Die Spieler des Linzer Athletik-Sport-Klubs stehen im Kreis. Sie lachen, haben Grund zur Freude. Im Hintergrund schleichen die Spieler des FC Basel vom Feld. Die Köpfe gesenkt, die Enttäuschung ist unübersehbar. Es sind Bilder einer verkehrten Welt im St. Jakob-Park. Bilder, die man sich so vor acht Tagen nicht hätte vorstellen können.
Genau so lange ist es her, seit der FCB den PSV Eindhoven 2:1 besiegt, das Resultat aus dem Hinspiel gedreht und sich die Teilnahme am europäischen Geschäft gesichert hat. Damals standen die FCB-Spieler nach dem Abpfiff im Kreis und hatten Grund zum Feiern, die Holländer schlichen mit sinkenden Köpfen davon. Dass der Fussball eine ungemeine Schnelllebigkeit hat, ist nichts Neues. Dass er innert acht Tagen aber eine Welt auf den Kopf stellen kann, zeigt seine ganze Unvorhersehbarkeit.
In diesem Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde für die Champions League sind es jedoch weit mehr als die die Bilder nach Abpfiff, die komplett konträr sind zur Vorwoche. Mit zwei Veränderungen im Vergleich zum PSV-Spiel – Riveros für Xhaka und Pululu für den wechselnden Ajeti – will Marcel Koller gegen den Klub aus Österreich vorlegen. Der FCB-Trainer stellt auch das System um – 4-2-3-1 statt 4-1-4-1 – und bringt damit Unsicherheit in sein Team. Der FCB beginnt schwach, abtastend, zurückgezogen.
Der LASK hingegen ist so aufsässig pressend, wie er zu erwarten war. Die Österreicher agieren mit einer Ausnahme mit den selben elf Spielern wie in den letzten drei Spielen und profitieren von der Eingespieltheit. Der FCB hingegen verkraftet die Umstellungen nicht.
Der Underdog hat gegen den Favoriten lange das Zepter in der Hand – zumindest das ist gleich wie in der Vorwoche. Dieses Mal nur zum Unglück des FCB. Vor der Pause wird Basel zwar stärker, aber nicht wirklich zwingend. Die Basler strahlen kaum Torgefahr aus, wirken nicht fokussiert genug, nicht mit dieser Energie, die sie gegen PSV getragen hat.
Auch vom Publikum wird das Team nicht getragen. Der Funke springt nie über. Keine Magie, keine Gänsehaut. Auch hier: verkehrte Welt. Die Linzer Fans machen mehr Lärm. Spätestens in der 50. Minute, passiert, was der FCB so tunlichst vermeiden wollte: Nach einer Ecke köpft Trauner alleinstehend zum 1:0 ein.
Der FCB wusste um die Stärke des LASK bei Ecken, dennoch lässt er sich im sechsten Spiel der Saison bereits zum vierten Mal auf diese Weise bezwingen. Und Cömert, der Torschütze aus dem Hinspiel, ist in der 82. auch der Pechvogel, der den Schuss von Klauss de Mello mit dem Rücken ins Tor ablenkt. 2:0.
Dass Luca Zuffi in der 87. verkürzen kann, sorgt nicht nur dafür, dass auch das Resultat das genaue Gegenteil von letzter Woche ist, sondern es verbessert auch die Ausgangslage, um diese Affiche noch drehen zu können. Dazu braucht es aber mehr vom FCB: «Wir haben nicht gut gespielt und nicht in die Partie gefunden», gab Koller zu. Die Chancen auf die Playoffs sind da. Dafür muss der FCB aber innert sechs Tagen die nächste Wende um 180 Grad schaffen.
🎤🎥 "Wir müssen mit voller Konzentration und Körperspannung in das Rückspiel." – Unsere Spieler geben zu, dass heute vieles nicht gut war, blicken aber bereits positiv nach vorne 👀#FCBasel1893 #zämmestark #zämmewyterko #rotblaulive pic.twitter.com/tFulIVw3wv
— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) August 7, 2019
Zum Glück gibts noch ein Rückspiel. Aber da muss eine Riesenleistung her, damits was wird.
Doch, wer den FCB regelmässig sieht, konnte sich das vorstellen. Die Mannschaft ist seit Jahren anfällig für Überheblichkeit, wenn sie gegen vermeintlich leichtere Gegner spielt. Aber es wäre auch wieder typisch, wenn der FCB im Rückspiel wie verwandelt auftritt, weil die Spieler das Messer am Hals spüren. Die Chancen, dass es dann noch reicht, sind leider minimal.