So viele Schnurris Experten auf einem Fleck findest du sonst nirgendwo: Seit die WM ein Thema ist, laufen die Experten-Gespräche in der watson-Redaktion auf Hochtouren. Und am Schluss sagen sie sowieso alle: «Ich hab's ja gesagt.»
Doch nun zeigt sich, bei wem hinter den Aussagen auch etwas dahinter steckt. Wir haben die grössten Experten gefragt, wie die WM verlaufen wird. Gesucht sind: Weltmeister, Schweizer Abschneiden, positive und negative Überraschung, Torschützenkönig und bester Spieler.
Ziemlich sicher weisst du es aber noch besser als wir. Oder du glaubst es zumindest. Schreib uns deine Tipps ins Kommentarfeld!
Peter Blunschi: Brasilien
Die «Seleçao» ist auf Mission Wiedergutmachung für die monströse Pleite an der Heim-WM. Unter Trainer Tite spielen die Brasilianer endlich wieder brasilianisch. Und Neymar ist nach seiner Verletzungspause frisch und nicht ausgelaugt wie viele Topstars nach einer langen Saison. Wer also soll diese Mannschaft stoppen?
Reto Fehr: Nigeria
Ich gebe keinen Tipp ab, ich öffne euch mein Herz: Nigeria. Voraussetzung sind allerdings drei Dinge: 1. Die Prämien sollten vor dem ersten Spiel geklärt sein. 2. Der Staatschef sollte die Handynummer des Trainers nicht haben. 3. Bisschen Glück braucht’s dann auch noch.
Quentin Aeberli: Deutschland
Wer auf einen Leroy Sané verzichten kann, braucht keinen Leroy Sané ... Und wer keinen Sané braucht, der wird Weltmeister.
Ralf Meile: Frankreich
Der Titel geht an Deutschland, Brasilien, Spanien oder Frankreich. Mein Gefühl sagt, dass es schlau ist, auf die Franzosen zu setzen. Es sei denn, sie nehmen sich mit internen Querelen wieder einmal selber aus dem Rennen.
Philipp Reich, Frankreich:
Die «Équipe Tricolore» hat ein unheimlich breites Kader: Souveräner Goalie, solide Verteidigung, kampfstarkes Mittelfeld, treffsichere Stürmer – das ist die Weltmeister-Mischung. Mit Didier Deschamps steht ausserdem ein gewiefter Trainerfuchs an der Seitenlinie. Schon vor zwei Jahren wäre an der EM der Titel fällig gewesen, nun holen die Franzosen in Russland Verpasstes nach.
Adrian Bürgler: Spanien
Wer der übermächtigen Schweiz im Testspiel auf derart überzeugende Weise ein Unentschieden abtrotzt, kann gar nicht anders, als Weltmeister zu werden. Spanien hat die perfekte Mischung aus Künstlern wie Iniesta und (teilweise unsympathischen) Kämpfern wie Ramos. Das ist der Weltmeister-Mix.
Sandro Zappella: Spanien
Mit Sergio Ramos, Sergio Busquets und Diego Costa haben die Spanier in jedem Mannschaftsteil einen – sagen wir mal – für den Gegner unangenehmen Spieler. Diese sind, speziell für eine technisch versierte Mannschaft wie Spanien, essentiell für den Titelgewinn.
Nico Franzoni: Argentinien
Nico Franzoni: Viertelfinal
Sandro Zappella: Halbfinal
Von Vorrunden-Aus bis Halbfinale traue ich der Nati alles zu. Weil ich sehr positiv denke, sage ich Halbfinale. Der Plan: Brasilien überraschen, denn wenn man als Gruppensieger Deutschland ausweichen kann, warten im Achtel- und Viertelfinale absolut machbare Gegner.
Quentin Aeberli: Halbfinal
Johan Djourou spielt völlig überraschend und trifft bei seiner ersten Grätsche gegen Brasilien Neymar statt den Ball. Zu zehnt sichert sich die Schweiz ein 1:1 gegen elf Brasilianer ohne Neymar. Costa Rica und Serbien sind kein Problem. Als Gruppenerster ist Mexiko auch kein Gegner. Danach ist der Sprung in den Halbfinal ein leichtes.
Reto Fehr: Viertelfinal
Der Achtelfinal ist zwar nicht einfach zu erreichen, doch das packen wir. Danach bitte, bitte, bitte gegen Deutschland. Das wird zwar brutal hart, aber – siehe negative Überraschung – die Hürde wird übersprungen. Danach zitiere ich jeden einzelnen Spieler, der jemals zu Chancen in K.o.-Runden befragt wurde: «Jetzt ist alles möglich.»
Ralf Meile: Achtelfinal
Wir haben wirklich eine gute Nati, doch ist sie gut genug, um nur schon die Gruppenphase zu überstehen? Als optimistischer Mensch glaube ich daran. Im Achtelfinal gehen aber gegen Deutschland die Lichter aus.
