«Es war ein Fehler, das Training öffentlich zu machen», gestand Julen Lopetegui nach der Übungseinheit den Medien. 23 Minuten nur liess er seine Stars zuvor im kleinen Stadion Ciudad del Fútbol de Las Rozas in Madrid die Beine bewegen. Dann brach er das Training ab.
Grund waren die permanenten Pfiffe und Schmähungen gegen Gerard Piqué, der sich für die Unabhängigkeit Kataloniens einsetzt und am Tag zuvor unter Tränen erklärte, dass er seinen Platz in der Nationalmannschaft sofort räumen werde, wenn die Verantwortlichen ihn als Problem sehen.
Seeing Gerard Pique like this hurts all of us. Let's hope that all the problems end as soon as possible.pic.twitter.com/e8idVW7LxO
— FC Barcelona (@BarcaUniversal) 1. Oktober 2017
Zumindest für über 1000 Fans, welche das Training besuchten, scheint der Verteidiger ein Problem zu sein. «Piqué, du Mistkerl, raus aus der Nati» sangen die Aficionados im Wechsel mit Pfiffen, Buhrufen, «Raus, raus»-Schlachtrufe, dem Summen der spanischen Hymne oder «Que viva España» und «Yo soy español»-Gesängen.
Tras 23 minutos España deja de entrenar pic.twitter.com/LjD3Jvjx81
— Eduardo J. Castelao (@EJCASTELAO) 2. Oktober 2017
Unterbrochen wurden die Anfeindungen einzig für kurze Anfeuerungen für Isco oder Sergio Ramos. Sicherheitsleute griffen auf der Tribüne ein und sammelten die übelsten der Plakate gegen Piqué ein. Mindestens ein älterer Herr, wurde des Areals verwiesen. Er hat auf ein Blatt gekritzelt: «Piqué, ich will nicht, dass du gehst. Ich will, dass sie dich wegschmeissen. Du bist wie Erbrochenes.»
Piqué selbst goss erneut Öl ins Feuer, weil er noch nach dem Einrücken in die Nati diverse Tweets für die Unabhängigkeit Kataloniens retweetete und zu einem Video, in welchem die spanische Polizei Katalonen angriff schrieb: «Sie haben professionell und angemessen reagiert.»
''Han actuado con profesionalidad y de modo proporcional y proporcionado''. https://t.co/FLHvhmwJ8L
— Gerard Piqué (@3gerardpique) 2. Oktober 2017
Lopetegui erklärte, dass ihn politische Ansichten seiner Spieler nicht interessieren. Er habe mit Piqué aber gesprochen: «Ich wollte wissen, ob er auch mental 100-prozentig bei der Sache ist. Er hat mir dies versichert und gesagt, dass er voll motiviert sei.»
Spanische Medien wie die «Marca» bezeichneten das Training als «traurigster Tag Spaniens». Ähnliche Szenen wird es bis am Freitag nicht geben. Die Nationalmannschaft arbeitet unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dann steht in Alicante die Partie gegen Albanien an. Mit einem Sieg dürfte das WM-Ticket fix gebucht sein.