Der Weltfussballverband FIFA hat es geschafft, die Korruption aus dem Fussballalltag zu verbannen. Allerdings auf seine ganz eigene Art und Weise.
Wenn man die neuste Version des FIFA-Ethikkodex nach dem Wort Korruption durchforstet, findet man … Nichts. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, gilt Korruption in der FIFA nicht mehr als offizielles Vergehen. Es ist die erste Änderung des Kodex', seit 2015 diverse Korruptionsskandale den Verband erschüttert haben. Die entsprechenden Entscheidungen seien in geheimen Meetings gefällt worden.
Als Gianni Infantino 2016 die Nachfolge von Sepp Blatter als FIFA-Präsident antrat, versprach er beim Verband grossflächig aufzuräumen. Doch in den vergangenen zwei Jahren scheint die Sache noch undurchsichtiger geworden zu sein.
So verbietet der überarbeitete Ethikkodex beispielsweise verbandsinterne Kritik an der FIFA. In Abschnitt 22.2 heisst es:
Ein Verstoss gegen diesen Abschnitt kann mit dem kompletten Ausschluss von jeglichen Fussball-bezogenen Aktivitäten während bis zu zwei Jahren bestraft werden. In «schweren Wiederholungsfällen» sind auch bis zu fünf Jahre möglich.
«Das wird jegliche Kritik gegenüber der FIFA im Keim ersticken, was vermutlich genau das ist, was sich der Verband erhofft», sagt Alexandra Wrage, ehemaliges Mitglied der FIFA-Governance-Kommission gegenüber der AP.
Der Ethikkodex des Weltverbands wurde 2004 vom damaligen Präsidenten Sepp Blatter eingeführt. Er sollte ein Mittel sein, um Korruption und Bestechung zu bekämpfen. Mit den jüngsten Anpassungen ist jedoch auch letztere nur noch bedingt strafbar.
Not only that, but FIFA will no longer investigate "bribery, misappropriation of funds and manipulation" of matches after 10 years, giving ⚽️ crooks a free pass if they can hide their misdeeds long enough
— Ken Bensinger (@kenbensinger) 13. August 2018
Zwar ist Bestechung immer noch verboten, allerdings sind den Ermittlern nach einer gewissen Zeit die Hände gebunden. Während bislang bei Bestechungsfällen in jedem Fall ermittelt wurde, heisst es im neuen Kodex:
Das heisst: Wenn ein FIFA-Mitglied eine Bestechung während zehn Jahren vertuschen kann, kann der Verband danach nicht mehr gegen ihn ermitteln.
«Die neue FIFA ist eine Demokratie, sie ist keine Diktatur», sagte Infantino den FIFA-Mitgliedern während einer Rede im Jahr 2017. «Es ist eine transparente Organisation ... eine zutiefst ehrliche Organisation.» Über die Änderungen im Ethikkodex wollten die Verantwortlichen im Hauptsitz in Zürich auf Anfrage der AP keine Auskunft geben. Es hiess einzig, dass die Änderungsvorschläge vom Ethikkommitee vorgeschlagen wurden.