Einmal mehr standen wir nach einem Champions-League-Spieltag auf und dachten: Was für ein Fussball-Abend! Juventus Turin hat das scheinbar Unmögliche geschafft und hat dem defensiven Bollwerk von Atlético Madrid, das zuletzt in der Königsklasse über 300 Minuten ohne Gegentor blieb, drei Tore eingeschenkt.
Oder besser gesagt: Ronaldo hat «Atléti» drei Tore eingeschenkt und Juve so in den Viertelfinal geschossen. Der 34-jährige Portugiese dominiert nach seinem Hattrick alle Schlagzeilen. «Cristiano Ronaldo eliminiert Altético Madrid ein weiteres Mal», schreibt die «Marca». «Cristiano verschlingt Atlético», titelt die «AS». «Ronaldo zur Rettung!», ruft die britische «Daily Mail» und «ein gewaltiger Ronaldo zieht das grosse Juve in die Viertelfinals», attestiert die italienische «La Repubblica».
CR7 ist zweimal mit dem Kopf zur Stelle. Beim 3:0 beweist er Nervenstärke und versenkt in der 86. Minute einen Penalty eiskalt. Für den Superstar selbst ist das offenbar keine riesige Sache: «Dafür hat mich Juve geholt», sagt er nach dem Spiel. Dann fügt er doch noch an: «Es musste ein ganz besonderer Abend werden – und der ist es auch geworden. Wir haben die Mentalität eines Champions. Diese Nacht macht mich stolz, zu dieser Truppe zu gehören.»
Doch das gestrige Spiel war nicht der Alleingang, den uns die Schlagzeilen glauben machen wollen. Die ganze Mannschaft von Juventus zeigte einen starken Auftritt. Neben Ronaldo stach Federico Bernardeschi deutlich aus dem Kollektiv heraus.
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— Sami Khedira (@SamiKhedira) 12. März 2019
Trainer Massimiliano Allegri pokerte, indem er den Argentinier Paulo Dybala auf der Bank liess und dafür den 25-jährigen Italiener brachte. Das Risiko lohnte sich. War Bernardeschi vor dem Spiel einfach ein weiterer talentierter Spieler im Juve-Ensemble, so durfte man ihn nach dem Spiel als einen der Antreiber im bislang wichtigsten Saisonspiel bezeichnen.
Er war in der ersten Halbzeit der auffälligste Mann auf dem Platz. Beinahe jeder Angriff lief über den rechten Flügel, der als Anspielstation zwischen den zwei Madrider Reihen fungierte. Er alleine gab in 45 Minuten gleich viele Schüsse ab, wie das gesamte Team von Atlético.
Shots attempted during the first half:
— Forza Juventus (@ForzaJuve2017) March 12, 2019
Federico Bernardeschi: (4)
Atletico Madrid: (4) pic.twitter.com/5NAcXMUfUy
Sein Selbstvertrauen war nach wenigen Spielminuten derart gross, dass er Ronaldo sogar einen Freistoss absprach, diesen allerdings knapp am Tor vorbei zirkelte und sich später an einem Fallrückzieher versuchte. In der 27. Minute belohnte Bernardeschi seine starke Leistung erstmals. Er schlug eine wunderbare Flanke, direkt auf den Kopf von Ronaldo, der ohne Mühe einköpfte.
Bernardeschi, der im Sommer 2017 für 40 Millionen Euro aus Florenz kam, bewies auch Biss und gewann fünf Zweikämpfe. Zudem hatte er drei erfolgreiche Dribblings zu verzeichnen, die zweitmeisten des Abends hinter Ronaldo. In der zweiten Halbzeit nahm der Einfluss des Italieners etwas ab. Dennoch stand er am Ursprung der entscheidenden Szene des Spiels: Wie ein Ferrari an einem Trabbi zog Bernardeschi in der 84. Minute an Angel Correa vorbei.
Der offensive Mittelfeldspieler Atléticos liess sich zu einem dummen Schubser im Strafraum hinreissen. Bernardeschi fiel und holte so den Penalty heraus, den Ronaldo zur Viertelfinal-Qualifikation verwandelte.
Auch Trainer Allegri war höchst zufrieden mit seiner Wahl: «Bernardeschi hat heute einen Schritt vorwärts gemacht. Wir brauchten eine grossartige Vorstellung, um weiterzukommen und die hat er geliefert.»
Und was sagt der Spieler selbst? «Das 0:2 im Hinspiel war ein Schlag ins Gesicht. Natürlich wäre es ohne dieses Defizit einfacher gewesen. Aber wir haben hart gearbeitet und der Glaube an die Mannschaft ist innerhalb des Teams gewachsen.»
Federico Bernardeschi ist das beste Beispiel dafür.