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柿谷おめでとう – Kakitani macht mit seinem ersten Tor ganz Japan verrückt

Enge Ballführung, schnelle Beine: Die bisherigen Auftritte von Kakitani lassen auf Spektakel hoffen.
Enge Ballführung, schnelle Beine: Die bisherigen Auftritte von Kakitani lassen auf Spektakel hoffen.Bild: Claudia Minder/freshfocus
Big in Japan und auf Youtube

柿谷おめでとう – Kakitani macht mit seinem ersten Tor ganz Japan verrückt

Die Funktionäre des FC Basel scheinen mit Yoichiro Kakitani nicht nur sportlich einen Glücksgriff getätigt zu haben, sondern auch marketingtechnisch. Das erste Tor von ihm in der Super League ist auf YouTube über eine halbe Million Mal angeklickt worden. 
12.08.2014, 13:3112.08.2014, 14:16
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In Japan ticken die Uhren ein wenig anders: Die Fussball-Fans des 130- Millionen-Volks sind zuerst am Spieler interessiert, danach folgen die Teamkollegen und als letztes der Verein. Und Yoichiro Kakitani war im Land der Samurais nicht irgendein Spieler. Mit seinen blondierten Haaren und seinem schelmischen Grinsen, gepaart mit seinen fussballerischen Fähigkeiten, verzauberte der feine Techniker bis vor kurzem ganz Japan. 

Seit dem letzten Wochenende kennt Kakitani sicher auch der FCZ. Nachdem die Zürcher nach einem 0:2-Rückstand den Anschlusstreffer erzielten, schöpften sie nochmals Hoffnung. Bis Basel-Trainer Paulo Sousa Kakitani zum zweiten Mal einen Einsatz gewährt. In der 61. Minute eingewechselt, dauert es gerade mal 13 Minuten bis der japanische Edeljoker alle Bemühungen des FCZ zunichte macht. 

In der 61. Minute eingewechselt, bringt Kakitani den erhofften Schwung.
In der 61. Minute eingewechselt, bringt Kakitani den erhofften Schwung.Bild: Andreas Meier/freshfocus

Japaner flippen aus

Nach einem feinen Doppelpass mit Luca Zuffi steht der feingliedrige Japaner alleine vor Goalie David Da Costa und schiebt lässig zum Sieg sichernden 3:1 ein. Kurz darauf landet die Heldentat bereits auf YouTube. Mit Original-Kommentar der japanischen Fernsehkommentatoren, da sich seit dieser Saison eine japanische TV-Station die Rechte für die FCB-Heimspiele gesichert hat, wie die Schweiz am Sonntag berichtet. 

Video: YouTube/poor tatido

Wer gemeint hat, SRF-Kommentator Sascha Ruefer hat bei Toren eine schrille Stimme, wird ab den japanischen Jubelschreien vor Schreck sein Tamagotchi fallen lassen. Trotz der lustigen Töne geht das Video in Richtung 500'000-Hits auf YouTube.

Die siebenminütige Highlight-Compilation von Kakitani beim Spiel vom letzten Samstag – bei einer Gesamteinsatzzeit von 29 Minuten wohlgemerkt – knackt in Kürze die Marke von 200'000 Besuchern auf dem Videoportal. Da wird jede Ballberührung zum Spektakel. Sogar wenn der 1,77 Meter grosse Offensivspieler nur in Ballnähe zu sehen ist, ist es den Machern wert, es im Highlight-Video zu zeigen.

Video: YouTube/poor tatido

Auch wenn die japanische Sprache für uns Europäer sicher gewöhnungsbedürftig ist, man wird sie in den Stadien der Super League in Zukunft vermehrt zu hören bekommen. Zehn japanische Reporter haben bei der Vorstellung von Kakitani in die Heimat berichtetet, vier Mitarbeiter seiner Beratungs- und Vermarktungsagentur begleiten ihn täglich in seiner neuen Heimat. Eine TV-Sendung trägt sogar den Namen des 24-Jährigen.

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Scrteenshot: ameblo.jp

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Folgt jetzt das grosse Geld für den FCB?

Martin Blaser, Direktor Marketing, Verkauf und Business Development beim FCB, bremst gegenüber der «Schweiz am Sonntag» überhohe Erwartungen. «Aus vermarktungstechnischer Sicht wird der FCB durch den Kakitani-Transfer nicht Riesensummen aus dem japanischen Markt einnehmen. Es ist vor allem imagemässig eine grosse Chance.» Für eine nachhaltige Etablierung im asiatischen Markt sei der FCB aber zwei Nummern zu klein.

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Screenshot: fcbforum.ch

Trotzdem hat der Verein bereits erste Ideen entwickelt, wie man den Hype in bare Münze umsetzen kann: Japanische Touristen sollen nach einem Besuch in den Schweizer Bergen noch eine Stippvisite am Rheinknie einlegen und sich im Fanshop mit Kakitani-Fanartikel eindecken. Auch in Japan selbst soll die Präsenz des Schweizer Meisters verstärkt werden. 

Blaser sieht im Gespräch mit der «Schweiz am Sonntag» im Sponsoringbereich das grösste Vermarktungspotential: «Als realistisch betrachten wir Deals mit zwei, vielleicht drei Firmen aus Japan.» 

Damit würde der FCB einen grösseren Gewinn einfahren als mit Ex-Spieler Mohamed Salah. Der Ägypter hat zwar mit seiner Internet-Euphorie im Heimatland den Baslern die Facebook-Likes auf ihrer Website fast verfünffacht, doch keine zusätzlichen Touristen angelockt. Knipsende Japaner in Basel sind da sicher der grössere Marketing-Traum der FCB-Finanzabteilung.

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