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So reagiert die Fussball-Welt auf Italiens WM-Aus

epaselect epa06327487 Players of Italy show their dejection after the FIFA World Cup 2018 qualification playoff, second leg soccer match between Italy and Sweden at the Giuseppe Meazza stadium in Mila ...
Die Schmach ist perfekt: Italien hat die WM 2018 in Russland verpasst.Bild: EPA/ANSA

«Schade für die WM, gut für uns» – so reagiert die Fussball-Welt auf Italiens «Apokalypse»

Italien hat nach einem 0:0 gegen Schweden in der Barrage zum ersten Mal seit 60 Jahren die WM verpasst. Ein Land steht unter Schock – und der Rest der Welt leidet mit. Ein bisschen Schadenfreude kommt hie und da aber auch auf.
14.11.2017, 09:3014.11.2017, 12:50
Philipp Reich
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90 Minuten rannte Italien an, doch den Azzurri wollte gegen Schweden einfach kein Tor gelingen. Nach dem 0:1 in Solna war das 0:0 im San Siro zu wenig. Erstmals seit 1958 verpasst Italien eine WM-Endrunde – trotz 13:1 Schüssen und 75:25 Prozent Ballbesitz. Und obwohl der vierfache Weltmeister seit 45 Heimspielen (November 1999: 1:3 gegen Belgien) ungeschlagen ist. Nur ein schwacher Trost!

So feiern die Schweden:

Der «Ikea-Tisch» von Eurosport ist schnell in seine Einzelteile zerlegt.Video: streamable

Für Gigi Buffon war es das letzte Länderspiel seiner Karriere. Unter Tränen gab die lebende Torhüter-Legende unmittelbar nach dem Spiel ihren Rücktritt bekannt. Minutenlang weinte Buffon im TV.

Buffons Tränen.Video: streamable

Buffon im Interview:

«Es tut mir so leid, es tut mir so leid. Nicht für mich, es tut mir für den italienischen Fussball leid. Mir tut es für mein Land leid. Wir haben versagt, das bedeutet auch etwas auf sozialer Ebene. Es ist unfassbar traurig, so abzutreten. Ich wünsche meinen Nachfolgern mehr Glück.»

Grande Gigi!

Die Tifosi pfeifen während der schwedischen Hymne, Buffon applaudiert demonstrativ. Video: streamable

Einen Vorwurf konnten sich die Italiener gestern nach dem Spiel nicht machen. Sie kämpften bis zum Schluss und waren den Schweden deutlich überlegen. Doch nicht zum ersten Mal in der jüngeren Vergangenheit offenbarten die Italiener vor dem Strafraum Probleme mit dem letzten Pass. Und so fruchteten auch die taktischen Anpassungen des umstrittenen Trainers Gian Piero Ventura nicht.

Uneinigkeit auf der Bank:

De Rossi will nicht eingewechselt werden. Er fordert Venturas Assistenten auf, den offensiveren Kollegen Lorenzo Insigne zu bringen.Video: streamable

Ventura muss seinen Posten als «Comissario technico» ziemlich sicher räumen, obwohl dieser jetzt noch sagt: «Ich trete nicht zurück, weil ich noch nicht mit dem Präsidenten gesprochen habe. Es gibt zahlreiche Überlegungen.» Egal, wer Trainer sein wird, auf ihn wartet eine Herkules-Aufgabe. Die überalterte Mannschaft steht vor einem kompletten Umbruch. Doch erst müssen in Italien die eigenen Wunden geleckt werden.

Die Pressestimmen:

🇮🇹 Italien 

«Gazzetta dello Sport»:

«Schluss! Italien nach 60 Jahren nicht an der WM. Das ist die Apokalypse. Verschwendete Möglichkeiten, Verleugnung und ein bisschen Unglück: Die Schweden gehen nach Russland.»

«Gazzetta dello Sport»:

«Am Tag danach ist das entscheidende Spiel grausam, aber unvermeidlich. Ventura kann schon aus persönlicher Würde nicht anders als zu gehen. (...) Für Buffon und die anderen grossen Alten ist die Vergeltung ungleich härter: Sie wurden von einer unwiderrufbaren Niederlage zum Abschied getrieben, nach so vielen erinnerungswürdigen Siegen.»
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«La Repubblica»:

«Die Apokalypse trägt die Farbe dunkelblau. Sie hat den bitteren Geschmack der Tränen von Gigi Buffon, dem das Herz gebrochen wurde: es wird keine sechste WM für ihn geben, er wäre in die Geschichte eingegangen.»

«Tuttosport»:

«Alle nach Hause! Verfluchtes 0:0 im San Siro. Italien ist nicht bei der WM dabei. In Mailand ist es dem Ventura-Team nicht gelungen, den schwedischen Widerstand zu brechen. Wir können das 60-jährige Teilnahme-Jubiläum nicht feiern.»

«Tuttosport»:

«Die Wahrheit tut weh, ja, und noch nie so sehr wie dieses Mal: Denn die Wahrheit ist, dass es zu recht so ist. Italien fährt nicht zur Weltmeisterschaft, weil es das verdient hat. (...) Alle ab nach Hause, ja. An den Ort, wo man am besten reflektieren kann, wenn wir dazu überhaupt noch in der Lage sind.»
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«La Stampa»:

«Desaster Italien! Wir fahren nicht zur WM. Buffon verkündet unter Tränen seinen Abschied aus der Nationalmannschaft. Wer ist Schuld am Scheitern?»

