«Wir wollen Spieler kreieren, die in der Champions League den Unterschied ausmachen.» Diesen Satz sagt FCB-Nachwuchschef Percy van Lierop an diesem Nachmittag im einstündigen Gespräch gleich sechsmal. Bevor die Fragerunde beginnt, erklärt er mit einer kleinen Powerpoint-Präsentation sein neues Konzept. In einem Video sind Szenen aus dem 2:1 gegen Manchester United aus dem Jahr 2011 zu sehen. Xhaka, Frei, Streller und Shaqiri brillieren auf dem Rasen, unterlegt ist das Ganze mit dramatischer Musik.
Dieses Video haben in den vergangenen Wochen alle Mitarbeiter auf dem FCB-Campus gesehen. Van Lierop ist bemüht, dass alle im Nachwuchs involvierten Personen hinter dem neuen Konzept stehen und es verinnerlichen. Wer nicht mitzieht oder einen anderen Karriereplan verfolgt, kann wie der ehemalige U21-Trainer Arjan Peco gehen. Van Lierops Anspruch: Nur das Beste ist gut genug. Das gilt für die Junioren, wie auch für deren Trainer.
ℹ️ Structural changes in our youth academy: Dutchman Percy van Lierop takes over as head of the academy. #FCBasel1893 #zämmestark pic.twitter.com/nvQc39gJiI
— FC Basel 1893 🇬🇧 (@FC_Basel_en) January 6, 2020
Mit diesem Konzept soll der FCB in Zukunft wieder mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in die 1. Mannschaft bringen. Dass Rotblau in den kommenden Jahren Probleme haben dürfte, überhaupt Champions League zu spielen, spielt keine Rolle. «Unser hochgestecktes Ziel geht über den FCB hinaus», sagt van Lierop. Darum mache das Konzept Sinn, auch wenn die 1. Mannschaft nur Europa League spielt oder auch gar nicht international vertreten ist.
In der Ausbildung steht die Entwicklung des Spielers im Zentrum. Damit unterscheidet sich der FCB nicht von anderen Vereinen. Die entscheidende Frage ist, ob diese Prämisse auch richtig gelebt wird. Und das – so ist sich van Lierop sicher – ist beim FCB jetzt der Fall. Zahlreiche Positionen wurden neu besetzt.
Mit dem deutschen U18-Trainer Matthias Kohler und dem österreichischen U15-Trainer Ognjen Zaric kommt Qualität aus dem Ausland dazu. Auch ehemalige FCB-Spieler wie der neue Defensivtrainer Beg Ferati stehen neu auf der Lohnliste. «Wir schauen zuerst in der Region. Aber wer internationale Ziele hat, darf auch den Blick über die Grenze nicht vergessen», sagt van Lierop. Er will trotz der grossen Fluktuation nicht von einem grossen Umbruch sprechen: «Wichtig ist, dass wir an Qualität dazugewonnen haben.»
Von den Sparmassnahmen ist der Nachwuchs bislang nicht betroffen. Das Budget, das zuletzt rund 6,4 Millionen Franken betrug, soll unverändert bleiben. «Es freut mich, dass die Jugendarbeit im Verein auch in diesen Zeiten einen so grossen Stellenwert geniesst», sagt van Lierop.
Der 45-jährige Niederländer will den Junioren beim FC Basel eine erstklassige Ausbildung ermöglichen. In seiner Präsentation vergleicht er den FCB mit den Elite-Unis Cambridge und Harvard. «Es ist unglaublich, was die Studenten dort liefern müssen. Und wer das nicht macht, hat dort auch nichts verloren», erklärt van Lierop.
Auf den FCB umgemünzt soll das jetzt sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Spieler gelten. Wie auch an der Uni erhalten auch die FCB-Junioren ab sofort Zeugnisse. Die sind dann mit einem Zukunftsplan verknüpft. So soll die Entwicklung der Spieler messbar gemacht werden. «Aktuell gibt es in jedem Jahrgang sehr interessante Spieler», sagt van Lierop. Die will er jetzt formen, damit sie eines Tages ein Unterschiedsspieler in der Champions League sind.