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Frauen-Nati schafft in Barrage-Thriller die Quali für die EM 2022

Swiss goalkeeper Gaelle Thalmann, left, celebrates with Alisha Lehmann, 2nd left, and her other teammates after winning the UEFA Women's Euro 2022 play-off 2nd leg qualification match between Swi ...
Die Mitspielerinnen stürmen auf Matchwinnerin Gaelle Thalmann, die Schweizer Torhüterin, zu.Bild: keystone

«Scheissegal, wie!» Frauen-Nati fährt nach Barrage-Thriller an die EM 2022

Das Schweizer Frauen-Nationalteam qualifiziert sich in extremis für die EM-Endrunde 2022 in England. Die SFV-Auswahl gewinnt die Zitterpartie im Playoff-Rückspiel in Thun gegen Tschechien mit 3:2 im Penaltyschiessen.
13.04.2021, 18:2213.04.2021, 23:56
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Was für ein Spiel! Was für eine Dramatik! Was für ein Ende! Zur Schweizer Heldin avancierte Torhüterin Gaëlle Thalmann, die im Penaltyschiessen zwei Versuche der Tschechinnen abwehrte. Den letzten und entscheidenden Schuss setzte Katerina Svitkova an die Latte. Zuvor hatten auf Schweizer Seite Malin Gut und Coumba Sow die Nerven einen Streich gespielt.

Nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung hatte es wie im Hinspiel 1:1 gestanden. Svitkova brachte den Aussenseiter aus Tschechien in der 51. Minute mit einem herrlichen Weitschuss unter die Latte in Führung. Sow rettete die Schweizerinnen mit dem Ausgleich nach knapp einer Stunde in die Verlängerung

Diese entwickelte sich zu einem Abnützungskampf, in der beide Teams je einen Matchball auf dem Fuss hatten. Eine Freistossflanke Svitkovas streifte die Lattenoberkante (114.), im Gegenzug schoss Sow aus aussichtsreicher Situation über das Tor.

«Das war ein langer, harter Weg, bis zum letzten Penalty brauchte es Nerven. Wir freuen uns unglaublich. Die Freude lässt sich kaum in Worte fassen.»
Luana Bühler, Verteidigerinsrf

«Scheissegal, wie wir gewonnen haben»

Die Schweizerinnen waren erneut erst spät, aber nicht zu spät aufgewacht. Wie bereits im Hinspiel wirkte für sie erst der Gegentreffer wie ein Weckruf. Angetrieben von Captain Lia Wälti, die ein überragendes Spiel zeigte, legten sie mit dem Rücken zur Wand ihre Nervosität ab und begannen, dem Spiel den Stempel aufzudrücken.

«Ich bin hundemüde, wir haben alle super für einander gekämpft und gut verteidigt. Es ist mir scheissegal, wie wir gewonnen haben: Wir gehen an die EM!»
Lia Wälti, Mittelfeldspielerinsrf

Der erste Lohn erhielten sie bald, Wältis Traumpass spitzelte die kurz zuvor eingewechselte Sow ins Tor (59.). Die Schweizerinnen spielten auch danach mit mehr Drive und standen in der regulären Spielzeit einem zweiten Treffer wesentlich näher. Malin Gut testete die gute tschechischen Torhüterin Barbora Votikova (83.), der Abschluss von Fabienne Humm landete über dem Tor (86.).

Swiss Ramona Bachmann, left, and Czech Republic's Lucie Martinkova in action during the UEFA Women's Euro 2022 play-off 2nd leg qualification match between Switzerland and the Czech Republic ...
Ramona Bachmann musste nach einem harten Foul angeschlagen vom Feld.Bild: keystone

Vor der Partie hatte Trainer Nils Nielsen keinen Hehl aus der Bedeutung des Spiels gemacht und eine gewisse Nervosität nicht in Abrede gestellt. «Seit ich in die Schweiz gekommen bin, heisst es, diese Mannschaft könne nicht gut spielen, wenn es wirklich zählt.» Nun sei der Moment gekommen, das Gegenteil zu beweisen, so der Däne. Die Antwort der Spielerinnen auf dem Platz fiel zwar nicht restlos überzeugend aus, sie kämpften aber mit Leidenschaft und verdienten sich mit grossem Willen und viel Kampfgeist das späte Glück.

«Diese EM-Qualifikation ist glaube ich das Beste, das mir im Leben passiert ist. Ich freue mich mega auf das Turnier!»
Alisha Lehmann, Stürmerinsrf

Ruppig spielender Gegner

Wie bereits im Hinspiel erwiesen sich die Tschechinnen auch auf dem Kunstrasen in Thun als sehr unbequemer Gegner, der teilweise die Grenze der Fairness überschritt. Opfer davon wurden unter anderen Ramona Bachmann und Noelle Maritz, die noch vor der Verlängerung angeschlagen ausgewechselt werden mussten. Später verletzte sich auch noch Lara Marti.

Im Gegensatz zum Hinspiel, als die Osteuropäerinnen das Spielgeschehen fast ausschliesslich der SFV-Auswahl überlassen hatten, versuchten sie nun im Rückspiel, in dem sie zwingend einen Treffer brauchten, den Favoriten phasenweise unter Druck zu setzen.

Das temporäre tschechische Pressing zeigte durchaus seine Wirkung. Der Führungstreffer kurz nach der Pause war jedenfalls nicht unverdient, auch wenn Svitkova, wie im Hinspiel die auffälligste Tschechin, kurz vor ihrem herrlichen Tor den Ball im eigenen Strafraum mit der Hand gespielt hatte.

«In England ist der Frauenfussball schon gross. Das wird etwas richtig Grosses.»
Alisha Lehmann, Stürmerinsrf

Schweiz - Tschechien 1:1 (0:0, 1:1) n.V. – Schweiz 3:2-Sieger im Penaltyschiessen
Thun. - Monsul (UKR).
Tore: 51. Svitkova 0:1. 59. Sow (Wälti) 1:1.
Penaltyschiessen: Gut - (Votikova hält), Bartonova - (Thalmann hält; Sow - (über das Tor), Krejcirikova 0:1; Lehmann 1:1, Bertholdova 1:2; Wälti 2:2, Martinkova - (Thalmann lenkt Ball an den Pfosten); Crnogorcevic 3:2, Svitkova - (Latte).
Schweiz: Thalmann; Maritz (87. Marti/104. Xhemaili), Bühler, Stierli, Aigbogun; Gut, Wälti; Crnogorcevic, Maendly (56. Sow), Fölmli (56. Lehmann); Bachmann (71. Humm).
Bemerkungen: Schweiz ohne Calligaris, Kiwic und Reuteler (alle verletzt). 101. Marti verletzt ausgeschieden. 114. Lattenschuss Svitkova. Verwarnungen: 40. Martinkova (Foul). 66. Szewieczkova (Foul). 67. Sow (Foul). 91. Cahynova (Foul). (ram/sda)

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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Shabaqa
13.04.2021 22:39registriert Juni 2016
Ich glaub das ist die erste Schweizer Nati, die ich ein Penaltyschiessen gewinnen sah.
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mikel
13.04.2021 20:05registriert Februar 2014
Hopp Schwiiz!
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chnobli1896
13.04.2021 21:25registriert April 2017
Ohne Wälti hätte die Schweiz einen schweren Stand.
Und die Schiedsrichterin hat wenig Mut bei den vielen kleinen Fouls mal richtig durchzugreifen.
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