«Ich spreche gerne mit euch», sagt Birkir Bjarnason der Handvoll Journalisten, die nach seinem ersten Training mit dem FC Basel nach seinen Ferien auf ihn warten. Aber wirklich glauben kann man es ihm nicht. Er lächelt zwar immer wieder, aber Bjarnason bleibt auch dann eher wortkarg, wenn es um den Sommer seines Lebens geht. Zusammen mit der isländischen Nationalmannschaft hat er an der Europameisterschaft Unglaubliches geleistet. Erst im Viertelfinal scheiterten die Isländer an Gastgeber Frankreich.
«Es war ein super Sommer und eine unglaubliche EM für uns. Niemand hätte erwartet, dass wir so weit kommen würden. Aber wir wussten, was wir erreichen können», sagt der 28-Jährige abgeklärt. Nach einem kurzen Nachfragen gibt Bjarnason jedoch zu: «Okay, dass wir so weit kommen würden, haben wir nicht gedacht. Aber wir haben immer daran geglaubt, dass vieles möglich ist.» Wie die Spieler auf dem Platz überraschten auch die zahlreichen isländischen Fans, die nach Frankreich gereist sind.
«Dass 10'000 Fans angereist sind, ist unglaublich. Und auch der Empfang zu Hause war grossartig. So etwas habe ich noch nie gesehen.» Doch auch wenn er von diesen fantastischen Momenten erzählt, wirkt Bjarnason nicht besonders aufgekratzt, betont aber immer wieder: «Es waren sehr viele sehr emotionale Momente.» Einen speziellen herauszupicken, sei schwer, sagt er. Aber wenn er sich entscheiden müsste, dann wäre es nicht sein erstes Tor, welches auch das erste Islands an einer Endrunde war. «Das Spiel gegen England ist das Highlight. Wenn du als Island England schlägst, ist das grösser, als dein persönlicher Torerfolg.»
Dennoch waren es auch ebendiese Tore, mit denen er auf sich aufmerksam machen konnte. Unlängst wurde er mit diversen Klubs in Verbindung gebracht. Napoli, die AS Roma sowie Borussia Mönchengladbach sollen interessiert sein. «Ich bin einfach glücklich, wieder hier zu sein. Ich habe nichts von irgendwelchen Angeboten gehört und habe hier beim FCB noch einen Vertrag über zwei Jahre», sagt er und fügt an: «Ich fühle mich sehr wohl hier. Und wenn ich gehen sollte, dann müsste es ein wirklich gutes Angebot sein.»
Ob oben genannte Klubs dieser Definition entsprechen würden, wollte er nicht beantworten. Vonseiten des Vereins rechnete man Stand gestern noch klar mit einem Verbleib Bjarnasons beim FC Basel. «Er ist nicht auf dem Sprung», bestätigt Georg Heitz. Der Sportchef betont aber auch, dass es keine Garantien gäbe in diesem schnelllebigen Geschäft. Aber: «Er wird nicht einfach irgendwas machen, damit er etwas gemacht hat», sagt Heitz.
Für Letzteren ist auch klar, dass die Champions League Bjarnason halten könnte. «Die Spieler wissen, dass sie dort ihren Marktwert noch einmal steigern können.» Und auch der Spieler selbst betont die Wichtigkeit der Königsklasse. Ob er im September, wenn die Gruppenphase startet, wirklich noch immer im Dress des FC Basel auflaufen wird, ist unklar. Sicher ist im Moment nur eines: Für das Spiel am Sonntag wird es ihm nicht reichen. «Ich bin noch nicht bereit.» Weil er zu viel gefeiert hat, oder weil die EM ihre Spuren hinterlassen hat? «Wegen der EM natürlich!», sagt Bjarnason lachend, setzt sich auf sein Velo und fährt davon.