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Als in der Gesamtrechnung das 0:3 und ein nahezu aussichtsloses Szenario drohte, legte der Topskorer der Gäste sein Veto ein – Lino Martschini, seit Beginn der Playoffs zwar energisch wie in seinen besten Tagen, aber ausnahmslos glück- und torlos, düpierte Berns zuvor fehlerlosen Torhüter Leonardo Genoni mit einem haltbaren Schuss und ermöglichte dem EVZ mit seinem 1:1 in der 56. Minute die letztlich erfolgreiche Zusatzschlaufe.
In der vor allem mit Blick auf das Ergebnis umstrittenen Angelegenheit hätte sich Bern den späten Kollaps ersparen und sich stattdessen einen wohl vorentscheidenden 3:0-Vorteil in der Serie verschaffen können. Unmittelbar nach der zweiten Drittelspause vergab der Champion, der von den letzten 26 Playoff-Spielen nur vier verloren hat, die Chance auf eine vorzeitige Zäsur. Eric Blum (41.), Simon Moser (42.) und Simon Bodenmann (45.) trafen bei einer kurzzeitigen Tempoverschärfung nur die Torumrandung. Zudem zauberte Tobias Stephan im Zuger Tor endlich auch mal in der Final-Serie.
Die EVZ-Vertreter waren sich nach dem 2:4 am vergangenen Samstag einig: Ein cleverer Umgang mit dem Energiehaushalt wäre ratsam, zu viel Sorglosigkeit im disziplinarischen Bereich ist gegen einen stilsicheren Kontrahenten wie den SCB in der Regel nicht zielführend. Doch ausgerechnet einer mit einem respektablen internationalen Fundus hielt sich in den Reihen der Innerschweizer nicht an die gefassten Vorsätze: Jarkko Immonen, der Finne mit mehrjähriger KHL-Erfahrung, leistete sich früh einen grobfahrlässigen Bandencheck gegen David Jobin und brockte seiner Equipe im Startdrittel sieben Minuten in Unterzahl ein.
Elf Sekunden vor Ablauf der fünfminütigen Powerplay-Gelegenheit nahm Bern die Offerte Immonens an. Andrew Ebbett, bereits beim letztjährigen Titelgewinn einer der massgeblichen Figuren im Rink, schob einen Pass Untersanders unbedrängt über die Torlinie. Für die Unbeherrschtheit des bald 35-jährigen Routiniers bezahlten die Gäste einen relativ hohen Preis; der Rückstand beeinträchtigte den Game-Plan lange spürbar.
In der Folge musste Zug in der Offensive das Risiko kalkulieren, um keine Gegenstösse zu riskieren. Und mit gedrosselter Kraft ist gegen eine Abwehr um einen Goalie-Patron wie Leonardo Genoni unter normalen Umständen wenig auszurichten – nur ist im Sport manchmal wenig bis ins letzte Detail nachvollziehbar. Anders ist der Fangfehler Genonis kaum zu deuten. Ausgerechnet dem dreifachen Meister-Keeper, im bisherigen Playoff-Verlauf mit einer brillanten Fangquote von über 95 Prozent aufgefallen, unterlief im Finish der regulären Spielzeit ein für seine gehobenen Verhältnisse ungewöhnlicher Lapsus.
Die Mitspieler waren in der Schlussphase nicht mehr in der Lage, den Aussetzer ihres bis anhin fast perfekten Goalies zu korrigieren. Umgekehrt hatte Genoni die Equipe im bisherigen Playoff-Verlauf indes mehrfach vor einem unliebsamen Ende bewahrt.
(sda/qae)
Bern - Zug 1:2 (1:0, 0:0, 0:1, 0:1) n.V.
17'031 Zuschauer (ausverkauft). - SR Wiegand/Vinnerborg, Wüst/Kovacs.
Tore: 15. Ebbett (Untersander/Ausschluss Immonen) 1:0. 56. Martschini (Helbling) 1:1. 65. Suri (Morant, Martschini) 1:2. -
Strafen: 1mal 2 Minuten gegen Bern, 3mal 2 plus 5 Minuten (Immonen) plus Spieldauer (Immonen) gegen Zug.
Bern: Genoni; Jobin, Krueger; Andersson, Gerber; Untersander, Blum; Kamerzin; Hischier, Plüss, Scherwey; Lasch, Ebbett, Bodenmann; Rüfenacht, Arcobello, Moser; Berger, Gagnon, Müller.
Zug: Stephan; Helbling, Grossmann; Diaz, Morant; Schlumpf, Alatalo; Erni; Senteler, Immonen, Klingberg; Martschini, Holden, Suri; Zangger, McIntyre, Lammer; Peter, Diem, Schnyder.
Bemerkungen: Bern ohne Reichert, Noreau (beide verletzt), Kreis, Thibaudeau, Gernett, Rochow, Dubois, Meyer (alle überzählig), Zug ohne Lüthi, Järvinen, Markkanen, Haller (alle überzählig). Pfostenschüsse von Blum (41.) , Moser (42.), Bodenmann (45.), Untersander (59.).