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NLA: Leuenberger zu Biel, Shedden bald weg bei Lugano?

Lugano's Head coach Doug Shedden reacts, during the game of National League A (NLA) Swiss Championship between Geneve-Servette HC and HC Lugano, at the ice stadium Les Vernets, in Geneva, Switzer ...
Sucht Doug Shedden Hilfe von oben? Von seinen Spielern scheint er sie nämlich nicht zu kriegen.Bild: KEYSTONE
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Bei Biel spricht vieles für Leuenberger – bei Lugano vieles gegen Shedden

Lugano, die teuerste Mannschaft ausserhalb der NHL und der KHL, ist unter dem Strich klassiert. Gibt es aber einen Masterplan inklusive der Entlassung von Trainer Doug Shedden? Biel verabschiedet sich derweil mit Stil und Anstand von Kevin Schläpfer, der bald von Lars Leuenberger ersetzt werden könnte.
20.11.2016, 11:2820.11.2016, 16:28
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Wenn die Hauptdarstellerin in einem Film von Rosamunde Pilcher Hockeypräsidentin wäre, würde ein gefeuerter Trainer genau so verabschiedet, wie Kevin Schläpfer am Freitag. Biel tritt gegen Lugano zum ersten Mal seit dem Wiederaufstieg von 2008 im eigenen Stadion den langjährigen Sportchef oder Trainer an.

Über der Südtribune haben die Fans ein riesiges Spruchband entfaltet. Mit offizieller Genehmigung, wie Manager Daniel Villard bestätigt. Auf rotem Grund steht in weissen Lettern: «15 Johr Kampf, Liideschaft und Ehrgiz für Verein & Region.» Darunter ein weiteres Spruchband. «Merci Hockeygott» und ganz unten gross eine Flagge mit der Zahl 69, der Nummer, die einst Kevin Schläpfer als Spieler getragen hat. Und das Ganze wird auf dem grossen Videowürfel gezeigt.

Warmer Applaus brandet auf. Wahrlich, eine so freundliche, herzliche Reaktion auf eine Trainerentlassung ist sonst nur noch in einem Film von Rosamunde Pilcher denkbar. Präsident Andreas Blank hat Kevin Schläpfer die Choreographie per Handy-Bilder zukommen lassen und er sagt nach dem Spiel: «Diese Entlassung hat mir sehr weh getan.» Er wird Ende Saison nach 13 Jahren sein Amt aufgeben und als erfolgreichster Präsident in die Geschichte eingehen: Sportliche und wirtschaftliche Sanierung, Rückkehr aus der Depression der NLB und Bau eines neuen Stadions – und das ohne die Möglichkeit, mit eigenen Millionen als Mäzen den Klub zu alimentieren.

Steinegger favorisiert Leuenberger

So in Minne hat sich nicht einmal der HC Davos von seinem Kultspieler Reto von Arx verabschiedet. Ja, es ist in Biel, als sei Kevin Schläpfer immer noch da, als sei er nur mal kurz weggegangen um Zigaretten zu holen (was sinngemäss gemeint ist, er raucht nicht). Diese freundliche Trennung von einem verdienten Trainer ehrt das Hockeyunternehmen EHC Biel.

Nun führt vorerst Mike McNamara (67) die Mannschaft. Der Kanadier war schon in den 1980er Jahren Nottrainer bei Gottéron und arbeitet heute als Nachwuchstrainer in Biel. Er gilt als schlauer Defensiv-Stratege und hat diese Saison mit den Novizen-Junioren bereits fünfmal 1:0 gewonnen. Eine Dauerlösung ist er nicht. Zumal er in der Juniorenabteilung gebraucht wird.

Head coach Mike McNamara speks to his players, during the game of National League A (NLA) Swiss Championship between Geneve-Servette HC and HC Biel-Bienne, at the ice stadium Les Vernets, in Geneva, S ...
Chef auf Dauer: Mike McNamara.Bild: KEYSTONE

Manager Daniel Villard sagt, bei der Anstellung des neuen Trainers lasse man sich noch etwas Zeit. «Wir stehen ja nicht unter Druck.» Er bestätigt, dass SCB-Meistertrainer Lars Leuenberger einer von mehreren Kandidaten sei.

Sein Sportchef Martin Steinegger wird konkreter: «Wir werden voraussichtlich am Montag entscheiden.» Man werde dem Verwaltungsrat einen Vierervorschlag unterbreiten, er persönlich favorisiere die Lösung Lars Leuenberger und werde den SCB-Meistertrainer empfehlen.

