Romain Grosjean lieferte am Sonntag in Bahrain den Beleg dafür, dass die Formel 1 gegenüber der Vergangenheit bedeutend sicherer geworden ist. Er prallte mit hoher Geschwindigkeit in eine Leitplanke, sein Auto fing Feuer und brach in zwei Teile auseinander. Grosjean konnte nach bangen Sekunden, die sich für ihn wie Stunden anfühlen mussten, dem brennenden Wrack entfliehen. Leichte Verbrennungen an den Händen waren alles, was er beim Unfall davontrug.
Noch länger als die körperlichen könnten die seelischen Folgen anhalten, erzählte Romain Grosjean im Fernsehsender TF1: «Ich denke, es muss noch einiges an psychologischer Arbeit getan werden, denn ich habe den Tod kommen sehen.» Dass er den Crash beinahe unbeschadet überstanden habe, fühle sich wie eine zweite Geburt an, so der schweizerisch-französische Doppelbürger.
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— TF1LeJT (@TF1LeJT) December 1, 2020
🗣 "Jai eu plus peur pour mes proches que pour moi (...) J'ai vraiment vu la mort arriver"
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«Mein Visier wurde komplett orange, ich sah die Flammen rund um das Auto lodern», beschrieb Grosjean die Momente nach dem Unfall. «Ich habe an vieles gedacht, auch an Niki Lauda. Und ich dachte mir, dass es so nicht enden darf, nicht jetzt.»
Eine knappe halbe Minute dauerte es nach dem Aufprall, bis Grosjean sich befreien konnte. «Es hat sich viel länger angefühlt als 28 Sekunden», bestätigte er die allgemeine Vermutung. Der dreifache Familienvater dachte auch an seine Kinder: «Ich sagte mir, dass ich für sie da raus kommen muss.»
Laut dem Haas-Team wurde beim Einschlag eine Kraft von 53 g gemessen. Grosjean musste also das 53-fache des eigenen Körpergewichts aushalten. Zum Vergleich: Auf der Achterbahn Silver Star im Europapark wirken 4 g, ein Kampfjetpilot muss 9 g aushalten.
Romain Grosjeans Heilungsprozess verläuft erwartungsgemäss. Er konnte, mit dick bandagierten Händen, bereits wieder Fitnessübungen absolvieren. «Ich hätte nie gedacht, dass ein paar Squats mich so glücklich machen», schrieb er zu einem Foto, das er aus dem Spital postete. Er zeigte auch, dass er bereits wieder zu Scherzen aufgelegt ist: «Ich kann immer noch nur sehr langsam tippen.»
Ein Einsatz am kommenden Wochenende beim zweiten Grand Prix in Bahrain kommt noch zu früh. Grosjean hofft aber, beim Saisonabschluss in eineinhalb Wochen in Abu Dhabi wieder fahren zu können: «Ich muss ins Auto zurück, wenn möglich in Abu Dhabi, um meine Geschichte in der Formel 1 anders zu beenden.» Grosjeans Vertrag bei Haas endet danach – ob er bei einem Konkurrenten ein Cockpit ergattern kann, ist fraglich.