Peter Blunschi: Achtelfinal
Das Out im Achtelfinal ist zu einer Art Tradition der Nati geworden. Aber schon die Vorrunde wird schwierig. Die grosse Frage lautet: Wer schiesst die Tore, wenn man nicht gegen die Färöer oder Panama spielt? Zu oft ist die Petkovic-Truppe auf Geschenke angewiesen, wie in der Barrage gegen das wahrlich bescheidene Nordirland.
Philipp Reich: Gruppenphase
Nach der Gruppenphase ist die WM für die Nati schon wieder vorbei. Auf die knappe Auftaktniederlage gegen Brasilien folgen zwei unglückliche Unentschieden gegen Serbien und Costa Rica. Solid spielen reicht an einer WM eben nicht.
Adrian Bürgler: Gruppenphase
Als realistischer Pessimist sage ich: Serbien ist verdammt stark. Der Schweiz wird es leider nicht für die K.o.-Phase reichen. Aber wer weiss: Bei der Hockey-WM habe ich auch gedacht, spätestens nach dem Viertelfinal sei Schluss. Ich lasse mich gerne positiv überraschen.
Sandro Zappella: Dänemark
Die Innenverteidigung robust und unangenehm, mit Schmeichel einen Torhüter, der weiss, wie man als Underdog überrascht und im Mittelfeld einen überragenden Eriksen. Dänemark schafft es so bis ins Viertelfinale.
Peter Blunschi: Senegal
Diese Kategorie ist unberechenbar. Wer hatte vor vier Jahren Costa Rica auf der Rechnung? Also entscheide ich mich aus persönlicher Sympathie für Senegal. Weil ich hoffe, dass endlich wieder einmal ein afrikanisches Team etwas «reissen» kann. Und weil die «Löwen von Teranga» schon 2002 mit dem Sieg im Eröffnungsspiel gegen Weltmeister Frankreich für Furore gesorgt hatten.
Nico Franzoni: Schweiz
Philipp Reich: Polen
Lewandowski ballert sein Team zunächst locker zum Gruppensieg und dann dank Siegen gegen England und Serbien bis in den Halbfinal. Dort ist Argentinien dann zu stark.
Quentin Aeberli: England
Klar, England ist eine vermeintliche Grossmacht. Trotzdem scheinen die «Three Lions» wie gehemmt seit einigen Jahren. In diesem Jahr reicht es bis in den Halbfinal. Begründung folgt.
Adrian Bürgler: Kroatien
Modric und Rakitic vereint im Mittelfeld, dazu noch Spieler wie Perisic, Mandzukic oder Kovacic. Die Kroaten haben eine komplette und talentierte Mannschaft und werden die Überraschung des Turniers. Das wird auch Gruppengegner Argentinien erfahren müssen.
Ralf Meile: Kroatien
Mit etwas Wettkampfglück gelingt 20 Jahre nach der Generation um Davor Suker wieder der Halbfinaleinzug.
Reto Fehr: Ägypten
Nicht nur wegen Salah. Hector Cuper ist ein Taktikfuchs, das Team kassiert kaum Gegentore. Achtelfinal ist als Gruppensieger geschenkt, dann Portugal schlagbar. Viertelfinal also mindestens.
Adrian Bürgler: Argentinien
Die «Albiceleste» wird hinter Kroatien nur auf Platz 2 in der Gruppe landen. Im Achtelfinal ist dann gegen Frankreich Endstation. Nach einer bereits mühsamen Qualifikation die nächste Pleite für Argentinien. Und Messi gibt wohl den Rücktritt vom Rücktritt vom Rücktritt aus der Nationalmannschaft.
Quentin Aeberli: Argentinien
Frankreich oder Dänemark, so heissen die Mannschaften, die Argentinien im Achtelfinal aus dem Turnier befördern. Je nachdem, ob Argentinien vor oder hinter Kroatien liegt nach der Gruppenphase.
Ralf Meile: Russland
Zum zweiten Mal nach Südafrika 2010 wird der WM-Gastgeber schon in der Gruppenphase ausscheiden. Putin verbannt die Spiele der K.o.-Phase daraufhin nach Sibirien.
Reto Fehr: Deutschland
Da ist spätestens im Achtelfinal Schluss. Erklärung: Alle Grossen erwischte es immer mal wieder früh. Bei Deutschland ist es darum wiedermal an der Zeit.
Nico Franzoni: Deutschland
Philipp Reich: Deutschland
Der Titelverteidiger kommt in Russland einfach nicht auf Touren. Zwar ist noch die halbe Weltmeister-Mannschaft von 2014 dabei, aber mit Schweinsteiger und Lahm fehlt Jogis Jungs das Herz. Die Gruppenphase überstehen die Deutschen zwar noch, im Achtelfinal ist gegen Serbien aber Endstation.
