Der «Svenska Fotbollförbundet» heftet den WM-Final 1958 gegen Brasilien im eigenen Land an seine Fahne, ebenso den dritten WM-Rang 1938 und das mit 4:0 gegen Bulgarien gewonnene Spiel um Platz 3 der WM 1994. Der Schweizerische Fussballverband kann all dem nichts entgegenstellen. So wenig wie dem schwedischen Auftritt an der Heim-EM 1992. Erst die Deutschen – im Halbfinal – waren zu stark. In der schwierigen Zeit mit vergleichsweise kleinen Teilnehmerfeldern zwischen 1970 und 1990, als sich die Schweiz Mal für Mal auf die Qualifikation für die nachfolgende WM vertröstete, war Schweden viermal dabei.
In der Schweizer Meisterschaft spielten schwedische Fussballer in der Vergangenheit eine Rolle, während es umgekehrt nie galt. Der Mittelstürmer Ove Grahn war ab Mitte der Sechzigerjahre lange Zeit der vermutlich beste Ausländer in der NLA. Bevor er 1973 in Lausanne in seiner letzten Saison in der Schweiz zusammen mit Ottmar Hitzfeld Torschützenkönig wurde, war er, für GC spielend, dreimal unter den besten fünf Skorern der Liga.
Als sich Mitte der Achtzigerjahre die ungekrönte Goldene Generation des schwedischen Fussballs zu formieren begann, gab es bereits eine Pipeline von Stockholm nach Bern. Der deutsche Spielervermittler Dieter Langhans und der einflussreiche YB-Präsident Rudolf Baer, Direktor von Interdiscount, pflegten eine Männerfreundschaft.
Langhans war in ganz Skandinavien bestens vernetzt. Für die Young Boys spielten deshalb in jener Epoche unter anderen die Dänen Lars Lunde und Bent Christensen, die Norweger Lars Bohinen und Jahn Ivar «Mini» Jakobsen. Lunde und Jakobsen waren ausgesprochene Publikumslieblinge. Lunde lebt heute im Bernbiet. Zusammen mit YB-Legende Martin Weber führte er unlängst den Meisterpokal auf die Empore im Stade de Suisse.
Die Importe aus dem Norden kosteten etwas. Aber im Umfeld des Wankdorfs hatte nicht nur Baer ein Portemonnaie, sondern auch der zwielichtige Financier Jürg Stäubli und der stets braungebrannte regionale Baulöwe Jürg Aeberhard. So schwappte denn aus Schweden eine regelrechte Welle über.
Der Qualität des Fussballs in Bern war es nicht abträglich. Ohne Robert Prytz hätte YB heuer nicht seinen ersten Meistertitel seit 32 Jahren, sondern den ersten seit 58 gefeiert. Nachher kamen auch Björn Nilsson, der ungarischstämmige Anders Limpar, Hans «Hasse» Holmqvist und Roger Ljung nach Bern. Limpar wurde später eine Teamstütze von Arsenal. Ljung tauchte nach einem Abstecher zum FC Zürich bei Galatasaray Istanbul und Duisburg wieder auf. Holmqvist verabschiedete sich nach Cesena.
Auch andere Schweizer Klubs bekamen etwas von der schwedische Hausse ab. Was der Däne Lunde für YB ist, ist der Schwede Mats Gren heute für die Grasshoppers: eine Identifikationsfigur, eine Legende. Er bestritt von Ende 1985 bis 2000 insgesamt 427 Meisterschaftsspiele für GC. Gren spielte wie Ljung und Limpar 1990 an der WM in Italien, als Schweden in der Gruppe mit Brasilien, Costa Rica und Schottland nach drei Niederlagen ausschied.
Auch für die Romandie fiel etwas ab. Servette bekam seinen Schweden 1993. Es war Hakan Mild aus dem Kader des WM-Dritten 1994. Stefan Rehn – auch er war 1994 dabei – liess seine Karriere ab 1995 in Lausanne ausklingen.
Dass Schweden an der damaligen WM in den USA besser war als die Schweiz, kam wohl nicht zufällig. In Roy Hodgsons 22-Mann-Kader standen nur vier Legionäre: Stéphane Chapuisat, Ciriaco Sforza, Adrian Knup und Alain Sutter.
Demgegenüber verdienten zehn Schweden ihr Geld im Ausland, unter ihnen die renommierten Patrik Andersson, Martin Dahlin, Klas Ingesson, Henrik Larsson, die genannten «Schweizer» Mild, Limpar und Ljung sowie Captain Jonas Thern, der im Frühling 1988 ein paar Spiele für den FCZ in der Nationalliga B absolviert hatte, und Tomas Brolin. Der Torschützenkönig der EM 1992 spielte 1996 ein halbe Saison für den FCZ.
Die grosse Zahl an starken Legionären in Schwedens Auswahl von 1994 bekommt einen noch höheren Wert, wenn man berücksichtigt, dass das Bosman-Urteil und die damit verbundene uneingeschränkte Personenfreizügigkeit im Profifussball erst 1996 zu greifen begann. 1994 mussten auch die mächtigsten Klubs ihre Ausländerpositionen mit Bedacht vergeben.