Die Nation atmet auf. Nach dem Spektakel gegen die Fussballweltmacht Gibraltar sind die Schweizer Kicker mit grossen Schritten in Richtung Euro 2020 unterwegs. Und vor dem nächsten Zusammenzug bleibt genügend Zeit, um die interne und externe Kommunikation weiter zu perfektionieren.
Erstes Traktandum ist der Besuch von Nati-Manager Pierluigi Tami beim notorisch missverstandenen Ballkünstler Xherdan Shaqiri in Liverpool. Dessen Absage war – wie von Chef-Psychologe Vladimir Petkovic im ersten Moment falsch interpretiert – nicht auf mentale Schwierigkeiten oder eine temporäre Unpässlichkeit zurückzuführen.
Shaqiri machte sich grosse Sorgen um die politische Instabilität in Grossbritannien. Im Brexit-Chaos befürchtete er, nicht rechtzeitig am Arbeitsplatz zurück zu sein. Premierminister Boris Johnson konnte ihm nicht versichern, dass er nach dem Länderspiel-Ausflug wieder problemlos den Zoll passieren könne.
Dies schränkt auch den Handlungsspielraum für die Oktober-Termine ein. Der ältere Bruder und politische Berater Erdin Shaqiri rät Xherdan nach Rücksprache mit dem Westminster-Palast dringend davon ab, am 15. Oktober gegen Irland anzutreten – egal, ob mit oder ohne Captainbinde. Denn leicht könnte das politisch heikle Klima auf der Grünen Insel den fragilen Seelenzustand des Fussballers belasten.
Hingegen scheint ein Einsatz drei Tage zuvor in Kopenhagen denkbar. Weil die Dänen nicht Teil der europäischen Währungsunion sind, ist das Konfliktpotenzial kleiner. Trotzdem will Shaqiri bei Queen Elizabeth II als flankierende Massnahme eine superprovisorische Verfügung erwirken, dass er bis Ende Jahr auch im Fall eines psychischen Rückfalls von Klubtrainer Jürgen Klopp noch mindestens 30 Einsatzminuten erhält.
Schon mit der längerfristigen Planung ist der neue Kommunikationschef Yann Sommer beschäftigt. Vor dem abschliessenden Qualifikationsspiel in Gibraltar am 18. November beabsichtigt er mit den Medienvertretern eine Besichtigung der örtlichen Berberaffen-Population. So will er den Journalisten genügend Stoff liefern, um endlich über konstruktive und kulturhistorisch wertvolle Dinge zu schreiben – und nicht über das Affentheater im Schweizer Fussballverband. (aargauerzeitung.ch)