36 Formel-1-Rennen bestritt George Russell bis zu diesem Wochenende. 36 Mal blieb er im wenig konkurrenzfähigen Williams ohne WM-Punkte. Nun, im 37. Anlauf in der Motorsport-Königsklasse, hat es erstmals mit Punkten geklappt. Und doch ist der 22-jährige Brite nach Rang 9 im Grand Prix von Sakhir nicht happy, sondern zu Tode betrübt.
George Russell darf in Bahrain im Mercedes als Ersatz von Lewis Hamilton Platz nehmen. Der Weltmeister ist am Coronavirus erkrankt. Russell zeigt auf Anhieb starke Leistungen, obwohl er das Auto kaum kennt und es nur notdürftig auf ihn abgestimmt ist. Im Qualifying wird er jedoch nur um 26 Tausendstelsekunden vom temporären Teamkollegen Valtteri Bottas geschlagen. Das Rennen nimmt Russell von Startplatz 2 aus in Angriff.
Russell gelingt der Start in den Nacht-GP perfekt. In der ersten Kurve kann er innen an Bottas vorbeiziehen und die Führung an sich reissen.
In Russells Rücken dauert es nicht lange, bis es zu einer Kollision kommt. Charles Leclerc und Max Verstappen scheiden aus, Sergio Perez, aus dessen Sicht wir den Crash sehen, kann nach seinem Dreher weiterfahren.
Mercedes sieht einem Doppelsieg entgegen, als die weltmeisterliche Boxencrew nach drei Vierteln des Rennens einen Aussetzer hat. Sie montiert Russell versehentlich die Vorderreifen von Bottas. Nachdem der Fehler bemerkt wurde, muss Russell eine Runde später gleich noch einmal zum Reifenwechsel.
George Russell kämpft sich zurück. Einen kleinen Fehler von Bottas nutzt er resolut aus, er zwängt sich am Finnen vorbei und stösst wenig später bis auf Rang 2 vor.
Fast scheint es, als wollten höhere Mächte einen Sieg Russells verhindern. Denn nun schlägt auch noch das Pannenpech zu: Hinten links ist sein Reifen kaputt. Den Weg in die Boxengasse kennt der 22-Jährige mittlerweile.
Russell wird wieder weit nach hinten gespült. Doch dank dem überlegenen Auto und seinem fahrerischen Können schafft er es in den wenigen Runden bis zur Zielflagge noch auf Rang 9 und zu seinen ersten WM-Punkten. Danach haben die Mercedes-Bosse die schöne Aufgabe, sich mittels Teamfunk für den weggeworfenen Sieg zu entschuldigen …
Gutted. Absolutely gutted.
— George Russell (@GeorgeRussell63) December 6, 2020
It just wasn't meant to be tonight but I’m proud of the job we did out there. We'll get our opportunity again.
Congrats to @SChecoPerez. Nobody deserves a win more than him.
Russell twittert: «Bitter enttäuscht. Am Boden zerstört. Es sollte heute Abend wohl einfach nicht sein, aber ich bin stolz auf die Arbeit, die wir abgeliefert haben. Wir werden wieder eine Möglichkeit bekommen. Meine Glückwünsche an Sergio Perez. Niemand verdient einen Sieg mehr als er.»
Die Stewards untersuchten die Reifenverwechslung, liessen aber Gnade vor Recht walten. Russell drohte im Maximalfall eine Disqualifikation, weil er kurzzeitig mit Bottas' Pneus unterwegs war. Doch die Stewards beliessen es bei einer Busse von 20'000 Dollar gegen das Team. Es sei das erste Mal, dass ein Regelbruch in dieser Form aufgetreten sei, hiess es in der Urteilsbegründung.
In 189 Grand Prix hatte er es vergeblich versucht, im 190. Anlauf stand Sergio Perez zum ersten Mal ganz zuoberst auf dem Podest. Nie benötigte ein Formel-1-Pilot länger für seinen Premierensieg, die Marke gehörte bislang Mark Webber, der im 130. Rennen erstmals siegen konnte. Ebenfalls historisch: Racing-Point-Pilot Perez war der allererste Rennfahrer, der noch gewinnen konnte, obwohl er nach der ersten Runde auf dem letzten Platz lag.
🇲🇽🏎‼️HISTÓRICO‼️🏎🇲🇽#OJOALDATO - @SChecoPerez es el PRIMER PILOTO que gana un Gran Premio, en TODA la historia de la Fórmula 1, tras finalizar la primera vuelta como ÚLTIMO PILOTO EN CARRERA (puesto 18 de 18, con Leclerc y Verstappen ya retirados). pic.twitter.com/pvXvD4oQim
— MisterChip (Alexis) (@2010MisterChip) December 6, 2020
Hamilton ist gar nicht gut und Bottas eine Pfeife.
Aber beide auf dem schnellsten Auto unterwegs.
Da kommt ein neuer, kennt das Team und das Fahrzeug nicht,
und fàhrt schneller als Bottas. ... ...
Alles klar.