Zum 200. Mal wird der FC Basel heute ein Europacup-Spiel bestreiten. Seit einiger Zeit ist der Dominator der Schweizer Fussballszene auch in dieser Statistik national führend. Seit 1999 war er jedes Jahr europäisch vertreten und bestritt sagenhafte 149 Partien, womit er die lange Zeit in dieser Beziehung erfolgreicheren Grasshoppers überflügelte. Das zeige, welch gute Arbeit in Basel geleistet werde, freute sich Marco Streller.
Der FC Basel ist längst in ganz Europa ein Begriff, steht für eine Mannschaft, die mit verhältnismässig kleinen Mitteln Grosses erreicht und es schafft, sich trotz gewichtigen Abgängen immer wieder neu zu formen. Zum Basler Selbstverständnis gehört es mittlerweile auch, dass man europäisch dabei ist, nicht nur im Herbst, sondern auch im Frühling, also dann wenn sich die Spreu vom Weizen getrennt hat. Zum vierten Mal in Folge ist das in diesem Jahr der Fall.
In den letzten 10 Jahren traf der FC Basel auf nahezu alle Klubs, die Rang und Namen haben. Streller und Murat Yakin schwelgten gestern kurz in Erinnerung. Der jetzige Coach erinnerte sich an die erstmalige Qualifikation für die Champions-League-Gruppenphase gegen Celtic Glasgow und «viele andere tolle Momente». Streller sah das Rückspiel mit dem entscheidenden 2:0-Erfolg damals von der Ersatzbank aus. Seither konnte er mit seinem Team mehr als ein Ausrufezeichen setzen, nur schon in den letzten knapp vier Jahren: Manchester United, Chelsea, die AS Roma und Tottenham Hotspur machten unliebsame Erfahrungen mit dem FCB. Auch an das Hinspiel in den Achtelfinals der Champions League 2012 gegen Bayern München denkt er gerne zurück.
Dass das Erreichen der K.o.-Runde zumindest in der kleinen Europa League mittlerweile fast zum «Courant normal» geworden ist, bewies nicht zuletzt Murat Yakin im Hinspiel gegen Maccabi Tel Aviv. Er verzichtete auf diverse Leistungsträger, er gewichtete das drei Tage später stattfindende Spitzenspiel in der Super League gegen GC höher als die erste Begegnung mit dem israelischen Meister.
Mit dem 0:0 verschaffte sich der sehr defensiv eingestellte FC Basel eine ordentliche, aber nicht beruhigende Ausgangslage. Ein torloses Remis bei einem ausgesprochen heimstarken Gegner wie Maccabi, der im eigenen Stadion auf die Unterstützung von beeindruckend lautstarken und - wie das Hinspiel bewies - geduldigen Fans zählen kann, ist ein gutes Resultat. Es birgt aber auch Gefahren, weil jedes andere Unentschieden als 0:0 daheim zum Ausscheiden führt. Maccabi, das am Wochenende in der Meisterschaft gegen Hapoel Haifa 2:2 spielte, hat in der Gruppenphase bewiesen, dass es auch auswärts bestehen kann, etwa beim 2:1 in Bordeaux.
Maccabis Trainer Paulo Sousa zeigte sich überrascht von der defensiven Taktik des FC Basel vor einer Woche. Nun erwartet er einen anderen Auftritt des Gegners: «Wir werden wahrscheinlich mehr Räume bekommen, um unsere Angriffe zu gestalten.» Fabian Frei, einer der in Israel geschonten Spieler, ist überzeugt, dass seine Mannschaft im St. Jakob-Park ganz anders auftreten wird, will heissen: viel dominanter und offensiver. Auch Yakin meint, die Marschrichtung sei nun klar. Über Taktik und Aufstellungen sagte er aber nichts.
Auf ein sonderlich gut gefülltes Stadion kann der FC Basel nicht hoffen. Bisher wurden nur 13'000 Tickets verkauft, obwohl der Klub die Eintrittskarten für das 200. Europacup-Spiel zum halben Preis anbietet. Zudem lud er für die Jubiläums-Partie die ehemaligen Spieler und Trainer ein, die 1963 das erste Europacup-Spiel für den FC Basel bestritten (1:5 gegen Celtic Glasgow) oder sieben Jahre später beim ersten Erfolg (2:1 gegen Spartak Moskau) dabei waren. Zu diesem Kreis gehören etwa Helmut Benthaus, Karl Odermatt oder Marcel Kunz.
Damit die FCB-Pioniere Grund zum Feiern haben, muss diesmal ein Sieg her. Die Partien in Tel Aviv und gegen GC in Zürich hatte Yakin als Spiele bezeichnet, die man gewinnen kann, aber nicht muss. Nun führt nur der Erfolg in die Achtelfinals - dort wartet dann wahrscheinlich die Mannschaft von Salzburg, welche das Hinspiel gegen Ajax Amsterdam auswärts 3:0 gewinnen konnte. (si)