Ab nächster Saison dürfen in der National League sechs statt vier Ausländer eingesetzt werden. Am meisten dürften sich die Finnen über diese unsinnige neue Ausländerregelung freuen.
Der Durchschnittslohn eines Spielers in der höchsten finnischen Liga beträgt heute ziemlich genau 80'000 Euro. Minus gut 40 Prozent Steuern. Und in der Liga des Olympiasiegers verdienen nicht einmal zehn Stars mehr als 300'000 Euro brutto.
Nun fällt die KHL erst einmal als «Pensionskassen-Liga» weg. Dort haben viele Finnen so viel verdient, dass sie fürs Alter abgesichert waren. Gott sei Lob und Dank haben die Schweizer gerade im richtigen Moment das Ausländerkontingent aufgestockt.
So viel wie in der KHL kann bei uns zwar nicht verdient werden. Aber das Hockey ist gut, die National League dürfte inzwischen sportlich die beste in Europa sein. Was sich ja auch daran zeigt, dass Denis Malgin von den ZSC Lions im Playoff-Final gegen den EV Zug die Differenz nicht machen vermochte, aber nun auf der WM-Bühne tanzt.
Die Lebensqualität ist in der Schweiz hoch, das Salär drei bis viermal so hoch wie in der Heimat, das Klima mild und die Tage sind im Winter länger. Marschall Carl Gustav Emil Mannerheim, Finnlands Antwort auf unseren General Henri Guisan, wusste schon, warum er seinen Lebensabend an der helvetischen Riviera in der Nähe von Lausanne verbrachte. Unsere Sportchefs werden von den Agenten wie Sendboten aus dem Hockey-Paradies gehegt und gepflegt.
Eigentlich war ja die Idee bei der Erhöhung der Anzahl Ausländer eine ganz andere, als die Finnen glücklich zu machen: Geld sollte gespart werden.
Aber das mit dem Geld sparen ist eben nicht so einfach. Wir kennen das aus dem richtigen Leben. Hier ein Beispiel: Früher bereicherte der billige Jakob (nicht etwa zu verwechseln mit Langnaus Präsident Peter Jakob!) die Jahrmärkte. Als Bub war ich fasziniert, wie der billige Jakob den Marktbesucherinnen und -Besuchern unter anderem billige Hosenträger und billige Schuhe andrehte.
Der billige Jakob unseres Hockeys war in jüngster Zeit SCB-Manager Marc Lüthi. Als vehementer Befürworter von mehr Ausländern in der National League sprach er immer wieder von den unzähligen billigen Norwegern, Franzosen, Slowaken oder Kasachen, die nur darauf warten, in unserem Hockey für viel, viel weniger Gehalt als Schweizer Mitläufer spielen zu dürfen. Er schwärmte von den 40'000-Euro-Billigspielern und wer gut verhandle, könne auch diesen Lohn noch drücken. Lieber Geringverdiener aus dem Ausland als teure Schweizer.
Seine Forderung nach zehn Ausländern hat Lüthi zwar nicht durchgebracht. Aber immerhin sind nächste Saison sechs statt vier ausländische Spieler erlaubt.
Die WM in Finnland ist auch ein wenig ein Jahrmarkt der billigen Norweger, Dänen, Franzosen, Italiener, Österreicher, Deutsche, Slowaken oder Kasachen. Die Besten der Billigen treten hier auf. Und wo lässt sich ihre Tauglichkeit denn besser beurteilen als beim Einsatz auf der Weltbühne? Aber sie interessieren unsere Bürogeneräle nicht.
Soeben hat ein Sportchef mit eher kleinem Budget – er müsste sich also erst recht für die «Billigarbeiter» interessieren – seufzend geklagt: «Wo sind bloss die guten, billigen Ausländer? Ich kann sie nicht finden. Alle Finnen und Schweden, die in letzter Zeit in der Schweiz unterschrieben haben, kosten zwischen 250'000 und 350'000 Franken netto. Die können wir uns nicht leisten».
Logo: 250'000 Franken netto kosten den Klub 500'000 Franken und 350'000 netto belasten das Salärkonto mit 700'000 Franken.
Marc Lüthi, darauf am Telefon angesprochen, verteidigt sich: Erstens hätten die billigen Ausländer, von denen er gesprochen habe, erst ein Thema werden können, wenn auf zehn Ausländer aufgestockt worden wäre. Und zweitens gebe es die billigen Ausländer schon. «Aber man muss sie halt wollen.»
Aber niemand will billige Ausländer. Weil billig gefährlich sein kann. Wer sich keine teuren Ausländer leisten kann, braucht entweder ein sehr gutes Scouting, um auf dem internationalen Transferwühltisch eine Rolex zu finden – oder nimmt in Gottes Namen halt doch «Billig-Ausländer» und ist nächste Saison chancenlos.
Viele unserer Sportchefs reisen in diesen Tagen nach Finnland. Aber sie interessieren sich eher mehr für den Austragungsort Tampere, wo Finnland und Schweden spielen, als für Helsinki. In der Hauptstadt ist das Nachtleben zwar besser. Aber hier treten bloss Deutschland, Kasachstan, Frankreich und Italien auf.
Unsere Sportchefs verpflichten in diesen Tagen lieber teure, aber gute Stars vorzugsweise aus Finnland und Schweden: Janne Juvonen, Mikko Lehtonen, Lucas Wallmark, Juho Olkinuora, Klas Dahlbeck, Leon Bristedt, Jesse Virtanen oder Juha Metsola. Weitere werden folgen: Markus Granlund …
Unsere Sportchefs sind eben klug. Sie verhalten sich so wie damals die schlauen Bauern auf dem Jahrmarkt, die wussten: Nur die Reichen können sich billige Schuhe leisten. Billige Schuhe sind rasch zerschlissen, müssen ersetzt werden und kosten so viel mehr Geld als gute, die das ganze Jahr über halten. Deshalb kauften sie beim billigen Jakob weder billige Schuhe noch billige Hosenträger. Sie bevorzugten Fachgeschäfte oder die Landi.
So ist es halt auch auf dem Spieler(jahr)markt: Billige Ausländer müssen meistens während der Saison ersetzt werden und das geht dann schnell ins Geld und bringt den Klub in die Bredouille: Es dürfen ja nur maximal zehn Ausländerlizenzen eingelöst werden. Eigentlich können sich nur die Reichen – also Klubs mit sehr guten und teuren Schweizer Spielern wie Zug oder die ZSC Lions – billige Ausländer leisten. Diese Teams werden von den Schweizern und nicht von den Ausländern getragen. Aber selbst die Finalisten leisten sich nicht Billig-Ausländer. Sie wollen ja die Meisterschaft gewinnen. Das geht nicht mit billigen Ausländern.
Billige Ausländer eignen sich für unsere Liga nicht. Nur die besten und teuersten sind gut genug. Es ist wie bei den Bauern zu den Zeiten des billigen Jakobs: Billige Schuhe und Hosenträger leisten ihre Dienste ein ganzes Jahr lang so wenig wie billige Ausländer eine ganze Saison.
Oder um es etwas polemisch zu sagen: Wer als Sportchef jetzt billig einkauft, der riskiert es, schon vor Weihnachten mit heruntergelassenen Hosen dazustehen.
Nur die Sportchefs wollten es nicht einsehen...oder es war ihnen einfach egal, da der Präsi/Investoren ja eh zahlt.
Das eine haben wir jetzt das andere nicht und billige Ausländer wird’s auch nicht geben.
Eine ausgeglichenere Liga wäre ja blöd für die die Geld haben.
Soll doch dä SCB jetzt auf die billigen Ausländer umsatteln...