Was für ein Herzschlagfinale in Freetown! Sierra Leone und Liberia ermitteln in einem Hin- und Rückspiel, wer an der eigentlichen Qualifikation für die Fussball-WM 2022 teilnehmen darf.
Das favorisierte Liberia geht mit einem 3:1-Heimsieg ins Rückspiel, doch in diesem winkt Sierra Leone die grosse Chance aufs Weiterkommen. Die «Leone Stars» führen mit 1:0 und in der 93. Minute erhalten sie einen zweifelhaften Penalty zugesprochen. Geht er rein, ist das Heimteam eine Runde weiter.
Umaru Bangura übernimmt die Verantwortung, der Captain des Teams. Der 31-jährige Innenverteidiger des FC Zürich läuft an – rutscht beim Schuss aus und verschiesst.
Danach ist das Spiel aus. Liberia kann das 0:1 über die Zeit retten und zieht mit dem Gesamtskore von 3:2 in die nächste Qualifikationsrunde ein.
Doch der Schlusspfiff im Stadion war bloss der Anpfiff zu Ausschreitungen in der Stadt. Wütende Anhänger nahmen Banguras Haus in Freetown ins Visier. Sie warfen mit Steinen und beschädigten damit Fenster und Türen.
YOU ARE MY CAPTAIN Umaru Bangura and I am there with you through any weather. I have witnessed it multiple times when you made us happy and dance. You are the best, the country will wake up today and realize you have made us all cheer many times before 🙏🇸🇱. pic.twitter.com/LquKNWzNRK
— KEI KAMARA (@keikamara) September 9, 2019
«Das war einer der schlimmsten Tage meines Lebens», sagte der FCZ-Verteidiger zur BBC. Auskunft gab er verbarrikadiert in seinem Schlafzimmer: «Ich kann mein Haus nicht verlassen.»
Bangura äusserte auch seine grosse Enttäuschung über den Fehlschuss. «Es war meine Aufgabe als Captain, in dieser Situation die Verantwortung zu übernehmen. Ich bin sehr enttäuscht über diese Reaktionen und möchte bei den Fans um Vergebung bitten.»
Auch ein Fahrzeug des Roten Kreuzes wurde von Anhängern ins Visier genommen. Vier Sanitäter erlitten Verletzungen. Die Fans glaubten, sie würden Bangura dabei helfen, unerkannt aus dem Stadion zu gelangen. «Ich bin sehr enttäuscht von diesen Sierra-Leonern», sagte Sportminister Ibrahim Nyelenkeh. «Er ist unser Captain und Fussball hat auch mit Glück zu tun.» (ram)