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Donnerstag der 5. April. Früher Abend. Nach Wochen der Nässe und der Kälte klart es auf. Glasklare Sicht. Am Horizont erblicken die Menschen, die am frühen Abend aus Zürich und aus dem Solothurnischen herauf nach Bern eilen, das wunderbare Panorama der majestätischen Berner Alpen. Ganz in weiss, als hätte ihnen der Herrgott das Sonntagskleid angelegt, erstrahlen Eiger, Mönch und Jungfrau in der Abendsonne.
Ganz einfach ein Tag, viel zu schön für den SCB, um schon auszuscheiden. Bei einer weiteren Niederlage gegen die ZSC Lions wäre die Saison für die Berner die Saison vorzeitig zu Ende gewesen.
Die Hockeygötter waren auch der Meinung, dass es nicht sein kann, dass der SCB an einem so wunderbaren Frühlingabend entthront wird. Sie waren deshalb zumindest nicht gegen den Meister.
Die Berner spielten nicht viel besser als in den bisherigen vier Halbfinalpartien, von denen sie drei verloren haben. Aber im Wissen um die allerletzte Chance arbeiteten sie eine Spur härter, ruhiger und konzentrierter. Aber besser? Nein.
Noch vor Halbzeit führt der Meister durch Treffer von Marc Kämpf, Mark Arcobello (2) und Simon Moser 4:1. Topskorer Andrew Ebbett hatte nach der dritten Niederlage am Montag gefordert, es sei jetzt an den Leadern, aufzustehen, Verantwortung zu übernehmen, die Mannschaft auf die Schultern zu nehmen und zu tragen und nannte unter anderem Moser, Arcobello und sich selbst.
Was er gesprochen hatte, war nun also geschehen. Mark Streit, Berns berühmtester Hockeyspieler, wird hinterher sagen: «Nach dem 4:1 dachte ich, jetzt gibt es für die Zürcher eine Brause.»
Aber kalt geduscht werden die Berner. Das SCB-Spiel war seit der Ankunft von Trainer Kari Jalonen im Sommer 2016 ein hell erstrahlendes Licht des Talentes, der Taktik, der Intelligenz, des Tempos, der Wucht und des Selbstvertrauens. Inzwischen ist es oft nur noch ein im Wind des gegnerischen Widerstandes flackerndes Kerzenlicht.
41 Sekunden vor der zweiten Pause trifft Mike Künzle zum 4:3. Alles beginnt wieder fast von vorne. Die Berner waren zu passiv geworden und nun geraten sie wieder ins Wanken.
Allen im Stadion ist klar: Der Meister würde den Beistand der Hockeygötter brauchen, um diesen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Und Leonardo Genoni, der bisher in diesem Halbfinale bis auf die zweite Partie in Zürich (4:3 n.V. für den SCB) ein gewöhnlicher Torhüter war, in der Rolle eines «Hockey-Gottes.»
Jetzt, da es um alles oder nichts geht, erfüllt er den Auftrag und hält alles. Auch im turbulenten Finale mit Garnitur: Time-Out ZSC 114 Sekunden vor Schluss. Torhüter raus. Nach Video annullierter Ausgleich 90 Sekunden vor dem Ende, weil Puck nicht über der Linie war. Leonardo Genoni und der SCB wanken. Aber sie fallen nicht.
➡️Mit diesem Save rettete Haas dem @scbern_news den Sieg gegen die @zsclions !Alle Tore jetzt auf https://t.co/oRPyXodRvq!#MySportsCH #HomeofSports #NationalLeague #Playoffs2018 pic.twitter.com/stlCe6vZbu
— MySportsCH (@MySports_CH) 5. April 2018
Ist das die Wende? Spricht das «Momentum» nun für den SCB? Nein. In dieser ausgeglichenen Serie gibt es kein «Momentum», das stark genug wäre um einer Mannschaft klare Vorteile zu geben. Jeder Ausgang dieser Serie ist möglich.
Vier der fünf Partien endeten mit einem Tor Differenz. Die Entscheidung könnte schliesslich in einer verrückte, absurde Szene oder nach einem unbegreiflichen Fehler fallen – oder einer spielerische Heldentat.
Der SCB ist nach wie vor ein zerbrechlicher Titan. Aber wenn der «Würgegriff» der Zweikämpfe, des Forecheckings und des Tempos zu wenig stark ist, dann steht er immer wieder auf. Nach wie vor sind die Berner dazu in der Lage, jedes Nachlassen des Gegners auszunützen.
ZSC-Legende Mathias Seger sprach hinterher vom bisher schlechtesten Match seiner Mannschaft. Aber da ging er wohl etwas zu hart ins Gericht. Reto Schäppi war zwar auch nicht zufrieden. Aber er gab zu bedenken: «Wir spielen gegen den Meister. Gegen einen sehr starken Gegner.»
Am Samstag geht es im Hallenstadion weiter. Der ZSC braucht noch einen, der SCB noch zwei Siege fürs Finale. Vor der donnerstäglichen Partie standen die ZSC-Chancen 60:40. Jetzt stehen sie wieder 50:50.