Die Zürich-Reise des PSV Eindhoven stand ganz im Zeichen der Rehabilitierung. Denn am Wochenende hatte das Team von Trainer Ruud van Nistelrooy überraschend 0:3 gegen Abstiegskandidat Cambuur verloren – und dafür ordentlich Kritik eingesteckt. Der Wille zur Wiedergutmachung war beim Auftritt im Letzigrund von Beginn an spürbar. Dem niederländischen Vizemeister kam dabei aber auch entgegen, dass die Zürcher defensiv wiederholt patzten.
Auch in seinem zweiten Spiel als Interimstrainer setzte Genesio Colatrella auf die Dreierkette in der Abwehr. Mit dem System aus der Meistersaison wollte man nach der Entlassung von Franco Foda zum Erfolg zurückfinden. Hatte es beim 1:1 gegen die Grasshoppers so ausgesehen, als würde der noch sieglose Tabellenletzte wieder etwas aufblühen, so war er gegen Eindhoven regelrecht chancenlos.
So sagte es auch Goalie Yanick Brecher nach dem Spiel: «Wir wurden von der ersten Minute bis zum Schluss vorgeführt. Das war ein riesiger Klassenunterschied.» Das Team habe zwar gewusst, dass es schwer wird gegen diesen Gegner, aber «dass wir so unter die Räder kommen, ist erschreckend».
Nach 21 Minuten lagen die Zürcher im ersten «richtigen» Heimspiel der Europa League – die erste Partie gegen Arsenal hatte wegen einer Stadion-Belegung in St. Gallen stattgefunden – bereits 0:3 zurück. Beim ersten Gegentreffer reichte ein hoher Pass von weit hinter der Mittellinie, um die Verteidigung des Heimteams zu düpieren. Beim zweiten Tor profitierte Yorbe Vertessen, der vor dem Spiel in dieser Saison noch ohne Torerfolg war, von einem Annahmefehler bei Mirlind Kryeziu und schob bereits zum zweiten Mal ein.
Diese «geschenkten Gegentore», wie sie Goalie Yanick Brecher bezeichnet, seien «der Killer». Das Team könne damit aktuell nicht umgehen. «Das ist bisher die Geschichte der Saison. Wenn wir das nicht drehen können, wird es auch nichts werden.»
Der dritte Gästetreffer fiel, nachdem Fidan Aliti den Pass von Cody Gakpo zwar abgefangen, sein Klärungsversuch aber erneut beim Eindhoven-Captain gelandet war. Dieser nahm die zweite Chance dankend an und überwand FCZ-Goalie Yanick Brecher mit einem Schuss ins Toreck.
Gefragt nach einer Erklärung für die Leistung, sagt Blerim Dzemaili: «Ich glaube, es gibt keine. Wir müssen wieder für einander kämpfen. Wir müssen ein Block sein und das sind wir aktuell nicht.» Das Team habe sich in der letzten Saison erarbeitet, gegen solche Gegner zu spielen, aber «wenn wir so auftreten, bringt das auch nichts».
Ohne die bittere Niederlage vom Wochenende hätte Eindhoven womöglich schon früh einen Gang zurückgeschaltet. So aber schossen sich die Niederländer den Frust von der Seele und sorgten mit Treffern zehn Minuten vor sowie zehn Minuten nach der Pause für das klare Verdikt. Kurz vor Schluss kam Zürich durch den eingewechselten Jonathan Okita immerhin zum Ehrentreffer.
Damit musste sich der FCZ nach zwei knappen 1:2-Niederlagen gegen Arsenal und Bodö/Glimt auf europäischer Bühne erstmals deutlich geschlagen geben und bleibt punktelos am Tabellenende. Am Sonntag bestreiten die Zürcher das Super-League-Kellerduell gegen Winterthur, ehe sie in einer Woche zum Rückspiel in Eindhoven antreten.
Zürich - Eindhoven 1:5 (0:4)
10'626 Zuschauer. SR Collum.
Tore: 10. Vertessen 0:1. 15. Vertessen 0:2. 21. Gakpo 0:3. 35. Simons 0:4. 55. Gakpo 0:5. 87. Okita 1:5
Zürich: Brecher; Kamberi, Kryeziu (71. Katic), Aliti (57. Mets); Boranijasevic (57. Okita), Marchesano (71. Avdijaj), Selnaes, Dzemaili (57. Hornschuh), Guerrero; Rohner, Tosin.
Eindhoven: Benitez; Mwene, Ramalho, Obispo (Teze), Max (67. Hoever); Sangaré, Veerman; Saibari, Simons (61. Til), Gakpo (61. Bakayoko); Vertessen (61. El Ghazi).
Bemerkungen: Zürich ohne Omeragic, Reichmuth und Sauter (alle verletzt). Eindhoven u.a. ohne De Jong, Boscagli, Madueke und Van Ginkel (alle verletzt). 91. Lattenschuss El Ghazi. (nih/sda)