Sandro Zappella: England
England träumt mal wieder vom Titel. Im Achtelfinale bedeuten aber Polen oder Kolumbien Endstation. Für mehr sind die Innenverteidigung und das zentrale Mittelfeld einfach zu schwach.
Peter Blunschi: Belgien
Das Starensemble gehört zum erweiterten Favoritenkreis. Doch nach dem Testspiel gegen Ägypten, das ich in Brüssel gesehen habe, bin ich nicht sehr optimistisch. Zu viele Spieler sind in der Premier League aktiv und haben zu viele Matches in den Beinen.
Reto Fehr: Haris Seferovic
Es ist simpel – zumindest, wenn man ein mathematisches Flair hat. Es muss ein Spieler sein, der eh immer spielt und dessen Team einigermassen weit kommt. Die Torschützenkönig-Formel hat sich seit der WM 1974 kaum verändert und sieht (vereinfacht) so aus:
Bei Seferovic sieht das so aus: 8 x 3 / ((5 + 6) / 1,8) = 6,11 Tore
Peter Blunschi: Antoine Griezmann
Die logische Wahl wäre Thomas Müller, doch «Grizi» ist heiss, wie man im Endspiel der Europa League gesehen hat. Wie die Brasilianer musste er eine Pleite am letzten Heim-Turnier verdauen und ist entsprechend geladen.
Ralf Meile: Antoine Griezmann
Er muss mir ja nicht sympathisch sein, sondern einfach nur die Bude treffen. Also: Antoine Griezmann.
Quentin Aeberli: Robert Lewandowski
Habt ihr euch mal Polens Gruppe angeschaut? Da würde auch ich noch Torschützenkönig werden. Trotz Erkältung wegen Sergio Ramos' Schweisstropfen.
Philipp Reich: Robert Lewandowski
Polens Lebensversicherung ist in Topform und hat in der Vorbereitung nach Belieben getroffen. Das Spiel der «Bialo-Czerwoni» ist voll auf ihn abgestimmt und Polen kommt in Russland so weit wie seit 1982 nicht mehr.
Nico Franzoni: Messi
Adrian Bürgler: Neymar
Zum Weltmeistertitel reicht es Brasilien nicht. Aber Neymar kann sein Ego immerhin mit einem persönlichen Erfolg trösten. Trotz Verletzung bis kurz vor der WM schiesst er die meisten Tore des Turniers.
Sandro Zappella: Neymar
Weil er im Gegensatz zu PSG hier nicht darum streiten muss, ob er Penaltys schiessen darf. Er ist der König der Brasilianer, seine starken Teamkollegen werden ihn füttern und er hat die Qualität, dies auszunutzen.
Sandro Zappella: Thiago Alcantara
Er wird Spanien mit seiner Eleganz zum Titel führen. Weil der Nachfolger da ist, fällt der Abschied des genialen Andres Iniesta für die Spanier etwas leichter.
Philipp Reich: Neymar
Der PSG-Superstar hat sich drei Monate auf die WM geschont und ist voll im Saft. Mit Brasilien spaziert er förmlich in den Halbfinal. Dort kann er es gegen Frankreich aber nicht mehr alleine richten. Wie vor vier Jahren wird Brasilien im kleinen Final stehen, wird dieses Jahr aber noch Dritter – dank Neymer versteht sich.
Ralf Meile: Neymar
Nach seiner Verletzungspause ist er frischer als die anderen Stars und er wird Brasilien weit bringen.
Peter Blunschi: Neymar
Aus den beim Torschützenkönig erwähnten Gründen. Einiges erwarte ich auch von Lionel Messi, er hat nicht mehr viele Chancen auf einen Titel mit Argentinien. Erzrivale Cristiano Ronaldo ist ihm in dieser Hinsicht einen Schritt voraus.
Adrian Bürgler: Andrés Iniesta
Der Spanier verlässt den FC Barcelona im Sommer. Auch der Rücktritt aus der Nationalmannschaft scheint wahrscheinlich. Diese WM wird sein letzter Auftritt auf der ganz grossen Bühne sein und der 34-Jährige wird noch einmal gross auftrumpfen. Als Denker und Lenker führt er die «Furia Roja» zum Titel.
Nico Franzoni: Lionel Messi
Reto Fehr: Alex Iwobi
Bester Spieler ist für immer Jay-Jay Okocha. Er schickt stellvertretend seinen Neffen Alex Iwobi nach Russland, um zu vollenden, was ihm völlig überraschend nicht gelang.
Quentin Aeberli: Kylian Mbappé
Griezmann hier, Griezmann dort, Griezmann überall. Die Hoffnungen liegen beim Atlético- (oder Barcelona?)-Stürmer. Dabei wissen die Leute nicht, dass die WM 2018 Mbappés grosses Schaulaufen wird. Ihr werdet sehen.