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Erfolg ohne Liebe – Yakins Entlassung stand längst fest

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So kam es zur Trennung nach 580 Tagen

Erfolg ohne Liebe – Yakins Entlassung stand längst fest

Die Entlassung von Murat Yakin war längst beschlossene Sache. Das wirft Fragen auf. Aber die Klubleitung schweigt bis morgen. Heute gilt: Feiern und verabschieden. 
18.05.2014, 08:5818.05.2014, 11:23
Ein Artikel von Schweiz am Sonntag
Schweiz am Sonntag
sebastian wendel / schweiz am sonntag
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Keine 48 Stunden nach der Meisterfeier am Barfüsserplatz kommt es am Samstag um 11 Uhr in Basel zur entscheidenden Sitzung. Anwesend sind FCB-Präsident Bernhard Heusler, Sportdirektor Georg Heitz und Trainer Murat Yakin. Eine Stunde und 23 Minuten später platzt die Bombe: «Murat Yakin verlässt den FC Basel 1893» lautet der Titel des Communiqués, das der Klub zur Mittagszeit verschickt. 

Von «offenen und freundschaftlichen Gesprächen» schreibt der FCB, über die Beendigung der Zusammenarbeit sei gemeinsam entschieden worden. Das mag sein, tönte von Yakin aber in den Stunden nach dem Gewinn des Meistertitels ganz anders.

Der Meistertrainer 2013/2014.
Der Meistertrainer 2013/2014.Bild: Daniela Frutiger

«Ich habe beim FC Basel einen Vertrag (bis 2015 mit Option für ein weiteres Jahr; d. Red.) und möchte diesen erfüllen», sagte er. Er zweifle nicht daran, auch in der neuen Saison FCB-Trainer zu sein – und: «Ich will bleiben und habe dem Verein gegenüber nie andere Signale ausgesendet.»  

Das Bilanzgespräch

Das Vorpreschen von Yakin hat wohl dazu geführt, dass die Klubbosse den 39-Jährigen bereits gestern zum Bilanzgespräch baten. Und ihm dort klargemacht haben, dass eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich sei. Yakin, so hört man, habe während der Diskussion gespürt, dass ihm der Rückhalt fehlt und der Trennung zugestimmt.

Mit der sofortigen Veröffentlichung der Entlassung hat die Klubleitung ein Katz-und Maus-Spiel zwischen ihr und Yakin verhindert. Genauso wie den Super-GAU, dass das Ganze durch eine undichte Stelle im Umfeld des Trainers an die Medien gelangt. 

FCB-Präsident Bernhard Heusler.
FCB-Präsident Bernhard Heusler.Bild: KEYSTONE

Dafür müssen Bernhard Heusler und Georg Heitz in Kauf nehmen, dass die heutigen Feierlichkeiten in den Hintergrund rücken: Auf das letzte Heimspiel gegen Lausanne soll noch einmal eine grosse Sause auf dem Barfüsserplatz folgen. Vor dem Anpfiff werden Yann Sommer (zu Gladbach), Valentin Stocker (nach Berlin) für ihre Leistungen verdankt. Gespannt ist man nun aber vor allem darauf, wie sich die Protagonisten und das Publikum bei der Verabschiedung von Yakin verhalten werden. 

Der Entscheid, den Trainer zu wechseln, steht schon länger fest, deutet man das Communiqué zwischen den Zeilen: «In den vergangenen Wochen befanden sich Murat Yakin und der FCB im permanenten Austausch über die sportliche und atmosphärische Entwicklung innerhalb der Mannschaft. Unter Berücksichtigung aller Umstände sind dabei beide Seiten zum Schluss gekommen, die Zusammenarbeit auf jeden Fall bis Ende der laufenden Saison 2013/14 fortzuführen.»

Murat Yakin war schon entlassen

Was nichts anderes heisst, als dass Yakin faktisch schon längst entlassen ist und nur noch im Amt war, um den Meistertitel nicht mit der Hektik rund um einen Trainerwechsel zu gefährden. Recherchen der «Schweiz am Sonntag» bestätigen diesen Eindruck. 

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Es schien wie der Beginn einer Traumehe, als Yakin am 15. Oktober 2012 den geschassten Heiko Vogel ersetzte. Es war auch die Rückkehr des verlorenen Sohnes, der nach den zahlreichen Titeln als FCB-Spieler zu Beginn seiner Trainerkarriere die Ochsentour von unten nach oben wählte: Bei Concordia Basel, bei GC als Assistenztrainer der ersten Mannschaft und Chef der U21, in Thun und in Luzern – überall hatte Yakin Erfolg.

Dieser stellte sich auch in Basel wieder ein, als Yakin übernahm. Mit acht Punkten Rückstand auf GC gestartet, führte er die Mannschaft am zweitletzten Spieltag zum Meistertitel. Ganz nebenbei mischte Rot-Blau auch die Europa- League auf und wurde erst im Halbfinal vom späteren Sieger Chelsea gestoppt. 

Der Coup gegen Chelsea

Gegen die Londoner feierte Yakin im darauffolgenden Herbst seine bislang bedeutendsten Siege als Trainer, dieses Mal in der Champions League: Das 2:1 an der Stamford Bridge und das 1:0 im St. Jakob-Park hievten den FC Basel im internationalen Stellenwert auf ein neues Level.

Neben viel Prestige brachten die Sternstunden auch viel Geld ein: Mohamed Salah überzeugte die Londoner in den Direktduellen derart, dass sie im Winter 20 Millionen Franken für den Ägypter nach Basel überwiesen. In diesem Frühling bestätigte der FCB mit dem erneuten Vorstoss in die Europa-League-Viertelfinals, dass er in Europa mittlerweile eine Grösse ist. 

Mohamed Salah brachte dem FCB viel Geld ein.
Mohamed Salah brachte dem FCB viel Geld ein.Bild: AFP

Das Kerngeschäft bleibt jedoch die Super League. Und hier vermochte der FCB in dieser Saison nicht restlos zu überzeugen. Zwar verlor er nur zwei Spiele und gewann am Ende auch den Titel. Doch Resultate sind im erfolgsverwöhnten Basel längst nicht mehr die einzige Währung. Das Publikum will Spektakel, nicht Yakins auf defensive Sicherheit gepolten Fussball.

Auch die Spieler fühlten sich im taktischen Korsett des Trainers zunehmend unwohl. Und zwischen den Spieltagen prägte seit Oktober 2013 die Missstimmung zwischen Yakin und der Mannschaft die Schlagzeilen. Die Spieler wünschten sich mehr Empathie, Yakin beharrte auf einer gesunden Distanz. 

Das brachte ihm und dem Klub sportlichen Erfolg ein. Aber Liebe flammte zwischen Yakin und dem FCB inklusive Publikum während der vergangenen 580 Tage nie auf. Auf der Suche nach Anerkennung wird Yakins Weg ins Ausland führen. Wohin, ist offen. Gespräche mit möglichen neuen Arbeitgebern haben bislang keine stattgefunden. 

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