Bayer lässt ihn, wenn es denn so ist, nicht ziehen. Es ist etwas anderes: Er kann ihn nicht halten. Und es ist definitiv keine Frage des Geldes. Hier geht es wieder einmal um den Klassiker «Geld und Geist».

Die Frage nach dem «warum» wird die Langnauer noch ein wenig umtreiben. Der Sportchef und der Trainer haben die Sensibilität ihres Leaders offensichtlich unterschätzt. Nun können wir sagen: Hier geht es um erwachsene Männer. Um gut bezahlte Berufsspieler. Nicht um Sensibelchen.

Aber so einfach ist es eben nicht. Deshalb schreibt ja gerade das Eishockey die schönsten Geschichten. Eishockeyspieler sind Männer, die fürstlich dafür bezahlt werden, zu spielen und deshalb reagieren sie hin und wieder ein wenig so wie die Kinder im Sandkasten. Ein paar falsche Worte oder fehlende Anerkennung oder beides zusammen stehen am Anfang.

Tigers, Chris DiDomenico, und Fans, feiern den Einzug fuer die Playoffs 2018/19, nach dem Meisterschaftsspiel der National League, zwischen den SCL Tigers und dem SC Bern, am Samstag 2. Maerz 2019 im  ...
DiDomenico hat die Tigers im letzten Frühling in die Playoffs geführt.Bild: KEYSTONE

Und schliesslich kommt es zu einem Zerwürfnis, das nicht mehr zu kitten ist. Deshalb ist es so wichtig, dass ein Trainer oder ein Sportchef den Funken eines Problems erkennt. Sonst wird daraus ein kaum mehr löschbarer Brand. Und da beide ja tagein und tagaus nichts anderes zu tun haben, als sich um ihre Spieler zu kümmern, darf eigentlich erwartet werden, dass sie solche Funken frühzeitig erkennen.

Der Konflikt zwischen Chris DiDomenico, seinem gestrengen Trainer und seinem Sportchef schwelt ja schon eine Weile. Im Rückblick erkennen wir: Marco Bayers ungeschickte Äusserung in der klubnahen «Berner Zeitung» – er sagte, Chris DiDomenico müsse sich beweisen, sonst werde Langnau die Option für eine Vertragsverlängerung nicht einlösen – war wohl der «Point of no return». Damals brauchte es das Machtwort eines Verwaltungsrates, um die Sache wieder einzurenken. Wenigstens für den Moment.

Kleiner Trost für die Tigers

Nun melden die Gewährsleute lange nach Mitternacht, dass Chris DiDomenico seine Option zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses per Saisonende eingelöst und bei Gottéron unterschrieben habe. Der Chronist hat kaum mehr Hoffnung, dass es nicht so sein möge.

Der Kanadier ist ein sensibler Spieler, dem Anerkennung wichtig ist. Die Fans haben ihm diese Anerkennung in Langnau gegeben und es ist diese Anerkennung, die er sehr schätzt und die ihn wohl davon abgehalten hat, schon früher die Konsequenzen zu ziehen. Langnau war seine zweite Heimat geworden. Erst recht, nachdem er nach dem missglückten NHL-Abenteuer wieder mit offenen Armen aufgenommen worden ist.

Tigers Sportchef Marco Bayer, vor dem Meisterschaftsspiel der National League, zwischen den SCL Tigers und dem HC Genf-Servette, am Freitag 13. September 2019 im Ilfisstadion in Langnau. (KEYSTONE /Ma ...
Marco Bayer muss den Fans den Abgang des Publikumslieblings erklären und diesen adäquat ersetzen.Bild: KEYSTONE

Chris DiDomenico ist der perfekte Spieler für die SCL Tigers. Aber er wird es mehr noch für die «Traumfabrik» Gottéron sein.

Für Langnau bleibt im Falle eines Falles der Trost: Spieler kommen und gehen, Klubs bleiben bestehen. Und kurzfristig wird Langnau sogar profitieren: Chris DiDomenico wird alles tun, um das Emmental als Held verlassen zu können.

Aber kein Schuft, wer bange fragt, ob wohl Marco Bayer dazu in der Lage ist, den nächsten Chris DiDomenico zu finden.

watson Eishockey auf Instagram
Selfies an den schönsten Stränden von Lombok bis Honolulu, Fotos von Quinoa-Avocado-Salaten und vegane Randen-Lauch-Smoothies – das alles findest du bei uns garantiert nicht. Dafür haben wir die besten Videos, spannendsten News und witzigsten Sprüche rund ums Eishockey.

Folge uns hier auf Instagram.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Spengler-Cup-Sieger im neuen Jahrtausend
1 / 23
Die Spengler-Cup-Sieger im neuen Jahrtausend
2022: Nach zwei Jahren Corona-Pause gewinnt der HC Ambri-Piotta den Spengler Cup mit einem 3:2 nach Penaltyschiessen gegen Sparta Prag.
quelle: keystone / melanie duchene
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wenn Hockeyspieler im Büro arbeiten würden
Das könnte dich auch noch interessieren:
61 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
The Gentleman
27.12.2019 08:49registriert Januar 2017
„Als sachlicher, unparteiischer Berichterstatter...“

Von wem spricht Zaugg da? 😂
15511
Melden
Zum Kommentar
avatar
chandler
27.12.2019 08:10registriert Februar 2014
Bin mir nicht sicher ob Langnau ihn um jeden Preis behalten will/kann. Hab manchmal das Gefühl, Ehlers möchte ihn gerne loswerden. Er mag ein "Schillerfalter" sein, dies bringt jedoch auch negative Seiten mit sich.
Und wenn Fribourg für DiDo mehr hinblättert, passt das ja wunderbar zu Dubé und seiner Transferpolitik (welche ich nie verstehen werde).
13131
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ominöser
27.12.2019 10:03registriert Oktober 2016
Bin gespannt ob er auch außerhalb des Emmentals funktionieren kann. Aber wenn, dann in Fribourg, wo die Emotionen über Sieg und Niederlage entscheiden und diese auch bewusst von Dube gesucht werden. Und sollte es nicht klappen, wird er wieder nach Langnau zurückkehren und nach ein paar guten Spielen würden ihm die Fans wieder verzeihen
813
Melden
Zum Kommentar
61
Der SCB schlägt Zug und zieht in Viertelfinalserie gleich – auch Lausanne erzwingt Spiel 7
Eishockeyfans kommen in den Genuss von zwei weiteren Entscheidungsspielen. Nach Lugano gegen Fribourg erzwingen auch der SCB und Lausanne in ihren Viertelfinalserien ein 7. Spiel.

Im Playoff-Viertelfinal zwischen dem SC Bern und dem EV Zug kommt es am Ostersamstag in Zug zum Showdown. Die Berner erzwingen mit einem hochverdienten 3:0-Heimsieg ein siebtes und entscheidendes Spiel. Der SCB verdiente sich den erneuten Ausgleich in der Serie mit einer wiederum starken Reaktion vor Heimpublikum. Zwei Tage nach dem 2:6 in Zug fanden die Berner zu jenem Spiel zurück, das sie weiter von der erstmaligen Halbfinalqualifikation seit dem letzten Meistertitel im Jahr 2019 träumen lässt.

Zur Story