Die erfreuliche Meldung zuerst. Sie ist nicht juristischer, politischer, sportlicher oder wirtschaftlicher Natur, sondern philosophischer. Liga-Manager Denis Vaucher sagt: «Es wird weitergehen.»
Vaucher sagt es mit leichter Resignation und Müdigkeit in der Stimme. Er hat sich inzwischen als exzellenter Krisenmanager bewährt und weiss: Die Meisterschaft wird weitergehen. Aber die Frage ist wie und unter welchen Voraussetzungen. In alten Zeiten (bis und mit dem 2. Weltkrieg) konnten Meisterschaften abgebrochen oder gar nicht erst gespielt werden. Weil es um wenig bis gar kein Geld ging. Heute ist selbst die nationale Meisterschaft ein Geschäft, das im Jahr mehr als 200 Millionen Franken umsetzt. Beeinträchtigungen gefährden mehr als 600 Arbeitsplätze direkt.
Die neue Omikron-Infektionswelle tangiert inzwischen auf mehreren Ebenen den Meisterschaftsbetrieb. Das Problem sind nicht nur Mannschaften, die von den Kantonsärzten in Quarantäne geschickt werden. Denis Vaucher sagt, das Problem könnte bald einmal sein, dass nicht mehr genügend Schiedsrichter, Funktionäre oder TV-Techniker für die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs zur Verfügung stehen. Nicht nur Spieler, auch Schiedsrichter und das Personal rund um eine Spielorganisation und die umfangreiche TV-Produktion (alle NL-Spiele werden live produziert) sind dem Infektionsrisiko ausgesetzt und fallen aus. Denis Vaucher schliesst eine Reduktion aufs Drei-Mann-System (statt vier Schiedsrichter) im Falle eines Falles nicht aus.
Zuvorderst ist das Organisationsproblem der Spielverschiebungen. Dieses Problem ist wegen der Olympia-Pause vom 28. Januar bis zum 22. Februar und dem dichten Terminplan viel grösser als letzte Saison. Als erste Massnahme wird so oder so formell noch diese Woche die Rangliste nach Punkten pro Spiel wie letzte Saison beschlossen, falls am Ende nicht alle gleich viele Spiele haben sollten. Spielplan-General Willi Vögtlin sagt: «Ich bin am Rotieren.» Alle, von der Liga-Führung bis zu den Klub-Managern, loben den Baselbieter.
Das sind nun die Varianten für den weiteren Verlauf der Hockey-Saison:
Die Frage ist nun auch: Was tut die Politik? Unter der Voraussetzung, dass die Immunisierung noch nicht abgeschlossen ist, wenn also nicht alle, die sich impfen lassen wollen, die Gelegenheit hatten, sich impfen zu lassen, können politisch «Geisterspiele» verordnet werden. Die Gefahr von «Geisterspielen» wie letzte Saison ist also bis Ende Januar, bis alle, die wollen, die Booster-Impfung bekommen haben, erheblich. Werden auf politischer Ebene «Geisterspiele» verordnet, wird der Staat entschädigungspflichtig. Dann gibt es zumindest eine teilweise Erstattung der ausgefallenen Zuschauer-Einnahmen aus der Staatskasse. Aber damit können die Klubs wirtschaftlich nicht überleben.
Das heraufziehende Chaos tangiert auch die Nationalmannschaft. Die Wahrscheinlichkeit wird immer grösser, dass Spieler auf Peking verzichten. Die Klubs müssen die Spieler für die WM und fürs olympische Turnier freigeben, sonst werden sie vom Verband sanktioniert. Einem einzelnen Spieler ist es jedoch freigestellt, ob er einem Aufgebot Folge leisten will oder nicht. Verzichte hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben, ohne dass die Spielstärke eines WM- oder Olympiateams deswegen stark beeinträchtigt worden ist.
Noch ist das Absage-Problem nicht akut. Aber spätestens am 15. Januar, wenn Patrick Fischer sein Olympia-Aufgebot macht und sich die Situation national und international nicht beruhigt hat, wird diese Diskussion aufflammen. In der aktuellen Lage würde der Nationaltrainer wohl keinen Spieler für einen Peking-Verzicht mit späteren Nichtaufgeboten bestrafen.
Zusammengefasst: Wie die Eishockey-Meisterschaft weitergeführt werden kann, ist offen. Die Probleme betreffen, anders als letzte Saison, wegen der Olympischen Spiele im Februar auch die Nationalmannschaft. Dadurch wird das Problem international. Wie es mit der Meisterschaft weitergeht, hängt nun, anders als letzte Saison, auch davon ab, was andere Ligen entscheiden werden.