Als der Schlusspfiff erklang, jubelten die Basler Spieler und Fans, als hätten sie gerade einen Pokal gewonnen. Das mutete auf den ersten Blick etwas kurios an, schliesslich waren Raphael Wicky und seine Jungs trotz eines 2:1-Sieges gerade aus der Champions League ausgeschieden.
Doch ein genauerer Blick zeigt: Der Sieg des FCB gegen das grosse Manchester City ist ein Ausrufezeichen, das für den Rest der Saison wegweisend sein kann.
Der Basler Sieg ist auch für den Rest der Schweizer Liga wichtig. Auch wenn ein Weiterkommen unmöglich war, sammeln die «Bebbi» wichtige Punkte in der Fünfjahreswertung der UEFA. Die Schweiz steht damit in diesem Jahr bei 6,500 Punkten, so viel wie seit 2015 nicht mehr.
Damit könnte der Schweizer Meister auch 2019 direkt für die Champions-League-Playoffs qualifiziert sein. Es ist allerdings stark davon abhängig, wie sich RB Salzburg für Österreich und Viktoria Pilsen für Tschechien in der Europa League schlagen. Unter Umständen könnte die Schweiz noch vom 12. Platz des UEFA-Rankings verdrängt werden. Der Basler Sieg in Manchester verschaffte aber nochmals ein kleines Polster.
Mit dem 2:1-Sieg im Etihad Stadium ist dem FCB Historisches gelungen. Es war nämlich die erste Heimniederlage für Manchester City seit dem 3. Dezember 2016. Damals verloren die «Skyblues» 1:3 gegen Chelsea. Es ist generell erst das zweite Mal seit der Amtsübernahme von Pep Guardiola, dass City sich zuhause geschlagen geben musste.
36 - Manchester City's defeat to FC Basel ended a 36-game unbeaten run at the Etihad Stadium in all competitions (W29 D7) & was their first defeat on home soil since the December 3rd 2016 (1-3 v Chelsea in the Premier League). Brushed.
— OptaJoe (@OptaJoe) March 7, 2018
Wenn der FC Basel jetzt kein Selbstvertrauen getankt hat, wann dann? Bereits im Herbst setzte das Team von Raphael Wicky nach Erfolgen auf dem europäischen Parkett zu einer Aufholjagd an und kam bis auf zwei Zähler an Leader YB ran. Aktuell beträgt der Rückstand auf die Berner in der Super League wieder 14 Punkte. Allerdings hat der FCB auch noch zwei Spiele weniger absolviert.
Gegen Manchester City haben erstmals auch die Neuzugänge Léo Lacroix und Fabian Frei überzeugt. Will Basel das Meisterrennen tatsächlich noch einmal spannend machen, müssen die beiden ihre Form aus Manchester mitnehmen.
Selbstverständlich kann bemängelt werden, dass Manchester City nicht mit all seinen Topstars angetreten ist. Pep Guardiola hatte im Vergleich zum Hinspiel nämlich neun personelle Veränderungen vorgenommen und unter anderem Kevin de Bruyne, Sergio Agüero, oder Torhüter Ederson auf die Bank gesetzt. Der Sieg des FC Basel ist aber dennoch beeindruckend. Die Startelf der «Citizens» hatte immer noch einen Marktwert von 317 Millionen Euro (Basel Rund 36 Millionen Euro).
Alleine Leroy Sané ist mehr als doppelt so viel Geld wert (75 Millionen Euro) als die gesamte FCB-Startaufstellung. Umso grösser ist dieser Achtungserfolg.
Ob Raphael Wickys Zukunft beim FC Basel überhaupt je gefährdet war, bleibt Spekulation. Dennoch wurde nach den Niederlagen gegen Lugano und St.Gallen und dem diskussionslosen Cup-Out gegen YB Kritik laut. Mit dem Meisterstück gegen Manchester City dürfte sich der Walliser wieder etwas Luft verschafft haben.
Im direkten Duell mit Pep Guardiola hat Wicky nun eine ausgeglichene Bilanz. Das können nur wenige Trainer – beispielsweise Antonio Conte und Luis Enrique – von sich behaupten. Von den aktuellen Top-Trainern hat nur Jürgen Klopp eine positive Bilanz gegen den Spanier.
Der FC Basel gilt mittlerweile als «Engländer-Schreck». In dieser Saison hat er neben Manchester City auch noch deren Stadtrivale Manchester United bezwungen. Davor gab es international auch schon Siege gegen Liverpool (2014), Chelsea (2013) und Tottenham (2013). Der gestrige Sieg hat diesen Ruf ein weiteres Mal bestätigt.
5 - Only Barcelona (23), Bayern Munich (15) and Real Madrid (11) have won more Champions League games against English clubs than Juventus (9) & FC Basel (6). Surprised?
— OptaJoe (@OptaJoe) March 7, 2018
Trotz zwischenzeitlicher Krise ist dem FCB international eine traumhafte Saison geglückt. Das sieht auch Raphael Wicky so. «Es ist eine fantastische Bilanz», resümierte der Trainer und zählte auf, welche Vereinsrekorde der FC Basel in dieser Spielzeit aufgestellt hat: höchster Sieg in der Champions League (5:0 gegen Benfica Lissabon), beste Punkteausbeute in der Gruppenphase und erstmals ein Rückspiel der K.o.-Runde gewonnen. (abu/sda)