Biel nicht unter Druck

Etwas offensiv formuliert: Die Verpflichtung des SCB-Meistertrainers ist wohl nur noch Formsache. Dass es zu einem Vierervorschlag kommt, ist bei wichtigen Personalentscheiden in einem gut geführten Unternehmen Brauch. Allerdings gibt es im Verwaltungsrat (der die Entlassung von Kevin Schläpfer einstimmig beschlossen hatte) noch keine Einstimmigkeit für Lars Leuenberger.

ALS VORSCHAU AUF DIE AM MITTWOCH, 7. SEPTEMBER 2016, BEGINNENDE EISHOCKEY NATIONAL LEAGUE A SAISON, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - SCB Trainer Lars Leuenberger haelt den Mei ...
Lars Leuenberger führte den SCB vergangene Saison zum Titel.Bild: KEYSTONE

Die Bieler sind ja tatsächlich nicht unter Druck. Sie haben nach Servette (1:0 auswärts) nun gegen Lugano auch das erste Heimspiel ohne ihren Trainer mit 3:1 gewonnen. Sie spielten taktisch klug, diszipliniert, geduldig, gelassen und verteidigten ihre Führung zäh und mutig. Ja, wir dürfen ohne jede Boshaftigkeit behaupten, dass die Bieler leidenschaftlicher für ihren entlassenen Trainer kämpften als Luganos Spieler für ihren noch nicht entlassenen Bandengeneral Doug Shedden.

Der Auftritt Luganos spottete jeder noch so boshaften und phantasievollen Beschreibung. Lustlos, disziplinlos und letztlich chancenlos. Lugano hat nur eines der letzten sechs Spiele gewonnen und in acht Partien mit dem teuersten Sturm ausserhalb der NHL und KHL nur acht Tore erzielt – das wäre selbst im italienischen Fussball nur knapp genügend.

Luganos Masterplan?

Noch nicht oft haben Spieler so offensichtlich gegen ihren Trainer gespielt. Beispielsweise mimte Linus Klasen, einer der talentiertesten Offensivspieler der Liga, den elegantesten Defensivstürmer und wich bei der Abwehrarbeit leichtfüssig jedem Zweikampf aus. Der schwedische Wunderstürmer ist nun bereits zum zweiten Mal zwei Partien hintereinander ohne Skorerpunkt geblieben und in den letzten fünf Spielen hat er noch zwei Punkte produziert. Für Luganos schwedische Ausländer dürfte Doug Shedden so etwas wie Hockey-Antwort auf Donald Trump sein. Der einzige Spieler in Normalform ist Torhüter Elvis Merzlikins.

Die Bieler Matthias Rossi und Marco Pedretti, rechts, beobachtet vom Tessiner Topskorer Linus Klasen, links, bejubeln den zweiten Sieg in Folge beim Eishockeyspiel der National League A zwischen dem E ...
Linus Klasen schaut den Bielern beim jubeln zu – ob er sich mit ihnen freut?Bild: KEYSTONE

Die teuerste Mannschaft ausserhalb der NHL und der KHL ist jetzt auf Rang 9 abgerutscht und ist in einer schlechteren Verfassung als im Oktober 2015. Damals musste Trainer Patrick Fischer gehen. Die Bieler sollten Lugano das Kevin-Schläpfer-Spruchband überlassen und die «Curva Nord» kann dann «15 Johr» durch «15 Monate» ersetzen. Es hiesse dann, bei der wahrscheinlich fast nicht mehr zu vermeidenden Verabschiedung von Doug Shedden «15 Monate Kampf, Liideschaft und Ehrgiz für Verein & Region» – «Danke Hockeygott». Eine Art zorniger Hockeygott ist Doug Shedden ja auch. Sollte es zur Entlassung des Kanadiers kommen, dann wird es allerdings kaum zu und hergehen wie bei Rosamunde Pilcher. Eher wie bei John Grisham.

Oder steckt Lugano nur in einem November-Zwischentief? Tun wir Lugano und Doug Shedden mit beissender Kritik Unrecht? Ist es am Ende vielleicht gar so, dass wir in der Deutschschweiz den genialen, grandiosen Masterplan des Grande Lugano nicht durchschauen? Vor einem Jahr holte der SC Bern vom 8. Platz aus nach einem Final-Triumph über Lugano den Titel. Warum also nicht den SCB kopieren?

Allerdings feuerte der SCB letzte Saison den Trainer.

Wären die Szenarien «Leuenberger rein» und «Shedden raus» eine gute Wahl?

Die Stadien der 12 NLA-Klubs

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Die Stadien der 12 National-League-Klubs
Die PostFinance-Arena des SC Bern.
quelle: keystone / peter schneider
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4 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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manolo
20.11.2016 13:39registriert Februar 2014
lieber "klausi" dein Wunsch ist nicht in Erfüllung gegangen! Mc Namara bleibt Trainer bis zur Nati-pause ende Jahr!
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