«Corriere dello Sport»:

«Alle raus! Apokalypse, Tragödie, Katastrophe: Es ist vorbei. Unser Fussball ist in einer tiefen Krise.»

«Corriere dello Sport»:

«Es ist die Wirklichkeit eines italienischen Fussballs, der es zu der schmerzhaftesten Demütigung seiner Geschichte gebracht hat, eine Beschämung, eine sportliche Schande, die keinen Vergleich kennt. (...) Die Tränen von Buffon, aufrichtig und passioniert, bezeugen den Absturz, der viele Väter hat und dem niemand, wirklich niemand, entkommen kann.»
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🇩🇪 Deutschland 

«Italien raus! Schade für die WM, gut für uns»
«Bild»-Zeitung
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«Bild»:

«Das ist ein Fussball-Beben! Der viermalige Weltmeister Italien ist erstmals seit 60 Jahren nicht bei einer Weltmeisterschaft dabei. Italien scheitert an Schweden in den WM-Playoffs, das 0:0 im Mailänder Giu­sep­pe-Meaz­za-Sta­di­on ist nach der 0:1-Hinspielpleite zu wenig.»
«Die azurblaue Apokalypse»
«Süddeutsche Zeitung»

🇬🇧 England

«Herzschmerz für Italien! Buffon und Co. in Tränen, weil Italien gegen das schwedische Bollwerk zum ersten Mal seit 60 Jahren die WM verpasst»
«Daily Mail»
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«Fassungsloses Italien verpasst zum ersten Mal seit 1958 die WM»
«The Sun»
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🇫🇷 Frankreich 

«Erdbeben in Italien»
«L'Equipe»
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🇪🇸 Spanien 

«Eine WM ohne Italien!»
«Marca»
«Drama! Italien nicht bei der WM dabei.»
AS

🇨🇭 Schweiz

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bild: blick.ch

Die Twitter-Reaktionen:

Italien ist der einzige (Ex-)Weltmeister, der in Russland nicht dabei sein wird.

Und Pirlo so:

Erstmals seit Uruguay 2006 verpasst ein (Ex-)Weltmeister die WM.

Als Italien zum letzten Mal eine WM verpasst hat, war Brasilien noch nie Weltmeister gewesen.

Das letzte Mal, als Italien nicht bei der WM dabei war, existierten sechs der 29 Länder, die sich bereits qualifiziert haben, noch gar nicht. (Russland, Serbien, Kroatien, Nigeria, Senegal, Iran).

Arjen Robben weiss Rat.

Englands oberster Fussball-Experte Gary Lineker ist schockiert.

Für ihn ist klar: «Ohne Italien wird die WM nicht dieselbe sein.»

48 Teams an der WM? Für Lineker macht das plötzlich Sinn. Natürlich ist das ironisch gemeint ...

Nicht der beste Vergleich.

Buffons Tränen, sie tun wirklich weh.

Da ist sie wieder: Die Schadenfreude der Deutschen. Aber hey, Italien ist ja auch ihr Angstgegner.

Ein bisschen lustig ist es ja.

Ein bisschen Mitleid gibt's dennoch.

Eine grosse Karriere geht zu Ende.

Geht dafür eine andere etwas unerwartet doch noch weiter. Zlatan Ibrahimovic macht sich schon mal warm ...

In Italien ist der Schuldige schnell gefunden: Es ist natürlich Trainer Ventura.

Tore regnete es in den letzten sechs Playoff-Spielen wahrlich nicht ...

Und was sollen wir jetzt tun? Ganz einfach:

Wann haben die grossen Nationen letztmals eine WM verpasst?

1 / 14
Wann haben die grossen Nationen letztmals eine WM verpasst?
Italien. Letztmals WM verpasst: 2018. Letztmals EM verpasst: 1992.
quelle: ap/ap / luca bruno
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Spaghetti Carbonara

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mafussen
13.11.2017 23:27registriert November 2014
Neu im Sortiment...
Italien im Tal der Tränen – die «Squadra Azzurra» verpasst erstmals seit 1958 eine WM
Neu im Sortiment...
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NWO Schwanzus Longus
14.11.2017 00:11registriert November 2015
Buffon hat sowas nicht verdient! Man kann auch als Weltklasse Spieler Legende seinen Wunschabgang steuern. Buffon ist menschlich einer der grössten Allerzeiten, klatscht bei der Schweden-Hymne während das Publikum pfeifft und buuht. Am Ende geht er auch zum Torwart Olsen und gratuliert ihm zur WM Teilnahme. Von anderen Italienern habe ich das nicht gesehen. Bei der WM wird definitiv etwas fehlen!

Aber man sollte Schweden auch beglückwünschen. Sie haben erfolgreich gemauert und sind dabei! Heja Sverige 🇸🇪🇸🇪🇸🇪
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Itchy
13.11.2017 23:53registriert November 2016
Bei einer ähnlichen Konstellation der Barragebegegnung, die sogar noch deutlicher einen Favoriten hatte, ist der Erfolg der Schweizer Nati umso höher einzuschätzen.
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Es kommt zum Showdown – Lugano schlägt Fribourg und erzwingt ein siebtes Spiel
In der Viertelfinalserie zwischen Fribourg-Gottéron und Lugano kommt es am Donnerstag in Freiburg zum entscheidenden siebenten Spiel. Die Bianconeri gleichen dank einem 4:2-Heimsieg zum 3:3 aus.

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